Schwabacher Pseudogley ist Boden des Jahres 2015

22.5.2015, 09:24 Uhr
Schwabacher Pseudogley ist Boden des Jahres 2015

© F.: Gerner

Kumutat: „Wir würdigen damit das Engagement der Stadt Schwabach. Mit einer begehbaren Bodengrube hat sie eine einzigartige Möglichkeit geschaffen, vor allem Schülerinnen und Schülern nahezubringen, worauf wir stehen.“

Die Initiative zur „Bodenbewusstseinsbildung“ war von Stadtförster Thomas Knotz ausgegangen. „Ohne ein ganzes Team an Helfern, vom Baubetriebsamt bis zum Landschaftspflegeverband, hätten wir das aber nie hinbekommen“, wehrte sich Knotz gegen allzu viel Lob.

Geräumiges Loch

Die begehbare Bodengrube in der Brünst gibt es schon seit zweieinhalb Jahren. Sie ist knapp zwei Meter tief und so geräumig, dass sie fast eine ganze Schulklasse fassen kann. In ihr ist anschaulich der Aufbau des Bodens abzulesen: oben gut zehn Zentimeter Streu und Oberboden, darunter abwechselnd Schluff, lehmiger und toniger Sand, abgeschlossen durch eine Art tonige Isolierschicht in etwa einem Meter Tiefe, durch die kaum noch Wasser dringen kann. Und noch einmal darunter der hunderte von Millionen alte typische Keuper-Sandstein.

Bodenkundler kennen den „Gley“: ein Boden, der ständig von Grundwasser beeinflusst ist und deshalb ständig feucht ist. Daher auch sein Name: „Klei“ kommt ursprünglich aus dem Mittelniederdeutschen und heißt so viel wie „Kleber“, weil er hartnäckig an den Schuhen klebt.

Ein Stauwasserboden

Schwabachs Böden sind aber viel trockener. Die Grundwasserschichten liegen oft tiefer. Wenn es längere Zeit nicht regnet, ist der Boden nicht nass und schmierig, sondern fällt trocken. Deshalb sprechen die Experten von „Pseudogley“. Und die Bodengrube in der Brünst ist gewissermaßen sogar nur ein „Pseudo-Pseudogley“. Damit sie Schulklassen das ganze Jahr über begehen können, hat sie Thomas Knotz mittels einer Drainage entwässert.

Unabhängig davon lobte LfU-Präsident Claus Kumutat die Bemühungen, das Interesse für den Boden zu wecken. „Es ist wichtig, dass wir wissen, worauf wir fußen. Der Boden ist unsere Lebensgrundlage.“

Doch von dieser Lebensgrundlage wird immer mehr abgeknabbert. Noch immer werden in Deutschland pro Tag 120 Hektar Fläche versiegelt. In Bayern sind es 18 Hektar pro Tag, so viel wie 25 Fußballfelder. Weitere Böden erodieren durch falsche Bewirtschaftung oder durch das Abholzen von Wäldern. Ein Verlust, der nur schwer gutzumachen ist: 2000 Jahre dauert es, bis der Boden wieder um zehn Zentimeter wächst.

Teil des Naturspaziergangs

Kumutat rief zu einem verstärkten Schutz des Bodens auf. Schwabach leiste durch die Bodengrube und die dazugehörige Informationstafel einen wichtigen Beitrag. „Nur was wir kennen, das schätzen wir. Und nur was wir schätzen, das schützen wir“, sagte der LfU-Präsident bei der Übergabe der Urkunde an Oberbürgermeister Matthias Thürauf, an Stadtförster Thomas Knotz, an Forstoberrat Christoph Cassian, an Andreas Barthel vom Landschaftspflegeverband und an Markus Baumeister, dem Leiter des Städtischen Umweltamts.

Baumeister wies darauf hin, dass die Bodengrube keine singuläre Maßnahme sei, sondern eingebunden sei in den zehn Kilometer langen Naturspaziergang, der schon in den 1990er Jahren angelegt worden war.

Der „Boden des Jahres“ ist eine gemeinsame Aktion der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft und des Bundesverbandes Boden. Er wird seit 2005 jährlich ausgewählt. Und immer am 5. Dezember, dem Tag des Bodens, bekanntgegeben.

Dass im Dezember 2014 die Wahl für 2015 und für Bayern auf den Schwabacher Pseudogley fiel, kommt irgendwie ganz passend: Die Vereinten Nationen haben schließlich das Jahr 2015 zum „Internationalen Jahr des Bodens“ gekürt.

Infos zum Schulwald in der Brünst: www.schwabach.org/agenda/10633
Flyer (PDF-Download): Naturspaziergang Schwabach

 

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