1:2! Doppel-Ronaldo dämpft die Bayern-Stimmung

12.4.2017, 22:38 Uhr
CR7 zelebriert einen seiner zwei Treffer in München. Die Gefühlswelt bei den Oberbayern ist naturgemäß eine völlig andere.

© AFP CR7 zelebriert einen seiner zwei Treffer in München. Die Gefühlswelt bei den Oberbayern ist naturgemäß eine völlig andere.

Natürlich spielte Robert Lewandowski auch an diesem Abend in der Arena von Fröttmaning eine Hauptrolle, er macht das ja ständig, er tat das nur dummerweise diesmal so, wie sie sich das bei seinem Arbeitgeber eher nicht vorstellen: Fußball spielte der polnische Angreifer nicht für den FC Bayern München in diesem Hinspiel im Champions-League-Viertelfinale gegen Real Madrid. Stattdessen saß er oben in Block 105, gab Autogramme und lächelte, Mütze auf dem Kopf, in hingehaltene Handykameras. Seinen Kollegen konnte er nicht helfen, am Wochenende im Bundesligaspiel gegen Borussia Dortmund war er auf die Schulter gefallen. Er hatte mit der kaputten Schulter damals zwar noch ein Tor geschossen, aber die Schmerzen waren nicht verschwunden bis Mittwochabend. Da musste er jetzt ohne seinen besten Stürmer durch, der FC Bayern München.

Neuer verhindert Schlimmeres

Es ist nicht gelungen. Nach einem Spiel, das für die Münchner vor 70.000 Zuschauern und nach einer frühen Führung mit einem vergebenen Elfmeter und einer Gelb-Roten Karte für Javi Martinez nach 60 Minuten einen äußerst unglücklichen Verlauf nahm, stehen die Bayern vor dem Aus. Cristiano Ronald sicherte Real mit zwei Treffern den 2:1-Erfolg, den einzig ein herausragender Manuel Neuer im Münchner Tor nicht zu einem Debakel werden ließ.

Dabei waren alle so zuversichtlich gewesen, trotz Lewandowski. Ob sich Carlo Ancelotti vielleicht vorab doch ein paar Sorgen gemacht hat, als er vom Ausfall Lewandowskis erfahren hat, ob er vielleicht sogar ein wenig panisch geworden war? Man weiß es nicht, aber Ancelotti ist ja eh einer, der nicht zu Sorgen neigt, zu Panik schon gar nicht. Natürlich hat Lewandowski in dieser Saison in 45 Spielen für den FC Bayern und die Nationalmannschaft 46 Tore geschossen, aber wozu aufregen? Natürlich können sie beim FC Bayern beinahe jeden Spieler ersetzen und haben nur keinen Spezialisten, der den Torwart Manuel Neuer ersetzen könnte oder ein Mittelstürmer ist wie Lewandowski, aber wozu aufregen? Sie haben ja Thomas Müller. Müller kann alles. Dass Müller mit einer mittelschweren Formkrise durchs Fußballjahr mäandert, machte auch nichts, zuletzt waren ihm ja wieder Müller-Tore gelungen.

Gegen Real sah man von einem Formanstieg beim deutschen Nationalspieler zunächst aber nichts. Man sah nur eine Münchner Mannschaft, die einige Schwierigkeiten hatte, in die Partie zu finden. Die Gäste aus Madrid, die vor drei Jahren, als man sich im Halbfinale des Wettbewerbs traf, den Münchnern beim 4:0 die höchste Champions-League-Niederlage zufügten, kontrollierten das Geschehen. Wirklich in Verlegenheit geriet in der ersten Viertelstunde aber auch Manuel Neuer nicht. Auch nach 17 Minuten musste er nicht eingreifen, weil sich da in höchster Not Xabi Alonso einem 18-Meter-Schuss von Toni Kroos in den Weg stellte.

Vidal zeigt Benzema, wie's geht

Eine Minute später zeigte dann aber auch Neuer einen ersten Arbeitsnachweis, als er einen tückischen Kopfballaufsetzer von Karim Benzema an die Torlatte lenkte. Erst jetzt fühlten sich die Gastgeber zu einem etwas einfallsreicheren Offensivspiel ermuntert, erzielten den Führungstreffer dann aber auf recht profane Art und Weise.

Der geht rein! Arturo Vidal wuchtete den Ball in der ersten Hälfte erst mit dem Kopf ins Netz, jagte ihn wenig später aber mit ähnlicher Vehemenz vom Elfmeterpunkt über den Real-Kasten.

Der geht rein! Arturo Vidal wuchtete den Ball in der ersten Hälfte erst mit dem Kopf ins Netz, jagte ihn wenig später aber mit ähnlicher Vehemenz vom Elfmeterpunkt über den Real-Kasten. © Reuters / Michael Dalder

Thiago brachte einen Eckball in die Mitte, dort köpfte Arturo Vidal mit Wucht über Torwart Keylor Navas hinweg ins Netz (25.). 1:0 – das in diesem Jahr vielleicht alles doch noch sehr gut wird, diese Hoffnung wuchs nun merklich in der Arena.

Wieder wuchtig - drüber!

"Das fühlt sich an wie ein Finale", hatte Philipp Lahm vor der Partie gesagt. Auf dem Platz sah das jetzt auch langsam so aus: Der Mittelstürmer Müller vertändelte am Fünfmeter-Raum eine Vorarbeit Lahms (39.), und Vidal setzte nach einer Robben-Hereingabe einen Flugkopfball über das Tor (40.). Auf der anderen Seite scheiterte Cristiano Ronaldo aus 20 Metern an Neuer. Kurz vor der Pause durfte sich Vidal dann noch an einer Lewandowski-Disziplin versuchen: Nachdem Schiedsrichter Nicola Rizzoli etwas zweifelhaft in einem Abwehrversuch Dani Carvajal ein Handspiel erkannt hatte, trat Vidal zum Elfmeter an, versuchte es wieder mit Wucht, schoss diesmal aber ins Fangnetz über dem Tor (45+1).

Königlicher Freiraum

Kurz nach der Unterbrechung stand es dann 1:1, weil die Münchner Defensive vielleicht noch ein wenig über die vergebene Möglichkeit zum 2:0 nachdachte. Jedenfalls stand Ronaldo recht frei, als er 47 Minuten eine Flanke von Carvajal aus zehn Metern über die Linie drückte. Neun Minuten später hätte alles noch schlimmer können, aber Neuer reagierte bei einem Kopfball von Gareth Bale glänzend. München zeigte sich nun doch einigermaßen beeindruckt vom Titelverteidiger. Ein weiteres Tor hatten sie erst einmal nicht quittieren müssen, schlimmer wurde es bald darauf dennoch, weil Javi Martinez innerhalb von drei Minuten zweimal gelbwürdig foulte. Weil Rizzoli auch zweimal Gelb zeigte, musste Martinez nach 63 Minuten vom Platz und München in den letzten 30 Minuten in Unterzahl bestehen.

Es gelang lange nur, weil Neuer glänzend aufgelegt hatte, und erst nach 77 Minuten ein zweites Mal geschlagen war, als wieder Ronaldo den Ball ins Tor spitzelte. Zuvor hatten Ronaldo und Benzema beste Gelegenheiten ausgelassen. Bayern taumelte dem Abpfiff entgegen, das sah auch Lewandowski, der im Rückspiel wieder fit sein soll – man muss sich trotzdem sorgen um den FC Bayern.

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