Werner Bäuerlein: Bürgermeister von altem Schrot und Korn

7.2.2014, 08:29 Uhr
Werner Bäuerlein: Bürgermeister von altem Schrot und Korn

© Gerner

Der Bogen und die Pfeile? Sind im Keller verstaut. Für das Training bleibt keine Zeit. Der Karate-Anzug? Wurde in den vergangenen sechs Jahren genau einmal aus dem Schrank geholt. Es wird wohl noch dauern, bis der braune Gurt gegen den schwarzen getauscht werden kann. Klar ist: Seit es den Bürgermeister Werner Bäuerlein in Abenberg gibt, immerhin schon seit 2002, muss der Privatmann Werner Bäuerlein zurückstecken.

Den 57-Jährigen hält das aber nicht davon ab, sich für eine dritte Amtszeit zu bewerben. Grund: „Mir macht mein G’schäft noch viel Freude.“

Also steht Werner Bäuerlein am 16. März wieder auf dem Wahlzettel, und zwar gleich in dreifacher Ausfertigung. Als parteiloser Kandidat der SPD für den Posten des Bürgermeisters, als Listenführer der Sozialdemokraten und als Bewerber für den Kreistag.

Immer dabei

Bäuerlein ist, wenn man so will, ein Bürgermeister von altem Schrot und Korn. Ob Vereinstreffen, Schulveranstaltung, Kindergartenfest, Museums-Termin, kirchliches Gedenken oder sportlicher Wettkampf: Der Rathauschef ist omnipräsent in der Burgstadt. Weil er gut vernetzt ist, haben ihn seine 15 Kollegen aus dem Landkreis zu ihrem Kreisvorsitzenden des Bayerischen Gemeindetags gewählt.

Dabei wurde dem gebürtigen Abenberger das Politiker-Gen gar nicht unbedingt in die Wiege gelegt. Nach dem Realschulabschluss in Roth ging er zum Finanzamt nach Schwabach. Erst 1978 heuerte er bei der Stadt Abenberg an. Er durchlief fast alle Abteilungen (bis auf das Bauamt) und war unter seinem Vorgänger Karlheinz Walter schließlich der Leiter der Finanzverwaltung. 2002 wurde er zum Bürgermeister gewählt.

Schwieriger Start

Die Anfangsjahre waren nicht einfach. 17 der 20 Stadträte waren neu im Gremium, die Burgstadt drückten über 13 Millionen Euro Schulden – angesichts einer Einwohnerzahl von knapp unter 6000 eine enorme Zahl. Bäuerlein und sein Stadtrat schafften jedoch den Spagat. Sie fuhren die Bankverbindlichkeiten bis heute um knapp fünf Millionen Euro zurück, ohne die Investitionen zu stark einzubremsen.

Millionen habe man in die Infrastruktur gesteckt und gleichzeitig den Dörfern durch die Dorferneuerungsprogramme eine Zukunft gegeben. „Das war für mich Basisdemokratie pur“, sagt der Rathauschef.

Waren in den ersten Jahren vor allem die Ortsteile im Vordergrund gestanden, rückte zuletzt der Kernort verstärkt in den Mittelpunkt. Die Abenberger bauten die Kinderbetreuung immer weiter aus, in einer beispielhaften Kooperation mit Spalt wurde die Mittelschule im Ort gehalten, die Stadt packte stellvertretend für den Staat den Bau der Umgehungsstraße an. Doch jede neue Amtszeit erfordert neue Anstrengungen.

Generationen füreinander

Der offenen Jugendarbeit will Bäuerlein künftig verstärkt Aufmerksamkeit schenken – möglichst mit einem offenen Jugendtreff. Die Verbesserung des Personennahverkehrs hat er sich auf die Fahnen geschrieben – auch unkonventionelle Ideen seien gefragt. Und: Bäuerlein will mit interessierten Mitstreitern eine Senioren- und/oder Nachbarschaftshilfe anstoßen, wie es sie etwa in Schwanstetten gibt. Es soll ein Netz entstehen, in dem die Jungen den Alten helfen und die Alten den Jungen.

Nicht alles jedoch ist planbar. Derzeit ist Werner Bäuerlein wieder einmal in Sachen Energie gefordert. Die neue Höchstspannungsleitung, die der Netzbetreiber Amprion von Lauchstädt bis nach Meitingen bei Augsburg ziehen will, dürfte durch den Landkreis Roth führen; wenn es dumm läuft auch durch Abenberg.

„Energie“ war in Abenberg in den vergangenen Jahren immer wieder ein Thema. Es fügte dem Rathauschef auch die einzige große Niederlage seiner Amtszeit zu. Dass er zwei große Freiflächen-Fotovoltaikanlagen bei Ebersbach und Kapsdorf nicht durch den Stadtrat bekommen hat, das ärgert den 57-Jährigen noch heute: „Das war eine vertane Chance.“

Lehrreicher Prozess

Es war aber auch ein lehrreicher Prozess. „Ich hätte besser und früher informieren müssen“, betont der Bürgermeister selbstkritisch. Bei der Diskussion um die mögliche Nutzung der Windkraft bei Ebersbach/Kapsdorf und am Hergersbacher Kreisel hat er die Bevölkerung von Anfang an ins Boot geholt. Ob aus dem Bau von Windrädern wirklich etwas wird, steht aber in den Sternen.

So oder so: Es bleibt spannend für Werner Bäuerlein. Diese Spannung wird auch nicht abfallen, wenn er am 16. oder 30. März im Bürgermeisteramt bestätigt werden sollte. Bei einem Sieg würde im Mai dann seine dritte Amtszeit beginnen. Es würde mutmaßlich seine letzte sein.

Theoretisch könnte er zwar auch noch 2020 kandidieren. „Aber es gibt in meinem Leben auch noch andere Dinge als Bürgermeister zu sein“, sagt Werner Bäuerlein. Den Bogen zum Beispiel. Oder den Karateanzug, den er dann sicher wieder öfters aus dem Schrank holen würde.

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