Fiél und Rapp äußern sich

Regeln, Fingerspitzengefühl und die Rolle des Zeitpunktes: So sahen die Trainer Hungbos Platzverweis

Johannes Lenz

Nordbayern-Redaktion

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6.4.2024, 19:51 Uhr
Joseph Hungbo musste nach seinem Platzverweis von seinen Mitspielern aufgerichtet werden. 

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Joseph Hungbo musste nach seinem Platzverweis von seinen Mitspielern aufgerichtet werden. 

Es war vielleicht die Szene, die das Spiel entschied: In der 12. Spielminute rauschte Joseph Hungbo in einen Zweikampf mit Kiels Lewis Holtby. Der Nürnberger kam zu spät und sah dafür die gelbe Karte. Eine Verwarnung mit Folgen, denn Hungbo hatte zuvor bereits gelb gesehen: Ebenfalls für ein Foul, bei dem er zu spät dran war, ebenfalls gegen Holtby. Während die erste Verwarnung für Hungbo keiner Diskussion bedarf, dürfte sich so mancher Clubfan darüber ärgern, dass Schiedsrichter Hempel bei der zweiten Szene nicht Gnade vor Recht ergehen ließ und eine letzte Ermahnung aussprach. Auch Reporter-Legende Günther Koch bezeichnete die Entscheidung, Hungbo des Feldes zu verweisen, als zu hart.

Doch jeder Fußballfan weiß: Gelb und gelb ergibt gelb-rot. Beim zweiten Foul traf Hungbo seinen Gegenspieler zwar weit weniger hart als bei der ersten gelben Karte, dennoch rechtfertigte die hohe Intensität, mit der Hungbo in den Zweikampf ging, eine Verwarnung. Regelkonform ist die Entscheidung von Hempel also allemal - hätte der Engländer nicht bereits zuvor gelb gesehen, wäre eine Verwarnung wohl nicht weiter diskutiert worden. So aber bleibt die allseits beliebte Frage nach dem viel zitierten "Fingerspitzengefühl" - und genau die beantworteten beide Trainer auf der Pressekonferenz nach dem Spiel.

Rapp beharrt auf "Regeln", Fiéls einfache Schlussfolgerung

Kiels Coach Marcel Rapp hatte eine klare Meinung zum Geschehen: "Ich habe die Szene nicht gesehen. Aber unabhängig davon sollte der Schiedsrichter so entscheiden, wie es den Regeln entspricht. Egal ob das in der ersten Minute ist, einen Spieler vom Platz zu stellen, oder in der 90. – es geht um die Regeln, und die sollte man einhalten. Und das völlig unabhängig von der Szene, ob das jetzt eine gelb-rote Karte war oder nicht. Ich glaube, wenn man mal anfängt mit Fingerspitzengefühl, ist die Frage, wo fängt man an und wo hört man auf? Es gibt Regeln und an die muss man sich halten."

Cristian Fiél schlug mit seiner Antwort tatsächlich in eine ähnliche Kerbe: "Uns hat es betroffen heute. Wenn es zweimal eine gelbe Karte ist, dann muss er vom Platz. Ich habe es nicht nochmal gesehen, deshalb wäre es nicht richtig was zu den Szenen zu sagen, aber wenn es zweimal ein gelbwürdiges Foul ist, dann ist es egal in welcher Minute. Dann muss er vom Platz.“

Coaches sind sich einig: Platzverweis als spielentscheidender Moment

Einig waren sich die beiden Cheftrainer auch in ihrer Ansicht, dass die Szene das Spiel nachhaltig beeinflusste. Cristian Fiél erklärte: Wir wussten schon vorher, was da für ein starker Gegner auf uns zukommt. Sie haben gleich gepresst, wir haben direkt Probleme gehabt im Spielaufbau. Dann kommt diese ominöse Szene, wo der Schiedsrichter Joseph Hungbo vom Platz stellt. Nochmal: wir wussten, es wird ein sehr schweres Spiel gegen einen sehr starken Gegner. Das wäre es auch mit elf Mann gewesen. So gut sind wir nicht, dass wir die Möglichkeit haben, in Unterzahl etwas drehen."

Auch Marcel Rapp betonte in seiner Analyse des Spiels die Betonung der gelb-roten Karte: „Wir kommen gut ins Spiel, gegen den Ball, mit dem Ball, haben eine große Chance durch Bernhardsson. Dann kommt die Situation, die das Spiel ein Stück weit beeinflusst: die gelb-rote Karte. Wir sind einer mehr, machen es dann richtig gut, schießen dann auch gleich ein Tor, machen gleich noch ein zweites Tor hinterher und haben dann das Spiel im Griff ohne etwas zuzulassen. Mit einem Mann mehr sollte das auch so sein. Aber wir haben das dann auch souverän gespielt, hatten eine gute Intensität im Spiel. Von daher bin ich überglücklich. Wir haben das Spiel glaube ich hochverdient gewonnen, aber man sollte das auch nicht überbewerten. Der Gegner hatte einen Mann mehr und das haben wir gut ausgenutzt.“

Rückendeckung für Hungbo

Hungbo selbst hatte sein Platzverweis sichtlich mitgenommen: Mit den Händen vor dem Gesicht und hängenden Schultern schlich er in die Kabine. Dass der 24-Jährige an der Entscheidung zu Knabbern hatte, bestätigte auch Cristian Fiél: "Sein Zustand war nicht gut, als ich in der Halbzeit in die Kabine kam. Aber sicherlich habe ich mit ihm gesprochen. Er ist noch ein Junger Spieler und ich glaube, dass das für ihn auch wichtig sein kann, weil ich mir fast sicher bin, dass ihm das nicht noch einmal passieren wird – wenn du schon eine gelbe Karte hast, dann so risikoreich in den Zweikampf zu gehen. Aber jetzt ist es passiert. Dafür ist es ein Mannschafssport: Jetzt gilt es, dass wir ihn wieder aufbauen. Der Junge hat Qualität und jetzt braucht er unsere Hilfe."

Auch Mannschaftskollege Jan Gyamerah äußerte sich zu Hungbo. Der FCN zitiert den Abwehrspieler auf seiner Homepage: "oseph tut mir total leid. Er hat in den letzten Wochen im Training richtig hart gearbeitet und sich heute viel vorgenommen. Das ist heute alles sehr unglücklich für ihn gelaufen. Wir sind aber eine Mannschaft und fangen ihn gemeinsam auf. Nach seiner Sperre wird er uns sicherlich wieder helfen können."

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