Mit buntem Hahn und Eisenbahn mittendrin im Festzug

30.7.2014, 18:17 Uhr
Mit buntem Hahn und Eisenbahn mittendrin im Festzug

© Foto: oh

Als Erstes wird das Holzgestell gebaut. Dieses wird mit Draht überzogen, auf dem das Moos festgesteckt wird. Darüber kommt wieder ein Maschendraht, und auf diesem werden schließlich die einzelnen Blüten festgesteckt. Klingt alles ganz einfach, doch am Ende kommt immer ein Meisterwerk heraus, jedes Jahr ein anderes. Die Choreografie für den Festzug am Burgfest-Sonntag ist immer wieder die gleiche, der Blumenwagen ist immer wieder anders. Seit 48 Jahren.

1966 war der Obst- und Gartenbauverein auf die Idee gekommen, zum Burgfest mit einem eigenen Wagen im Festzug mitzulaufen. Zwei Jahre später fragte der damalige OGV-Vorsitzende Josef Odorfer die gelernte Floristin Ingrid Puhane, ob der Blumenwagen nicht etwas für sie sei. Seitdem ist sie dabei, wenn im Mai in der Vorstandssitzung die Ideen auf dem Tisch liegen, im Juni das Gerüst fertig ist, im Juli im Wald das Moos gesammelt wird, das den Blumen als Wasserspender dient, und am Donnerstag vor dem Festwochenende die Blüten gezupft und anschließend auf den Draht gesteckt werden.

Bis zu 50 000 Blüten brauchen die OGV-ler für ihr Kunstwerk. In den Anfangsjahren haben die Mitglieder Dahlien und Tagetes aus dem eigenen Garten gespendet. Wenn diese nicht reichten, half ein Aufruf über die Lokalzeitung, „und bis aus Laibstadt kamen die Gartler, um uns ihre Blumen zu bringen“, erinnert sich Ingrid Puhane. Inzwischen hat der Verein im Auhof ein eigenes großes Beet.

An Ideen für die Gestaltung mangelt es der Hilpoltsteinerin nicht. Die Stadt ist voll von Motiven. Es gibt den Döderleinsturm (war 1981 dran), die Dreifaltigkeitskapelle (1992) und das Rathaus (1982). Der Maßkrug (1987) gehört genauso zum Burgfest wie Trommel und Fanfare (1999) oder der Thron (2006). Zur Olympiade 1972 wurden Olympische Ringe durch die Stadt gezogen, im Jahr des Kindes 1979 eine Kinderwiege, und als die Gredl 1988 ihren 100. Geburtstag feierte, fuhr eine Eisenbahn im Festzug mit.

Nur ein einziges Mal in all den Jahren gab es zum Burgfest keinen Wagen. 1975 war das Wetter so schlecht, „dass es einfach keine Blumen gab“. Doch die Burgfestgäste warten auf den Blumenwagen, weiß die Hilpoltsteinerin. Also gibt es seitdem, wenn das Wetter nicht mitspielt, eben eine kleinere Variante, bei der auch mal getrickst wird. So erhielt die Burg (1984) Mauern aus Moos. Und im Bauerngarten (1991) wachsen ja auch nicht nur Blumen...

Nach dem Umzug stehen die Wagen am Burgfest-Sonntag und -Montag traditionell am Festplatz. Danach wird aufgeräumt. Die Blüten kommen wieder runter vom Draht und rauf auf den Kompost. So manches Gestell aber überdauert inzwischen das Burgfest. Der historische Kinderwagen (2010) steht vor der Rother Kreisklinik, den Hofnarren (2011) hat sich Hofnarr Josef Lang in den Garten gestellt. Das Sparschwein (2012) kam bei einem Bauern unter, der Hahn (2013) auf einer Hühnerfarm.

Ingrid Puhanes Engagement für den Blumenwagen kommt nicht von ungefähr. Sie ist ein Kind des Burgfestes. Mit sechs Jahren lief die heute 66-Jährige zum ersten Mal im Festzug mit. Ihre Mutter Elisabeth Wechsler war 1978 Burggräfin und sprang ein Jahr später ein, als ihre Nachfolgerin Elisabeth Rehm einen Reitunfall hatte. Schwester Ursula Fürnkäß hatte das gräfliche Amt 1984 inne, Ingrid Puhane selbst zehn Jahre später.

Motiv bleibt lange geheim

„Hilpoltstein feiert“ war 1994 das Motto des Blumenwagens. Und auch bei diesem Wagen hat sie – trotz der gräflichen Verpflichtungen – mit Hand angelegt. Der Blumenwagen, gibt Ingrid Puhane zu, „war mein Ein und Alles“. Doch nun ist Schluss. Vor vier Jahren hatte sie „ihrem“ OGV-Vorstand bereits angekündigt, dass sie aus gesundheitlichen Gründen die Arbeit nicht mehr lange machen kann. Die Hände machen nicht mehr mit. Da habe es ihr aber noch keiner so richtig geglaubt. Doch die Entscheidung ist endgültig. Schon in diesem Jahr wird der Blumenwagen – dessen Motiv natürlich wie immer bis zur letzten Minute geheim bleibt – von ihren Nachfolgern gestaltet. Auch im Zug wird sie nicht mehr mitlaufen. Irgendwann, so Ingrid Puhane, „muss mal Schluss sein“.

 

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