Landkreis Roth will CO2-Ausstoß halbieren

12.4.2013, 00:00 Uhr
Landkreis Roth will CO2-Ausstoß halbieren

© lra

Das, was das beauftragte Institut für Energietechnik der Hochschule Amberg-Weiden (IfE) auf Hunderten von Seiten zusammengetragen hat, ist mehr als die umfassendste Datensammlung von Energieverbräuchen in jeder Gemeinde des Landkreises Roth, die es je gegeben hat. Das KEEK zeigt auch auf, wo wie viel Energie eingespart werden kann und wo welche Form von erneuerbaren Energien „zugebaut“ werden kann.

Der Abschluss des Mega-Werkes ist gleichzeitig ein neuer Anfang: „Ab heute beginnt die Umsetzung“, sagte Regionalmanager Andreas Scharrer, der in Zusammenarbeit mit der Energieagentur (ENA) die bisherigen Arbeiten koordiniert hat.

Um was geht es? Es geht darum, dass die gut 124000 Menschen im Landkreis Roth, ihre Firmen, ihre Autos und ihre Städte und Gemeinden bis zum Jahr 2030 erstens weniger Energie verbrauchen sollen als sie es heute tun. Und es geht zweitens darum, selbst vor Ort mehr erneuerbare Energie zu erzeugen.

Hohes Einsparpotenzial

Technisch ist vieles machbar. Professor Markus Brautsch vom IfE beziffert das Einsparpotenzial beim Strom- und Wärmeverbrauch auf 25 bis 30 Prozent. Gleichzeitig könnte durch weiteren Bau von Photovoltaikanlagen, durch eine Optimierung der Wasserkraftanlagen und durch den Bau von etwa 30 Windrädern deutlich mehr Strom erzeugt werden als zwischen Rohr und Greding verbraucht wird.

Brautsch glaubt, dass in Sachen Strom eine (bilanzielle) Vollversorgung gelingt, in Sachen Wärme könnten bis 2030 knapp 40 Prozent aus dem eigenen Wald, aus Biogasanlagen und aus der Solarthermie kommen. Zum Vergleich: 2010 stammten im Landkreis 18 Prozent des Stroms und auch 18 Prozent der Wärme aus erneuerbaren Quellen.

Etwas mehr Zurückhaltung

Die 16 Gemeinden, die vom IfE in den vergangenen Monaten mit Energie-Gemeindesteckbriefen ausgerüstet worden sind und die ihre eigenen Ziele formuliert haben, sind etwas zurückhaltender. Sie glauben an die Strom-Eigenversorgung in Höhe von 80 Prozent, an eine Wärme-Eigenversorgung in Höhe von 29 Prozent. Aber: „Die von den Gemeinden gelieferten Ziele zeigen mir: Wir sind gemeinsam auf dem Weg“, freute sich Professor Brautsch, der selbst im Landkreis Roth, nahe Greding, lebt.

Er hätte auch sagen können: „Auf den Wegen.“ Denn jede Gemeinde setzt unterschiedliche Schwerpunkte. Nahe Wassermungenau ist vergangenes Jahr eine der größ-

ten Aufdach-Photovoltaikanlagen Deutschlands in Betrieb gegangen. Bei der Entwicklung von Bürgerwindkraftanlagen setzt Abenberg auf maximale Transparenz. Und in Sachen Energie-Entwicklungskonzept sattelt die Burgstadt — ebenfalls mithilfe des IfE — noch einen Energie-Entwicklungsplan auf. In Thalmässing versucht man, mithilfe eines bundesweit einmaligen Windkraftvereins einen Wildwuchs der Windmühlen zu verhindern und alle Grundstückseigentümer auf den ertragreichen Jura-Hochebenen in ein Boot zu holen. In Büchenbach versucht die Gemeinde, mithilfe der Schwabacher Stadtwerke das Stromnetz zu kommunalisieren. Nur einige Beispiele von vielen, die zeigen: Es ist derzeit vieles in Bewegung.

Allerdings, das machte Landrat Herbert Eckstein bei der Vorstellung des KEEK deutlich, ist nicht nur vieles in Bewegung, sondern auch die Unsicherheit groß. Das liege nicht zuletzt an den von der großen Politik „dilettantisch gesetzten Rahmenbedingungen für die Energiewende“. Eckstein machte auch auf die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis aufmerksam. So gehe das KEEK nicht zuletzt aufgrund eines optimierten Öffentlichen Personennahverkehrs von einem spürbaren Rückgang des Energieverbrauchs auf der Straße aus. Doch in der Realität passiere derzeit genau das Gegenteil. Buslinien würden ausgedünnt oder ganz gestrichen. Die öffentliche Hand müsste dann immer mehr Geld bereitstellen, um nur den Standard zu halten, geschweige denn zu verbessern.

Klimaschutzkonzept

Wie geht es weiter? Teile des Energiekonzeptes sind die Basis für

ein Integriertes Klimaschutzkonzept, das schon in den nächsten Wochen fertig sein dürfte. Mit diesem neuen Energieplan, an dem beispielsweise auch die Stadt Schwabach arbeitet (siehe Bericht unten), hätte der Landkreis Anspruch auf einen „Klimaschutzmanager“, der viele Projekte in den Gemeinden koordinieren könnte. Noch wichtiger, so Landrat Eckstein, seien aber die „Kümmerer vor Ort“. Eckstein versprach, auf Kreisebene die Kräfte zu bündeln. Die Gemeinden könnten mitmachen, müssten aber nicht. „Wenn einer seinen eigenen Weg gehen will, muss das auch nicht schlecht sein.“

Welcher Weg der richtige ist, wird man ohnehin erst in ferner Zukunft mit Bestimmtheit sagen können. „Die Energiewende“, sagte Regionalmanager Scharrer zum Abschluss, „ist nun einmal ein jahrzehntelanger Prozess.“

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