Alles offen: Ice Tigers setzen auf Konkurrenzkampf im Tor

15.8.2018, 05:57 Uhr
Voll im Training: Torwarttrainer André Dietzsch (links) mit Niklas Treutle und Andreas Jenike.

© Sportfoto Zink/ThHa Voll im Training: Torwarttrainer André Dietzsch (links) mit Niklas Treutle und Andreas Jenike.

Dieses eine Bild hat es Niklas Treutle angetan. Der Fotograf solle es doch bitte auch allen zeigen, die an diesem Vormittag nicht beim Training der Ice Tigers zuschauen konnten, sagt er, als er 25 Minuten nach dem Großteil seiner Mitspieler das Eis verlässt. Ein paar Stunden später sehen die Menschen auf der Fotoplattform Instagram dann zuerst den jubelnden Brandon Segal, dann aber einen ernüchtert dreinschauenden Stürmer und hinter ihm den jubelnden Niklas Treutle – der diesem Bild natürlich ein Herzchen gibt.

Treutle hat gerade nur das beliebte Trainingsspiel am Ende der Einheit gewonnen, aber der Erfolg scheint ihm etwas zu bedeuten. Und man kann das ja verstehen, der Kampf um das Tor der Ice Tigers ist ein harter, auch schon zu diesem frühen Zeitpunkt der Vorbereitung.

In der vergangenen Saison überboten sich Niklas Treutle und Andreas Jenike gegenseitig, immer wieder trieb der eine den anderen zu neuen Höchstleistungen an, beide werden in den Statistiken der letzten Hauptrunde sehr hoch gelistet. Treutle hat 94,36 Prozent aller Schüsse gehalten, Jenike 92 Prozent. Die zwei starken Torhüter waren eines der Erfolgsgeheimnisse der Ice Tigers 2017/2018.

Und sie sollen es auch in der neuen Spielzeit sein. Ob er gedenke, etwas anders zu machen als sein Vorgänger Rob Wilson? Kevin Gaudet muss nicht lange überlegen. "Wir haben zwei sehr gute Goalies, das ist mir wichtig", sagt der neue Trainer, "und beide werden spielen, ich freue mich drauf." Mit einer klaren Nummer eins will er nicht in die Saison gehen, in der Vorbereitung werden beide Torhüter jeweils viermal spielen, "und wenn später einer etwas besser ist, wird er spielen, es zählt nur die Leistung".

Ausflug in die Psychologie

Wie die Entscheidung ausfällt, das hängt auch von André Dietzsch‘ Meinung ab, auch wenn der betont, dass natürlich sein Chef das letzte Wort habe. Der Torwarttrainer aber hält die seit Jahren praktizierte Lösung für die beste, "es ist vernünftig, zwei Goalies auf Augenhöhe zu haben", sagt er. "Das zeichnet Top-Vereine aus, und wir wollen einer sein."

In der kommenden Saison werden die Ice Tigers schließlich nicht nur 52 Hauptrunden- und möglichst viele Playoffspiele haben, sondern in der Champions Hockey League auch durch Europa touren. André Dietzsch erzählt dann vorsichtshalber noch mal, dass er schließlich nicht im Fußball arbeitet, sondern im Eishockey, "da haben wir nicht ein Spiel in der Woche, sondern zwei oder drei". Wer da auf zwei zuverlässige Torhüter zählen kann, darf sich glücklich schätzen.

"Natürlich möchte jeder immer 60 Minuten auf dem Eis stehen", sagt Andreas Jenike, "aber es ist ein Teamsport", ein Problem, behauptet er, sei es für ihn nicht gewesen, als er am Ende der Playoffs nur noch zuschauen durfte, weil Niklas Treutle die Gegner mit so famosen Leistungen zur Verzweiflung trieb. Seinen Ehrgeiz hat es aber natürlich geweckt, das braucht er gar nicht zu betonen.

André Dietzsch wagt dann sogar noch einen kleinen Ausflug in die Psychologie. Für "die intrinsische Motivation" der beiden Torhüter sei es gut, dass sie jederzeit wüssten, dass sie sich keinen Fehler erlauben dürfen, dass sie ständig unter Druck stehen.

"Andy und Niklas wissen: Wenn ich nachlässig bin, ist der andere bereit, also gibt es keine Nachlässigkeiten", sagt der Torwarttrainer. "Das ist positiv für beide, positiv für die Mannschaft und positiv für uns alle." So sind beide jedes Mal ausgeruht wenn sie aufs Eis kommen – und jederzeit bereit, wenn einer der beiden plötzlich und unerwartet für längere Zeit ausfallen sollte.

Wer am Freitagabend im ersten Testspiel beim Straubinger Gäubodenvolksfestcup gegen die dortigen Tigers im Tor stehen wird, ist noch offen. Trauern wird keiner, wenn er da noch zuschauen muss, am Sonntag darf er ja dann im zweiten Spiel gegen Wolfsburg oder Ingolstadt ran.

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