Söder in Schwabach: Große Show im vollen Festzelt

8.8.2018, 13:10 Uhr
Söder in Schwabach: Große Show im vollen Festzelt

© Foto: Thomas Correll

Wer in ein Bierzelt geht, der will unterhalten werden. Das weiß auch Markus Söder, deshalb ist sein Auftritt vor allem viel Show. Das beginnt schon bei der Anreise. Pünktlich um sieben Uhr fahren zwei mächtige BMW vor das brechend volle Bierzelt in Limbach. Eine Seitenwand haben die Veranstalter offen gelassen, so können einige Zuschauer das Spektakel stehend verfolgen.

Söder läuft ein und schüttelt erst einmal Hände, sehr viele Hände. Dann setzt er sich zu den lokalen CSU-Größen an den Tisch und stößt mit einer Maß Bier an – ständig im Blitzlichtgewitter der Fotografen. "Hier bin ich zuhause", sagt er später während seiner Rede mehrfach und das merkt man ihm auch an. Es ist ein Heimspiel.

"Du bist a Schand'"

Die Proteste ändern daran nichts. Vor dem Zelt haben sich etwa 15 Gegner postiert, sie tragen Rettungswesten, um auf Situation von Flüchtlingen im Mittelmeer hinzuweisen - ähnlich wie vor kurzem in Nürnberg. Alles bleibt friedlich. Dann, Söder hat gerade begonnen zu reden, laufen zwei Männer mit einem Transparent durch das Zelt. "Du bist a Schand’ für unser Land", steht da geschrieben. Schwabachs CSU-Fraktionsvorsitzender Detlef Paul fängt die Demonstranten kurzerhand ab und zerreißt unter großem Applaus das Plakat. Söder lächelt müde. "Bis zum nächsten Mal", sagt er, als die Männer das Zelt verlassen. Auch das ist irgendwie Teil der Show.

Zwar kämpft Söder derzeit gegen Unzufriedenheit mit seiner Arbeit als Ministerpräsident und schlechte Umfragewerte seiner Partei, doch mangelnden Humor kann man ihm an diesem Abend wirklich nicht vorwerfen. Schwabachs OB Matthias Thürauf erklärt er kurzerhand zum schönsten Bürgermeister Bayerns und schiebt nach, Thüraufs Büro habe diese Aussage angeregt. Landtagsabgeordneter Karl Freller ist ebenfalls Ziel der Scherze: Freller erzähle zwar immer davon, dass Söder bei ihm im Büro seine politische Karriere begonnen habe. Dass der spätere Ministerpräsident dort aber "für einen Hungerlohn" schuften musste, das erwähne Freller nicht. Auch gegen einen anderen, namentlich nicht genannten Parteifreund teilt Söder aus: Mit einem diabolischen Lächeln betont er, dass er seinen Doktortitel nicht nur bekommen, sondern auch bis heute behalten habe.

Comedy und Inhalt

Etwa fifty-fifty ist die Mischung aus Comedy und Inhalt, aber natürlich vollzieht Söder in seiner guten Stunde Redezeit auch den politischen Rundumschlag. Immer wiederkehrendes Thema ist die Heimat, die Zusammengehörigkeit. Tosenden Applaus erhält Söder, als er Respekt und Dank von anderen Bundesländern, insbesondere Berlin, einfordert. Schließlich finanziere man sich dort mit bayerischem Geld. Deutschland sei deshalb so erfolgreich, "weil es uns Bayern und Franken gibt". Söder lobt Parteifreunde, pflegende Angehörige, junge Familien, Polizisten, Lehrer oder Rentner und gibt sich als Macher, der deren Lebensverhältnisse verbessert: "Ich mache, ich entscheide, ich kümmere mich."

Natürlich wendet er sich auch dem Thema Zuwanderung zu, hier bekommt er besonders viel Applaus. "Wer nicht anerkannt wird und dann auch noch gewalttätig wird, der muss das Land verlassen!" Die europäischen Außengrenzen seien nicht sicher, deshalb müsse die Staatsregierung die eigenen Grenzen schützen – denn "Sicherheit ist die Voraussetzung für Freiheit". Ohnehin gebe Bayern mehr Geld für Integration aus als die anderen Bundesländer. Besonders wichtig sei es, Deutsch-Klassen für Migranten einzurichten. Alle Kinder sollten gleiche Aufstiegschancen haben, das gehe nur über die Sprache.

"Da bin ich derhamm"

Wie Bundeskanzlerin Angela Merkel kürzlich, warnt nun auch Söder vor "bösen Worten", die zu bösen Taten führen könnten, vor einer Polarisierung und Radikalisierung der Gesellschaft. Es ist insgesamt ein eher staatstragender Auftritt des Ministerpräsidenten, keine giftige Wahlkampfrede. "Ich bin der Markus, da bin ich derhamm, und da bleib ich auch" – als Schlusssatz wandelt Söder die Eigenwerbung des Bayerischen Rundfunks leicht ab. Und wieder ist es die Heimat, der Dialekt, die lokale Besonderheit, die er beschwört.

Nach Bayern- und Nationalhymne (er singt natürlich mit) nimmt sich Söder noch viel Zeit zum Händeschütteln, bevor die zwei schwarzen BMW den Festplatz wieder verlassen. 1500 sichtlich zufriedene und gut unterhaltene Schwabacher machen sich ebenfalls auf den Heimweg.

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