Bader: "Das ist ein richtiger Rückschlag"

3.11.2013, 13:44 Uhr
Martin Bader war am Sonntag zu Gast im "Doppelpass".

© Sportfoto Zink Martin Bader war am Sonntag zu Gast im "Doppelpass".

Martin Bader über...

...das Freiburg-Spiel:

"Gestern hätten wir vor eigenem Publikum eine Trendwende einleiten können. Wenn wir da mal das Quäntchen Glück hätten, der Treffer von Pogatetz zählt und wir 1:0 in Führung gehen, dann läuft so ein Spiel auch anders. Freiburg hatte lange keine einzige Chance und macht mit dem ersten guten Angriff das Tor. Wir haben ein gutes Spiel gemacht, hatten 60 Prozent Ballbesitz und so viele Offensivaktionen wie noch nie und verlieren 0:3. Das ist ein richtiger Rückschlag. Wenn wir die guten Spiele schon verlieren, dann wird es bedenklich."

...die Aussprache mit den Fans in der Kurve nach Abpfiff:

"Wir sind ein Traditionsverein, der lebt und eine große Fangemeinde hat. Wir schaffen es jedes Jahr, dass über 40.000 Zuschauer ins Stadion kommen und sind auswärts einer der fangewaltigsten Vereine. Wir mobilisieren die Massen. Zum ersten Mal seit drei Jahren stehen wir wieder auf einem Abstiegsplatz und das hat die Fanseele natürlich aufkochen lassen. Die Fankurve hat den Dialog mit der Mannschaft gesucht, um ihrer Sorge Ausdruck zu verleihen. Dem haben wir uns natürlich gestellt. Wenn einen da 1500 Fans nicht gerade freudig empfangen, ist  das schwierig. Aber das muss man als Mannschaft und als Verein aushalten können. Wir haben die Botschaft gesendet, dass die Mannschaft die Situation nicht auf die leichte Schulter nimmt. Aber auch, dass wir es nur gemeinsam schaffen können."

...Kapitän Raphael Schäfer:

"Er wird - warum auch immer - nicht geliebt. Er gehört zu den Pokalhelden von 2007. Es gibt kaum einen Profi beim Club, der sich mehr mit diesem Verein identifiziert als er. Mit ihm waren wir immer erfolgreich, abgestiegen sind wir nur, als er in Stuttgart war. Er ist Kopf und Sprachrohr dieser Mannschaft. Er trägt die Meinung der Mannschaft und manchmal unpopuläre Entscheidungen nach außen. Aber im Mittelalter ist der Überbringer der schlechten Nachrichten geköpft worden."

...die kritische Stimmung im Umfeld:

"Wir verlieren zuhause gegen den HSV und Freiburg, zwei Teams, die punktemäßig auf Augenhöhe waren, 0:5 und 0:3. Dazu kommt, dass nur das Ergebnis bewertet wird und nicht das gesamte Spiel. Nach der Derbyniederlage gegen Fürth ist viel kaputt gegangen, weil es unterschiedliche Wahrnehmungen gab, wie das Spiel aufzuarbeiten ist. Für unsere Fans ist eine Niederlage im Derby das Schlimmste. Trotz des Ergebnisses hat unsere Mannschaft aber ein gutes Spiel gemacht. Raphael Schäfer hat danach gesagt, die Niederlage sei schlimm, viel wichtiger ist aber, dass der FCN weiter in der Bundesliga spielt.

Daraufhin wurden er und die Mannschaft in die Ecke gestellt nach dem Motto, sie würden das Derby nicht ernst nehmen. Alles, was die Mannschaft aktuell macht, wird ihr wahnsinnig kritisch ausgelegt, weil die Fankurve das Gefühl hat, es sind Spieler dabei, die sich nich zu 100 Prozent mit dem Club identifizieren. Das wieder zusammenzuführen wird die größte Kunst. Wenn wir diese Nebenkriegsschauplätze um den Kapitän und die aufgebrachte Fankurve eröffnen, dann freuen sich alle Mannschaften um uns herum. Dann haben wir als 1. FC Nürnberg keine Chance. So platt es sich auch anhört: Wir schaffen es nur zusammen."

...die magere Torausbeute:

"Wir wussten nach der letzten Saison, dass wir in der Offensive handeln müssen. Da hatten wir auch schon zu wenig Tore, Per Nilsson war unser bester Schütze mit sechs Toren. Dann haben wir mit Josip Drmic und Daniel Ginczek junge Stürmer geholt, die auch beide schon nachgewiesen haben, dass sie Tore machen können. Wenn du so ein Spiel mit so vielen Chancen nicht gewinnst, ist das brutal. Da geht es dann auch nicht nur um Abschlussschwäche, sondern um die Gesamtqualität."

...die Abgänge Simons und Klose:

"Wir haben in den letzten fünf Jahren eine Entwicklung durchlaufen, die wegging vom Thema Leihspieler. Wir haben Ilkay Gündogan damals nicht ausgeliehen, sondern für kleines Geld aus Bochum gekauft. Wenn man ein Jahr vor Ende der Vertragslaufzeit nicht in der Lage bist, zu verlängern, dann muss man verkaufen. Das machtbis auf den FC Bayern jeder andere Verein auch. Und wenn ein Timmy Simons mit seinen 36 Jahren zur Vereinsführung kommt und den Wunsch hat, im Herbst seiner Karriere einen tollen Vertrag in seiner Heimat mit Anschlussoption auf einen Trainerposten zu unterschreiben, dann müssen wir ihm den Weg freigeben. Bei Timm Klose war es das gleiche. Er hatte ein Jahr Restlaufzeit, wollte nach Wolfsburg und der VfL wollte ihn, was sie auch mit einer vernünftigen Ablösesumme dokumentiert haben. Das ist der normale Prozess eines Vereins."

...die Zugänge Pogatetz und Hasebe:

"Nach einem 0:3 zuhause gegen den SC Freiburg ist es schwierig, Transferpolitik zu rechtfertigen. Ich glaube, dass es logisch war, Pogatetz zu holen. Wir hatten das Gefühl, einen erfahrenen Innenverteidiger zu brauchen. Mit Simons und Klose haben wir zwei gestandene Spieler verloren und brauchten, auch für die Balance in der Kabine, einen, der weiß worum es geht und den die Jüngeren sofort akzeptieren. Dass ein Simons auf der wichtigen Sechserposition fast nicht zu ersetzen ist, haben wir gewusst. Mit Makoto Hasebe haben wr immerhin den Kapitän der japanischen Nationalmannschaft geholt. Seine Einstellung und die Art und Weise, wie er Fußball spielt, tut uns richtig gut."

...die Trainersuche und den Schramm-Aussetzer:

"Nach dem 0:5 gegen den HSV hatten wir den Eindruck, dass vieles kaputt gegangen ist, was Michael Wiesinger und Armin Reutershahn nicht hätten kitten können. Viele haben nicht verstanden, dass wir uns für diese wichtige Entscheidung Zeit genommen haben. Wenn das dann eine Woche oder zehn Tag dauert, finde ich das immer noch schnell. In der heutigen Zeit, in der Facebook und Twitter jeden Tag zwei neue Meldungen brauchen, ist es nicht nachvollziehbar gewesen, dass wir uns Zeit für Gespräche genommen haben. Der 1. FC Nürnberg hat vor vier Jahren das letzte Mal einen Trainer entlassen, da hatten wir noch einen Präsidenten. Wir sind darin Gott sei Dank nicht routiniert. Es war für alle ungewohnt und deswegen ist der ein oder andere vielleicht etwas zu forsch an das Thema rangegangen."

...den neuen Chefcoach Gertjan Verbeek:

"Bei Gertjan Verbeek haben wir die größte Schnittmenge gesehen. Er hat in Alkmaar immer wieder Spieler abgeben müssen und viel mit jungen Talenten gearbeitet. Dazu hat er zehn Jahre Erfahrung als Trainer, was für uns im Moment enorm wichtig ist. Gertjan sagt klar seine Meinung, hat damals bei Feyenoord Rotterdam Makaay und van Bronckhorst auf die Bank gesetzt und auf Jüngere gesetzt. Das passt zur Philospohie vom 1. FC Nürnberg. Er ist die Autoritätsperson, die diese Mannschaft braucht."

...die aussortierten Hanno Balitsch und Timo Gebhart:

"Natürlich sind diese Eskapaden von Timo, die er da außerhalb des Platzes betreibt, völlig kontraproduktiv und passen auch nicht zu uns. Das wird auch noch sanktioniert werden. Bei Hanno muss man das differnziert betrachten, es war einfach eine sportliche Entscheidung von Michael Wiesinger, der auf dieser Position auf andere Spieler gesetzt hat. Gertjan Verbeek wird in den nächsten Tagen nochmal mit Hanno sprechen und dann entscheidet er, was das beste für die Mannschaft ist."

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