Bei den Falcons geht's endlich um Basketball

27.9.2016, 09:29 Uhr
Ralph Junge kämpfte die letzten Monate um den Erhalt des Nürnberger Profibasketballs - und stellte ein Team zusammen, das die Klasse halten soll.

© Sportfoto Zink / Wozi Ralph Junge kämpfte die letzten Monate um den Erhalt des Nürnberger Profibasketballs - und stellte ein Team zusammen, das die Klasse halten soll.

Am Getränkestand ging ihnen ihr bestes Argument noch vor der Halbzeitpause aus. Ganz offen­bar hatte der Anbieter unterschätzt, wie viele Menschen den neuen Nürn­berger Basketballclub sehen wollten, genauer: wie viele Anhänger aus dem nur knapp 100 Kilometer entfernten Crailsheim mitgekommen waren, um zu beobachten, wie der Bundesliga-Absteiger seinen ersten Schritt zu­rück Richtung gelobtes Land macht.

Während das Bier in der Halle am Berliner Platz zur Neige ging, schwan­den zeitgleich die Kräfte der Gastge­ber, in der zweiten Halbzeit sahen über tausend Zuschauer ein unglei­ches Duell, die Atmosphäre war den­noch bis zum Schluss eine würdige für dieses besondere Basketballspiel.

Die Rettung im Sommer

Im Frühsommer hatte es nicht da­nach ausgesehen, als müssten sie ab Herbst im Nürnberger Berufsbildungs­zentrum überhaupt noch für so viele Menschen Bier zapfen. Nach dem Rückzug des Hauptsponsors stand der Profi-Basketball wieder einmal vor dem Aus, vier Monate später setzte Sebastian Schröder trotzdem wieder in einem Zweitligaspiel zum Sprung­wurf an, kämpfte Dan Oppland trotz­dem wieder um jeden Abpraller und durften sich trotzdem einige vielver­sprechende Talente an großem Sport versuchen.

"Ich habe mich sehr über die coura­gierte Leistung gefreut", sagte Ralph Junge, nachdem dieses erste von min­destens 14 weiteren Heimspielen sein erwartetes Ende gefunden hatte. Nach 20 Jahren als Basketballtrainer ist er realistisch genug, um dieses 47:79 und die ersten 40 Minuten der jungen Saison richtig einzuordnen: "Wir wussten, dass uns wohl irgend­wann die Kraft ausgehen würde."

Kleinere Brötchen backen

"Gemeinsam unaufhaltsam" - das stand auf dem T-Shirt des Nürnber­ger Trainers, es soll das Motto für die kommenden Monate sein, in denen der Nürnberger Basketballclub nach Jahren des Aufstiegskampfes plötz­lich gegen den Abstieg und die Bedeu­tungslosigkeit spielt. Junge und seine Mitstreiter haben es geschafft, den Verein vorläufig zu retten, der Etat reichte aber lediglich aus, um eine Mannschaft zusammenzustellen, die als Außenseiter in die meisten Begeg­nungen gehen wird.

Gegen die prominent besetzten Mer­lins aus Crailsheim waren die Falcons sogar nur krasser Außenseiter, die Hoffnung auf ein Team zu treffen, das beim Saisonstart noch auf der Suche nach sich selbst ist, bestätigte sich nur zwölf Minuten und 31 Sekunden.

"Das Ergebnis sieht schlimmer aus, als es eigentlich war", fand Moritz Sanders hinterher, "wir müssen uns auf die positiven Aspekte konzentrie­ren", appellierte Dan Oppland.

Saisonziel Klassenerhalt

Zu den positiven Aspekten zählten die ersten zwölfeinhalb Minuten und die Erkenntnis, dass die Falcons auch noch kämpften, als die Partie längst entschieden war. Weil Diante Wat­kins noch am Knöchel verletzt ist und Andre Calvin nicht rechtzeitig die Arbeitserlaubnis erhielt, fehlten gleich wichtige Säulen der rundum er­neuerten Mannschaft, von den acht verbliebenen Kräften waren vier Spie­ler gerade einmal 21 Jahre alt oder sogar noch deutlich jünger. Sanders erzielte erstaunliche zehn Punkte, auch die anderen bekamen vom Trai­ner hinterher viel Lob, Ralph Junge ist sich sicher, dass diese Mannschaft "noch viel Spaß machen wird".

Ob sie auch in der Lage ist, nicht nur Spaß zu machen, sondern auch die nötigen Punkte für den Zweitliga-Ver­bleib zu sammeln, werden die kom­menden Wochen zeigen, der Vergleich mit Crailsheim ist da nicht wirklich aussagekräftig. "Wenn wir komplett sind und unseren Rhythmus gefunden haben, werden wir mithalten kön­nen", glaubt Sebastian Schröder. Viel­leicht gilt das dann auch für die Kolle­gen am Getränkestand.

Verwandte Themen


Keine Kommentare