Bei Olympia zählen allein Geld und Macht

7.2.2014, 06:32 Uhr
Bei Olympia zählen allein Geld und Macht

© AFP PHOTO / ANDREJ ISAKOVIC

Farbenprächtige Szenen werden die Bildschirme füllen, wenn am Freitag in Sotschi die Olympischen Winterspiele eröffnet werden. Rund um die Uhr werden dann die TV-Anstalten auch von Sportarten berichten, die während der Olympiade, dem Zeitraum zwischen den Spielen, unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.

Den Sportlern sei die Aufmerksamkeit gegönnt. Schließlich haben sie sich mehr als nur vier Jahre lang vorbereitet, egal ob sie als medienpräsente Biathleten, übersehene Curler oder im Skeleton unterwegs sind. Viele haben ihre Jugend dem sportlichen Ehrgeiz geopfert, um sich mit den Konkurrenten aus aller Welt zu messen. Egal, ob sie Erfolgschancen haben oder nicht, weil nicht wenige Rivalen sich dank illegaler Hilfsmittel Vorteile verschaffen.

Doch die Sportler liefern nur die Kulisse für viele andere, die sich in ihrem Erfolg sonnen. Die sich in den Vordergrund drängen, wie es beim Abflug nach Sotschi die Funktionäre taten, statt ihren Dienst für die Athleten im Hintergrund zu verrichten. Die Sportler sind Alibi für diejenigen, die sich mit der teuersten und umweltschädlichsten Sportveranstaltung aller Zeiten die eigenen Taschen füllen. Auf Kosten der Natur, sklavenartig beschäftigter Bauarbeiter und zahlloser in der Region Sotschi enteigneter Menschen.

Schönrederei von Politikern und Funktionären

Nach dem Zerfall der Sowjetunion solle es Russland mit den Spielen ermöglicht werden, ein eigenes Wintersportzentrum zu errichten, hatte eine der Begründungen des Internationalen Olympischen Komitees bei der Vergabe an Sotschi gelautet. Die Realität? Ja, es wird Möglichkeiten zum Ski- und Bobfahren oder Rodeln geben. Aber viele Sportstätten werden demontiert und in andere Regionen verpflanzt. Das Olympiastadion soll zur Heimspielstätte für ein nicht vorhandenes Profi-Fußballteam werden. Wobei abzuwarten bleibt, wie viele der auf Sumpf gesetzten Bauten überhaupt stehenbleiben.

Aber hallo! Gab es nicht einmal eine olympische Grundidee? Die Spiele sollten Völkerverständigung ermöglichen und Frieden stiften? Welch blauäugige Träumerei! Für viele Verantwortliche heißen die olympischen Triebfedern heute Macht und Geld.

Beschwichtigen und schönreden lautet bei vielen Politikern und Sportfunktionären längst die Devise. Eine Kultur des Wegschauens hat sich angesichts der Verquickung von Sport und Wirtschaft breitgemacht. Das aber haben die Sportler, die jetzt ihr Bestes geben, nicht verdient. Doch sie leben nun mal in einer Welt, in deren Realität der Sport nur noch die Funktion eines Feigenblatts hat.

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