"Sieg-Heil-Affäre": Umstrittene Rektorin verlässt Weißenburg

4.12.2014, 12:00 Uhr
Eine Rektorin aus Weißenburg hatte während einer Veranstaltung die Schüler mit den Worten "Sieg Heil!" angefeuert. Nun verlässt Sie die Schule zum Jahresende.

© colourbox.de Eine Rektorin aus Weißenburg hatte während einer Veranstaltung die Schüler mit den Worten "Sieg Heil!" angefeuert. Nun verlässt Sie die Schule zum Jahresende.

Damals war der Schulleiterin bei einer schulinternen Veranstaltung der als Anfeuerung gedachte Ausspruch „Sieg Heil“ herausgerutscht. Im Nachgang musste die Rektorin vor allem in Internet-Foren in ganz Deutschland, aber auch in ausländischen Medien harte Kritik, Spott und Häme einstecken.

Verständlicherweise war vor allem die unmittelbare Zeit nach dem Vorfall für die Schulleiterin sehr belastend. Unter anderem hatten die Sprecher des Landkreisbündnisses gegen Rechts die Absetzung der Schulleiterin gefordert und argumentiert: „Wir meinen, dass Susi A. in ihrer jetzigen Position als Schulleiterin nicht mehr tragbar ist, auch wenn wir nicht an ihrer grundsätzlich demokratischen Gesinnung zweifeln.“

Auch die Ansbacher Staatsanwaltschaft hatte gegen sie ermittelt, das Verfahren dann aber gegen Zahlung einer Geldstrafe von 1000 Euro eingestellt, weil die Äußerung spontan gefallen und nicht geplant gewesen sei. Zudem sei eine „umgehende Klarstellung und Entschuldigung“ erfolgt. Auch weitere, relativ aufwendige Überprüfungen der Staatsanwaltschaft und Zeugenbefragungen ergaben laut der Staatsanwaltschaft, dass sie „keinerlei rechtsradikalen Hintergrund“ habe.

Mediator wurde eingeschaltet

Nach den Faschingsferien war von vielen mit Spannung erwartet worden, wie die Rektorin mit dem Druck umgeht und ob sie wieder zum Unterricht erscheint. Doch sie wollte sich nicht davonstehlen und versuchte gemeinsam mit Lehrern und Schülern den Vorfall aufzuarbeiten, den sie sich auch heute noch nicht erklären kann. Durch viele Gespräche und das Hinzuziehen eines Mediators wurde versucht, das Schulklima zu kitten.

Auch nach Ansicht der Rektorin hat das Image der Schule stark gelitten, wie sie in dem Elternbrief eingesteht: „Nach den Ereignissen im vergangenen Schuljahr, bei denen viel Vertrauen innerhalb der Schulfamilie verloren gegangen ist, habe ich im Einvernehmen mit dem Personalrat und dem Kultusministerium beschlossen, die Staatliche Realschule Weißenburg zum Schuljahresende zu verlassen und die Leitung an einen noch nicht bestimmten Nachfolger zu übergeben.“ Mit ihrer beantragten Versetzung will sie jetzt einen Schlussstrich ziehen.

Sie sei stets bemüht gewesen, den Schaden für die Realschule zu begrenzen. Wie sie dem Weißenburger Tagblatt auf Anfrage mitteilte, sei es ihr von Anfang an ein Anliegen gewesen, die Schule nicht in der Krise zu verlassen, sondern erst, wenn die Wogen geglättet sind: „Ich wollte die Schule nicht im Chaos verlasssen, sondern erst, wenn es wieder ruhig läuft.“

In der Zwischenzeit seien wieder Ruhe und Stabilität in den Schulalltag eingekehrt: „Ich kann mit gutem Gewissen gehen.“ Unserer Zeitung sagte sie, dass sie nicht gerne gehe, aber letztlich langfristig der Entschluss in ihr gereift sei, dass ihr infolge des großen Medienechos und der schlechten Außenwirkung keine andere Wahl bleibe.

Der Elternbeiratsvorsitzende Stefan Balz bestätigte diese Einschätzung und sagte, dass aus seiner Sicht das Schulklima wieder „in Ordnung“ sei, und die Zusammenarbeit mit der Schulleiterin sei aus seiner Sicht „sehr positiv“. Der Vorsitzende des Fördervereins, Klaus Neumann, nannte ihre Entscheidung „konsequent“ und zollte ihr dafür seinen „großen Respekt“. Aus seiner Sicht sei die Zusammenarbeit mit der Rektorin „überaus fruchtbar und kollegial“ gewesen. Das Lehrerkollegium, das im Rahmen einer Lehrerkonferenz über ihre Pläne informiert worden war, hat die Nachricht nach unseren Informationen ruhig und sachlich aufgenommen.

Keine Folgen für Beamtenstatus

Für das Bayerische Kultusministerium in München kann der Fall jetzt zu den Akten gelegt werden. Wie Pressesprecher Henning Gießen unserer Zeitung bestätigte, ist das dienstrechtliche Verfahren für Susi A. abgeschlossen. Die Stellung der Schulleiterin als Beamtin bleibe „unberührt“. A. habe keine weiteren Konsequenzen zu befürchten und bleibe in der gleichen Besoldungsstufe eingruppiert. Erst wenn ihre Bewerbung vorliege, werde die Stelle neu ausgeschrieben.

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