Werner Langhans ist „Bürgermeister aus Leidenschaft“

11.2.2014, 08:45 Uhr
Werner Langhans ist „Bürgermeister aus Leidenschaft“

© Hess

Vieles ist auf der Strecke geblieben. Trotz des oft mühsamen Alltags und der hohen Arbeitsbelastung jammert er nicht, sondern sieht es sportlich: „Ich schöpfe meine Kraft daraus, dass ich sehe: Es geht etwas weiter.“

Sportlicher Start in den Tag

In seinem früheren Beruf war er in Bewegung, doch jetzt: am Schreibtisch sitzen, im Auto sitzen und die vielen Sitzungen. Als Ausgleich dient ihm der Sport. Er betreibt in einem Fitness-Zentrum mit einer Gruppe „Frühaufsteher-Training“ von 7 bis kurz vor 8 Uhr. Oder er joggt eine Runde, bevor er ins Rathaus geht, wo ihn der Arbeits-Alltag erwartet.

Trompetespielen war früher sein großes Hobby. 18 Jahre hat er, der Katholik, im Evangelischen Posaunenchor gespielt, 25 Jahre in der Feuerwehr-Kapelle. Jetzt spielt er nur noch ab und zu Trompete. „Das ist schade“, bedauert Werner Langhans. Sein Bruder hat als erster Katholik im Evangelischen Posaunenchor angefangen, dann stieß auch er dazu. Irgendwann bestand der Posaunenchor zu einem Viertel aus Katholiken.

Das war praktizierte Ökumene ohne Berührungsängste. „Ich bin ein Freund der Ökumene“, bekennt Werner Langhans. Als Bürgermeister hat er natürlich mit beiden Kirchen zu tun und pflegt mit beiden ein gutes Einvernehmen. Ebenso mit allen Sozialverbänden.

Gelassenheit gelernt

„Ich bin Bürgermeister aus Leidenschaft, mit Leib und Seele“, sagt Werner Langhans. „Eigentlich bin ich ein Macher-Typ. Aber alles auf einmal geht nicht. Das musste ich lernen. Ich habe als Bürgermeister viel Gelassenheit gelernt. Aber wenn die Tür einen Spalt breit offen steht, muss man auch schauen, dass man den Fuß reinbringt“, blickt der Bürgermeister zurück.

Und weiter: „Das Amt ist vielseitig, ich kann vieles delegieren, aber irgendwie muss trotzdem ich immer dabei sein. Ich will Wendelstein ja weiterbringen – wie versprochen. Wir wollen mit unseren Investitionen den Bürgern etwas zurückgeben.“

„Wendelstein stand vorher gut da, Wendelstein steht jetzt noch besser da, Wendelstein hat sich gemausert.“ Sechs Jahre ist Werner Langhans Bürgermeister. „Ich musste mir vieles erarbeiten“, bilanziert er, „und wir haben vieles erreicht, wobei es immer noch weitergeht.“ Zum Erreichten zählt er Kinderbetreuung, Schulwesen, Breitbandversorgung, Straßen- und Wegebau, und hier vor allem die 6,5 Kilometer Radwege, die in seiner Amtszeit hinzugekommen sind: Der Radweg Richtung Zollhaus, der in der Röthenbacher Straße und der In der Au. Beim Straßen- und Wegebau ist einiges erreicht worden, doch will sich der Bürgermeister auch hier nicht auf den Lorbeeren ausruhen: „Es wird weitergehen.“

Auf Bedarf reagiert

Bei der Kinderbetreuung koordiniert die Gemeinde zehn Träger. Neu in der Amtszeit von Werner Langhans hinzugekommen sind die Krippen für die ganz Kleinen. Von Krippen war vor 2008 kaum die Rede, und schon gar nicht in Wendelstein. Hier kann Wendelstein inzwischen rekordverdächtig viele Plätze bieten. „Das Leben ist unruhiger geworden“, sagt Werner Langhans.

In seiner Amtszeit feierte Wendelstein seine erste urkundliche Erwähnung vor 750 Jahren, und Wendelstein ist „Schulzentrum“ geworden. Das Gymnasium ist hinzugekommen, die privat geführte Waldorfschule wächst weiter, und die frühere Hauptschule hat sich zur Mittelschule gewandelt, wobei der Trend deutlich zur Ganztagsschule geht. So hat Wendelstein das Mittelschul-Gebäude um einen Trakt erweitert und unter anderem eine Mensa angebaut.

Thema Breitbandversorgung: Der Ruf nach schnellem Internet wird immer lauter. So sind unter Werner Langhans die Gemeindewerke um eine „Breitband-GmbH“ erweitert worden.

Der erste große Erfolg dieser neuen Sparte war die Breitbandversorgung von Kleinschwarzenlohe. Als nächstes soll Röthenbach an der Reihe sein, wobei hier 280 Vorverträge nötig sind, bis sich wirklich etwas tut. Schließlich soll das Unternehmen unter dem Dach der Gemeindewerke und letztlich der Gemeinde wirtschaftlich arbeiten.

Fördergelder nutzen

Wichtig ist ihm, dass die Infrastruktur in den Ortsteilen einerseits erhalten bleibt. „Es wird keiner zu kurz kommen“, verspricht er. Dabei geht es jedoch oft nicht so schnell, wie er sich das wünschen würde. „Wir müssen haushalten und dürfen keine Fördergelder verschenken“, erklärt er diesen Umstand. Die Gemeinde müsse und wolle ihre Einrichtungen erhalten und erneuern, meint er und nennt konkret Hallen und Feuerwehrhäuser.

Seine Schwerpunkte will er weiterhin bei der Kinderbetreuung setzen, aber auch am anderen Ende der Altersskala, bei den Senioren: „Wir sind statistisch gesehen die älteste Gemeinde im Landkreis Roth und die drittälteste im Bezirk Mittelfranken. Ich möchte, dass die Menschen in Würde und selbstbestimmt altern können. Der Einstieg ist erreicht, wir müssen aber noch etwas tun.“

Beim Erreichten verweist er auf Nachbarschaftshilfen, die Arbeit der Kirchen, der Seniorenbeauftragten, den gemeindlichen Seniorennachmittag und die regelmäßigen Senioren-Sprechtage.

Beständiger Wunsch der Kinder

Oft besuchen ihn im Rathaus Schulklassen und fragen ihn aus. Eine der Fragen, die immer wiederkehrt: „Bekommt Wendelstein ein Bad und wann?“ Das Thema ist nicht neu. Werner Langhans erinnert sich, dass er vor Jahrzehnten mit seiner Schulklasse den damaligen Bürgermeister Hans Seufert besuchte. Auch damals fragten die Kinder das Gemeindeoberhaupt: „Bekommt Wendelstein ein Bad und wann?“ Seufert habe den Kindern geantwortet: „Wenn ihr aus der Schule seid, haben wir eins.“

Bekanntlich gibt es das Bad immer noch nicht. Werner Langhans gibt sich hier ausgesprochen zurückhaltend. Er verweist einerseits darauf, dass Wendelstein, wenn das Gymnasium voll in Betrieb ist, 2000 Schüler haben wird, und da wäre ein Bad für den Schulsport angebracht. Andererseits schränkt er ein: „Das wird sicher kein Vergnügungs- und Erlebnis-Bad. Und allein geht es auch nicht, wir brauchen da einen Ko-Finanzierer.“

Blick über den Tellerrand

Wichtig sei ihm für seine Arbeit als Bürgermeister auch die Zusammenarbeit mit und der Kontakt zu anderen Kommunen. „Der Blick über den Tellerrand schadet gar nichts. Da sieht man dann auch manchmal, wie gut es uns doch eigentlich geht.“

„In der zweiten Periode ist man als Bürgermeister souveräner, weil man da die Erfahrung hat“, meint Werner Langhans. Er hofft, dass die Arbeitsbelastung ein bisschen geringer wird. Dann hat er vielleicht wieder mehr Zeit fürs Trompetespielen und vielleicht sogar für die Proben des Evangelischen Posaunenchors am Mittwochabend.

Werner Langhans
Geboren am 25. Mai 1964 im Stadtkrankenhaus Schwabach.
1970 bis 1974 Grundschule Wendelstein.
1974 bis 1976 Hauptschule Wendelstein.
1976 bis 1980 Klösterliche Realschule Plankstetten.
1980 bis 1982 Staatliche Fachoberschule Nürnberg.
1982 bis 1984 Fachhochschule München Studium Fahrzeugtechnik.
1984 bis 1988 Fachhochschule München Studium Maschinenbau.
1988 bis 1990 Wehrdienst Heeresflieger-Regiment 26 in Roth.
1990 bis 1992 Sachverständiger beim TÜV Nürnberg.
1992 bis 2008 Kraftfahrzeug-Prüfingenieur bei der Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ) Erlangen
1996 bis 2008 Mitglied im Marktgemeinderat Wendelstein (1998-2002 Fraktionsvorsitzender).
Seit 2008 Erster Bürgermeister der Marktgemeinde Wendelstein
Kreisrat im Landkreis Roth
Hobbys: Trompete spielen, Motorrad fahren
Soziales und kulturelles Engagement: Heimatverein, Diakonieverein, Malteser, Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), Arbeiterwohlfahrt, VdK.
E-Mail: mail@werner-langhans.de

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