Spahl will Rednitzhembach auch künftig gewaltig voranbringen

18.2.2014, 07:45 Uhr
Spahl will Rednitzhembach auch künftig gewaltig voranbringen

© Gerner

Spahl schneidet viele Punkte an beim Gespräch mit der Redaktion. Berufliches und Privates, Zukünftiges und Erledigtes, Politisches und Kulturelles. Irgendwann kommt er aber doch auf das Thema, mit dem der Rednitzhembacher Bürgermeister weit über die Grenzen seiner Gemeinde hinaus bekannt geworden ist: „Die Entschuldung war das wichtigste politische Projekt meiner drei Amtszeiten“, sagt Spahl. Seit über zehn Jahren hat die Gemeinde keine Bankverbindlichkeiten mehr. „Wenn die Schulden weg sind, fängt das Leben an“, betont der Rathauschef.

In der ersten Hälfte der 1990er Jahre, als der junge Jürgen Spahl Bauamtsleiter der Gemeinde Rednitzhembach war, war Rednitzhembach eine der am höchsten verschuldeten Gemeinden im Landkreis Roth. Vom teuren Bau des Gemeindezentrums hatte sich die Kommune nie richtig erholt. Und: Im Gemeinderat waren die Gräben tief wie die Schlucht des Grand Canyon. Nicht selten verließen Fraktionen geschlossen Sitzungen, um damit ihren Protest gegen Entscheidungen kundzutun. Helmut Leßner, der damalige Mitarbeiter des Schwabacher Tagblatts, weigerte sich einmal, über eine Sitzung zu berichten, weil es wieder einmal nicht mehr um die Sache ging, sondern nur noch darum, gegen die jeweils andere Seite zu sein.

In dieser aufgeheizten Atmosphäre wurde Jürgen Spahl zunächst vom Neutralen Block/Parteilose Wähler und dann von der CSU in den Bürgermeisterwahlkampf geschickt. Spahl gewann und ordnete die Geschäfte neu. Er strukturierte im Rathaus um und befriedete den Gemeinderat. Er gründete Beiräte, in denen die Mitglieder aller Fraktionen wichtige Themen vorbesprechen konnten.

Dass der Rednitzhembacher Bürgermeister gar nicht in Rednitzhembach lebt, sondern im Rother Ortsteil Obersteinbach, war vielleicht noch bei seiner ersten Wiederwahl 2002 ein Thema. Inzwischen ist es so normal wie der nächste Bundesliga-Sieg von Bayern München. Die knapp zehn Kilometer vom Eigenheim zum Arbeitsplatz hält er sogar für einen Vorteil. Für ihn selbst, „weil derjenige schnell ausbrennt, der sich überhaupt keine Freiräume mehr schafft“. Aber auch für seine Familie: „Sie steht nicht so unter Beobachtung.“

Der private Jürgen Spahl hört gern klassische Musik und interessiert sich für Bildende Kunst. Und: Der private Jürgen Spahl ist nach wie vor gerne mit dem Motorrad unterwegs, hin und wieder auch in die Rednitzhembacher Partnergemeinde Bardolino am Gardasee. Inzwischen „schleppt“ er seine Maschine jedoch mitunter mit Auto und Anhänger bis nach Innsbruck. „Richtig schön wird es ja erst, wenn es in die Berge geht.“

In Rednitzhembach sieht man jedoch nicht den privaten Jürgen Spahl, sondern fast immer den Bürgermeister Jürgen Spahl. Hin und wieder wird er von seiner Ehefrau Irina begleitet, die er in Kirgisien kennengelernt hat und die sich jetzt in den Rednitzhembacher Übergangsklassen mit rund 45 Kindern aus 21 Nationen engagiert und auch Kontakt zu den in Rednitzhembach lebenden Asylbewerbern hält.

Wenn Spahl über Rednitzhembach spricht, dann kommen zwei Wörter sehr oft vor: Identität und Identifikation. Der Rathausneubau sei für die Identität der Gemeinde wichtig gewesen. Es war gewissermaßen der Abschluss der Gemeindegebietsreform. Der wachsende Kunstweg, das Rathaus als Ausstellungszentrum für Künstler aus der Region, das lebendige Vereinsleben. „All das hilft, damit sich die Bürger mit ihrer Gemeinde identifizieren“, betont der Rathauschef. „Nach Rednitzhembach ziehen die Leute ja nicht wegen der Kläranlage, sondern weil hier was los ist.“

Es wird, daran lässt Spahl keinen Zweifel, auch in Zukunft etwas los sein und Platz für Zuzügler geben. Die Gemeinde setzt auf moderates Wachstum. Wenn die aktuellen Neubaugebiete (unter anderem beim Bauhof) voll sind, hat Spahl schon wieder drei neue Areale im Visier.

Viele Pläne in der Schublade

Die gewerbliche Entwicklung ist noch viel auffälliger. Größter Coup der vergangenen Jahre: Der Lebensmittel-Großhändler Omega Sorg, der vor allem Hotels und Restaurants beliefert, beginnt in diesen Tagen im erweiterten Gewerbegebiet Süd mit dem Bau einer großen Außenstelle, in der mindestens 150 Frauen und Männer einen Job finden.

In diese Richtung soll es weitergehen. Im Fall seiner Wiederwahl kündigt der Rathauschef erstens Kontinuität und zweitens Neues an. „Ich habe viele Pläne in der Schublade. Wir planen Dinge, die die Gemeinde gewaltig voranbringen werden.“ Welche das sind, will er im Wahlkampf nicht verraten. Jürgen Spahl ist auch ein Taktiker.

Dass er, anders als 2008, mit Gabi Müller (FW) wieder eine Gegenkandidatin hat, macht den 54-Jährigen zwar nicht nervös. „Aber ich nehme die Geschichte schon ernst. Eine Wahl ist nie ein Selbstläufer.“ Spahl macht keinen Hehl daraus, dass er gewinnen will. Unbedingt gewinnen will. Die Zeiten, in denen der Rednitzhembacher von verschiedenen Seiten für größere Aufgaben gehandelt wurde, hat er selbst für beendet erklärt. „Natürlich hat es einige Anfragen gegeben“, sagt er. „Aber ganz ehrlich: Mir gefällt es hier. Ich habe eine exzellente Verwaltung, die die Beschlüsse umsetzt. So kann ich mich auf die strategischen Dinge konzentrieren.“
 

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