Akteure der WM-Affäre: Von Beckenbauer bis Zwanziger

3.3.2016, 12:25 Uhr
Als Präsident des WM-Organisationskomitees steht er in der Verantwortung. Auch wenn sich Beckenbauer an die meisten Vorgänge nicht erinnern kann und nach eigenem Bekunden viele Schriftstücke blanko unterschrieben hat: Freshfields dokumentiert Millionenüberweisungen vom und auf das Konto eines Schweizer Advokatenbüros, von dem auch Millionen Richtung Katar flossen. Möglicherweise hatte Beckenbauer dem WM-OK Geld vorgestreckt, um es dann über die gleichen Kanäle zurückzubekommen. Beckenbauer bleibt in Erklärungsnot.
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Franz Beckenbauer

Als Präsident des WM-Organisationskomitees steht er in der Verantwortung. Auch wenn sich Beckenbauer an die meisten Vorgänge nicht erinnern kann und nach eigenem Bekunden viele Schriftstücke blanko unterschrieben hat: Freshfields dokumentiert Millionenüberweisungen vom und auf das Konto eines Schweizer Advokatenbüros, von dem auch Millionen Richtung Katar flossen. Möglicherweise hatte Beckenbauer dem WM-OK Geld vorgestreckt, um es dann über die gleichen Kanäle zurückzubekommen. Beckenbauer bleibt in Erklärungsnot. © Marc Mueller/dpa

Die Kernfrage, wann der Ex-DFB-Chef in seiner damaligen Funktion als WM-OK-Mitglied über den Skandal Bescheid wusste, bleibt auch nach dem Freshfields-Bericht unbeantwortet. Dokumentiert ist aber sein miserables Krisenmanagement im Sommer und Herbst 2015. Ausdrücklich betonen die DFB-Funktionäre Reinhard Rauball und Reinhard Grindel, wie spät und wie schlecht sie informiert wurden. Noch spricht es keiner aus, aber die Unterstützung für Niersbach, in seiner Rolle als Mitglied der Fifa- und Uefa-Exekutive, bröckelt. Nicht auszuschließen, dass Niersbach auch diese Posten verliert.
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Wolfgang Niersbach

Die Kernfrage, wann der Ex-DFB-Chef in seiner damaligen Funktion als WM-OK-Mitglied über den Skandal Bescheid wusste, bleibt auch nach dem Freshfields-Bericht unbeantwortet. Dokumentiert ist aber sein miserables Krisenmanagement im Sommer und Herbst 2015. Ausdrücklich betonen die DFB-Funktionäre Reinhard Rauball und Reinhard Grindel, wie spät und wie schlecht sie informiert wurden. Noch spricht es keiner aus, aber die Unterstützung für Niersbach, in seiner Rolle als Mitglied der Fifa- und Uefa-Exekutive, bröckelt. Nicht auszuschließen, dass Niersbach auch diese Posten verliert. © Patrick B. Kraemer/dpa

Vorgänger Niersbachs als DFB-Boss und Vizepräsident im WM-Organisationskomitee. Der 70-Jährige betonte, er habe Niersbach und Co. auf die Brisanz der Zahlung an die Fifa hingewiesen. Nach seiner Meinung habe es "eindeutig eine schwarze Kasse in der deutschen WM-Bewerbung" gegeben. Mit seinen Aussagen heizte Theo Zwanziger die Affäre richtig an. Die Ergebnisse von Freshfields legen nahe, dass der Jurist mittendrin im Entscheiderzirkel war. Zumindest in die Rückzahlung des dubiosen 6,7 Millionen-Euro-Kredits war er aktiv involviert. Doch wusste er auch, wofür das Geld eigentlich bestimmt war? Laut eigener Aussage erst 2005. In seiner Funktion als DFB-Präsident bis 2011 hätte er Ermittlungen sicher viel früher anleiern können.
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Theo Zwanziger

Vorgänger Niersbachs als DFB-Boss und Vizepräsident im WM-Organisationskomitee. Der 70-Jährige betonte, er habe Niersbach und Co. auf die Brisanz der Zahlung an die Fifa hingewiesen. Nach seiner Meinung habe es "eindeutig eine schwarze Kasse in der deutschen WM-Bewerbung" gegeben. Mit seinen Aussagen heizte Theo Zwanziger die Affäre richtig an. Die Ergebnisse von Freshfields legen nahe, dass der Jurist mittendrin im Entscheiderzirkel war. Zumindest in die Rückzahlung des dubiosen 6,7 Millionen-Euro-Kredits war er aktiv involviert. Doch wusste er auch, wofür das Geld eigentlich bestimmt war? Laut eigener Aussage erst 2005. In seiner Funktion als DFB-Präsident bis 2011 hätte er Ermittlungen sicher viel früher anleiern können. © Boris Roessler/dpa

Der ehemalige Fifa-Boss hatte doch Recht. Zahlungen in Millionenhöhe als Verrechnungsvorschuss für einen späteren noch höheren Millionenzuschuss? Das gab es in seiner Fifa nicht. Aber: Auch wenn das Geld auf dem Weg nach Katar nicht über Fifa-Konten lief, soll Blatter doch Bescheid gewusst haben. Das legen Aussagen von Horst R. Schmidt nahe, der Freshfields von Vier-Augen-Gesprächen von Beckenbauer mit Blatter berichtete. Fakt bleibt: Blatter hat angesichts der Ermittlungen der Schweizer Bundesanwaltschaft zu seinen Millionen-Zahlungen an Michel Platini größere Sorgen.
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Joseph Blatter

Der ehemalige Fifa-Boss hatte doch Recht. Zahlungen in Millionenhöhe als Verrechnungsvorschuss für einen späteren noch höheren Millionenzuschuss? Das gab es in seiner Fifa nicht. Aber: Auch wenn das Geld auf dem Weg nach Katar nicht über Fifa-Konten lief, soll Blatter doch Bescheid gewusst haben. Das legen Aussagen von Horst R. Schmidt nahe, der Freshfields von Vier-Augen-Gesprächen von Beckenbauer mit Blatter berichtete. Fakt bleibt: Blatter hat angesichts der Ermittlungen der Schweizer Bundesanwaltschaft zu seinen Millionen-Zahlungen an Michel Platini größere Sorgen. © afp/Sebastien Bozon

Der frühere Adidas-Boss, gestorben am 4. Juli 2009, war früh an der undurchsichtigen Affäre beteiligt. Der Franzose hatte dem WM-OK die 6,7 Millionen Euro, die letztlich teilweise über den Umweg über die Schweiz in Katar landeten, vorgestreckt. Dann wollte er sein Geld aber unbedingt zurückhaben. Bis zu zweimal täglich soll er die WM-Macher über seinen Mittelsmann Günter Netzer kontaktiert haben. Sein Wille wurde schließlich erfüllt. Die WM-Macher konstruierten den Zahlungsfluss über ein Fifa-Konto auf das Konto von Louis-Dreyfus bei der französischen Bank BNP.
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Robert Louis-Dreyfus

Der frühere Adidas-Boss, gestorben am 4. Juli 2009, war früh an der undurchsichtigen Affäre beteiligt. Der Franzose hatte dem WM-OK die 6,7 Millionen Euro, die letztlich teilweise über den Umweg über die Schweiz in Katar landeten, vorgestreckt. Dann wollte er sein Geld aber unbedingt zurückhaben. Bis zu zweimal täglich soll er die WM-Macher über seinen Mittelsmann Günter Netzer kontaktiert haben. Sein Wille wurde schließlich erfüllt. Die WM-Macher konstruierten den Zahlungsfluss über ein Fifa-Konto auf das Konto von Louis-Dreyfus bei der französischen Bank BNP. © Fabian Matzerath/dpa

Tausende Ticket-Rohlinge, bedruckte Fahnen und ein First-Class-Flug nach Deutschland. Einige Sachleistungen durch das deutsche WM-OK an einen der korruptesten Männer des Weltfußballs sind nun durch Freshfields dokumentiert. Zumindest Teile des fragwürdigen Vertrages der WM-Macher – von Beckenbauer unterschrieben – mit dem Ex-Fifa-Vize sind offenbar erfüllt worden. Warner ist mittlerweile lebenslang gesperrt und wehrt sich gegen die Auslieferung in die USA. Die Amerikaner gehen über andere Verfehlungen des Ex-Funktionärs nicht einfach so hinweg.
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Jack Warner

Tausende Ticket-Rohlinge, bedruckte Fahnen und ein First-Class-Flug nach Deutschland. Einige Sachleistungen durch das deutsche WM-OK an einen der korruptesten Männer des Weltfußballs sind nun durch Freshfields dokumentiert. Zumindest Teile des fragwürdigen Vertrages der WM-Macher – von Beckenbauer unterschrieben – mit dem Ex-Fifa-Vize sind offenbar erfüllt worden. Warner ist mittlerweile lebenslang gesperrt und wehrt sich gegen die Auslieferung in die USA. Die Amerikaner gehen über andere Verfehlungen des Ex-Funktionärs nicht einfach so hinweg. © Gary I Rothstein/dpa

Der Katarer ist neben Warner eine der größten Skandalfiguren in der Funktionärswelt und wie sein Ex-Kollege lebenslang gesperrt. Er könnte sicher beantworten, wo die deutschen Millionen letztlich landeten. Insgesamt zehn Millionen Schweizer Franken gingen an seine Firma Kemco, doch der ehemalige Fifa-Vize streitet ab, diese persönlich bekommen zu haben.
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Mohamed bin Hammam

Der Katarer ist neben Warner eine der größten Skandalfiguren in der Funktionärswelt und wie sein Ex-Kollege lebenslang gesperrt. Er könnte sicher beantworten, wo die deutschen Millionen letztlich landeten. Insgesamt zehn Millionen Schweizer Franken gingen an seine Firma Kemco, doch der ehemalige Fifa-Vize streitet ab, diese persönlich bekommen zu haben. © Ahmad Yusni/dpa

Der Name eines der großen Strippenzieher im Weltfußball spielte bei der Präsentation des Freshfields-Berichts keine Rolle. Das passt zu ihm als Figur in den Grauzonen der Funktionärswelt. Im Freshfields-Bericht taucht sein Name natürlich häufig auf. Der Ex-Vize-Präsident des WM-Ok, begnadete Spin-Doctor und Spezi von Beckenbauer war immer dabei. Welche Handlungsweisen er vorschlug, veranlasste oder ausführte, bleibt schwer zu bewerten. Da er juristisch offenbar nicht mehr zu belangen ist, kann Radmann die Skandalaufarbeitung recht entspannt verfolgen.
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Fedor Radmann

Der Name eines der großen Strippenzieher im Weltfußball spielte bei der Präsentation des Freshfields-Berichts keine Rolle. Das passt zu ihm als Figur in den Grauzonen der Funktionärswelt. Im Freshfields-Bericht taucht sein Name natürlich häufig auf. Der Ex-Vize-Präsident des WM-Ok, begnadete Spin-Doctor und Spezi von Beckenbauer war immer dabei. Welche Handlungsweisen er vorschlug, veranlasste oder ausführte, bleibt schwer zu bewerten. Da er juristisch offenbar nicht mehr zu belangen ist, kann Radmann die Skandalaufarbeitung recht entspannt verfolgen. © afp/Simone Zimmerli

Der ehemalige Generalsekretär wird im WM-Skandal zu einer tragischen Figur. Von seinem tadellosen Ruf als Pragmatiker der Funktionärswelt ist nicht viel übrig. Der Eindruck, dass er seinem Image entsprechend treuer Erfüllungsgehilfe der WM-Oberern um Beckenbauer war, drängt sich auf. Widerstand leistete er nicht. Im Gegenteil: An der Lösung, den Kredit über den Fifa-Umweg zurückzuzahlen, war er aktiv beteiligt. Im Funktionärsruhestand holen ihn nun die Taten von einst ein - Ermittlungsverfahren der Frankfurter Staatsanwaltschaft inklusive.
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Horst R. Schmidt

Der ehemalige Generalsekretär wird im WM-Skandal zu einer tragischen Figur. Von seinem tadellosen Ruf als Pragmatiker der Funktionärswelt ist nicht viel übrig. Der Eindruck, dass er seinem Image entsprechend treuer Erfüllungsgehilfe der WM-Oberern um Beckenbauer war, drängt sich auf. Widerstand leistete er nicht. Im Gegenteil: An der Lösung, den Kredit über den Fifa-Umweg zurückzuzahlen, war er aktiv beteiligt. Im Funktionärsruhestand holen ihn nun die Taten von einst ein - Ermittlungsverfahren der Frankfurter Staatsanwaltschaft inklusive. © Daniel Karmann/dpa

Der erkrankte DFB-Generalsekretär ist zurückgetreten, laut Verband "auf eigenen Wunsch". Er steht ebenso wie Niersbach unter Verdacht, schon länger als von den beiden bisher angegeben von den Geld-Transfers zur Fifa und vom Jack-Warner-Vertragsentwurf gewusst zu haben.
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Helmut Sandrock

Der erkrankte DFB-Generalsekretär ist zurückgetreten, laut Verband "auf eigenen Wunsch". Er steht ebenso wie Niersbach unter Verdacht, schon länger als von den beiden bisher angegeben von den Geld-Transfers zur Fifa und vom Jack-Warner-Vertragsentwurf gewusst zu haben. © Arne Dedert/dpa

Der entlassene DFB-Vize-Generalsekretär war der Ausputzer von Niersbach. Er sollte möglichst diskret im Sommer 2015 den Schmutz von einst untersuchen. Dabei hielt er sich offenbar nicht an DFB-Regeln und musste gehen. Seine Aussagen sind aber elementare Bestandteile der Freshfields-Ermittlungen und dürften auch die Juristen bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft und der Schweizer Bundesanwaltschaft interessieren.
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Stefan Hans

Der entlassene DFB-Vize-Generalsekretär war der Ausputzer von Niersbach. Er sollte möglichst diskret im Sommer 2015 den Schmutz von einst untersuchen. Dabei hielt er sich offenbar nicht an DFB-Regeln und musste gehen. Seine Aussagen sind aber elementare Bestandteile der Freshfields-Ermittlungen und dürften auch die Juristen bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft und der Schweizer Bundesanwaltschaft interessieren. © Boris Roessler/dpa

Der Ligapräsident Reinhard Rauball hat zusammen mit Rainer Koch Niersbachs Amt interimsmäßig übernommen. "Es war immer unsere Grundauffassung, zu sagen: Wir wollen das aufklären", sagte Rauball, der längst auf Distanz zu Niersbach gegangen ist.
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Reinhard Rauball

Der Ligapräsident Reinhard Rauball hat zusammen mit Rainer Koch Niersbachs Amt interimsmäßig übernommen. "Es war immer unsere Grundauffassung, zu sagen: Wir wollen das aufklären", sagte Rauball, der längst auf Distanz zu Niersbach gegangen ist. © REUTERS/Wolfgang Rattay

Der bisherige DFB-Vize hat zusammen mit Reinhard Rauball Niersbachs Amt interimsmäßig übernommen. Der bayrischer Richter Koch, bisher eher im Hintergrund, wurde durch die Affäre öffentlich bekannter.
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Rainer Koch

Der bisherige DFB-Vize hat zusammen mit Reinhard Rauball Niersbachs Amt interimsmäßig übernommen. Der bayrischer Richter Koch, bisher eher im Hintergrund, wurde durch die Affäre öffentlich bekannter. © Philipp von Ditfurth/dpa

Die aktuelle DFB-Troika um Reinhard Rauball, Rainer Koch und Reinhard Grindel hat nach der Veröffentlichung des Freshfields-Berichts die meiste Arbeit noch vor sich. Gerade der designierte Präsident Grindel muss für den DFB wieder Reputation und Vertrauen herstellen. Die angekündigte Einführung einer Ethikkommission und einer Compliance-Abteilung hören sich vielversprechend an, sind aber nach den neuen Fifa-Statuten ohnehin ein Muss.
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Reinhard Grindel

Die aktuelle DFB-Troika um Reinhard Rauball, Rainer Koch und Reinhard Grindel hat nach der Veröffentlichung des Freshfields-Berichts die meiste Arbeit noch vor sich. Gerade der designierte Präsident Grindel muss für den DFB wieder Reputation und Vertrauen herstellen. Die angekündigte Einführung einer Ethikkommission und einer Compliance-Abteilung hören sich vielversprechend an, sind aber nach den neuen Fifa-Statuten ohnehin ein Muss. © Rainer Jensen/dpa

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