Bleibt er beim HCE? Auf Spurensuche mit Stranovsky

21.2.2017, 20:11 Uhr
"Es fühlt sich toll an", sagte Martin Stranovsky nach dem Sieg in Stuttgart. Ob er in der kommenden Saison jedoch auch weiterhin für den HCE auf die Platte geht ist noch offen.

© Sportfoto Zink / WoZi "Es fühlt sich toll an", sagte Martin Stranovsky nach dem Sieg in Stuttgart. Ob er in der kommenden Saison jedoch auch weiterhin für den HCE auf die Platte geht ist noch offen.

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Der allerletzte Treffer war einer mitten hinein ins Stuttgarter Handballherz. Noch einmal hatte sich der TVB Stuttgart sehr offensiv in der Deckung formiert, alles oder nichts war Devise. Es ging darum, das letzte Fünkchen Hoffnung auf ein Wunder am Leben zu halten. Doch dann bekam Jonas Link den Ball.

Link läuft wieder an...

Viel war dem jungen Erlanger Spielmacher zuvor nicht gelungen. Ein Treffer, ein Wurf unter die Latte, als gelte es, das arme schwäbische Tornetz auf Reißfestigkeit zu prüfen. Sowie ein Schrittfehler in einer Phase, in der man es als Erlanger Fan noch mit der Angst bekommen musste. Nun aber lief jener Link wieder an, fast von der Mittellinie aus, mit seinen federnden, leichtfüßigen, flinken Schritten. Dann ist bekanntlich alles möglich: vom kurzen, schnellen Antritt durch die kleinste Lücke über einen ansatzlosen Stemmwurf bis zum Anspiel des Nebenmanns – oder auch, nun ja, ein Schrittfehler.

Nichts von all dem aber geschah. Weil Martin Stranovsky, der Linksaußen, sich von der Auslinie hinter die aufgerückte Stuttgarter Abwehr gestohlen hatte. Link steckte den Ball hindurch, Stranovsky traf mit der Sicherheit einer Lochmaschine ins Tor, die 200 Erlanger Fans jubelten – und auch den allerletzten Optimisten in der ausverkauften Arena wurde klar, dass es bei einem 27:24 und 40 verbleibenden Sekunden nichts mehr werden würde mit einem Punktgewinn. Es war der Schlusspunkt einer Begegnung, in der der HC Erlangen wie im Kampf mit einem wilden Tier erst konzentriert mitgehalten hatte, dann nicht verrückt und kopflos wurde, als Stuttgart die Überhand bekam – und am Ende den einen Moment nutzte, um dem müden Tiger den entscheidenden Stoß zu versetzen.

"Es fühlt sich toll an", sagte Martin Stranovsky hinterher, "aber das Spiel war nicht einfach. Am Ende hatten wir mehr Kraft, die Spielzüge waren die richtigen – und Pavel hat im Eins-gegen-Eins viele Tore gemacht." Vier der letzten acht erzielte der 34-jährige Tscheche, insgesamt deren fünf.

Sechs Stück steuerte Stranovsky bei, mit einer atemberaubenden Ruhe und der besten Wurfquote der ganzen Mannschaft: über 85 Prozent fanden den Weg ins Tor. Schon im Heimspiel gegen Hannover in der Vorwoche hatte sich der 31-Jährige stark verbessert gezeigt. Nichts erinnert mehr an die Körpersprache in den fehlerbehafteten, teils gar lustlos demonstrierten Spielen der Hinrunde: "Mir geht es jetzt gut", erklärte der Nationalspieler, der im Juli 2014 vom FC Barcelona gekommen war, "ich bin schmerzfrei." Rückenbeschwerden hatten ihn immer wieder gehemmt und vom Training aussetzen lassen.

"Ich möchte bleiben"

Doch die Zukunft des Slowaken, der seit vergangener Saison Deutsch spricht und dessen Töchterchen in Erlangen zur Welt kam, ist weiter offen: Der Vertrag läuft im Sommer aus, seit Monaten verhandeln Verein und Spieler. Zeitweise galten die Gespräche wohl bereits als gescheitert. "Nun ist wieder alles offen", sagt Stranovsky. "Ich möchte langsam wissen, wie es weiter geht. Ich mag Erlangen, ich möchte am liebsten bleiben."

Auch der Verein, sagt Geschäftsführer René Selke, würde wohl gern verlängern, wohl aber nicht unter denselben Bedingungen. Stranovsky kam als Spielmacher, als Star einer unerfahrenen Mannschaft mit geringen Chancen auf den Klassenerhalt zum HCE. Drei Jahre später, mit 31, offenbar überstandenen Rückenbeschwerden und auf einer nicht mehr so spielentscheidenden Position, müsste er wohl Gehaltseinbußen in Kauf nehmen. Auch wenn Martin Stranovsky an guten Tagen nach wie vor zu den besten Rechtsaußen der Liga, vielleicht der Welt zählt.

"... andere Faktoren, auf die man sich einigen muss"

"Natürlich entscheidet ein Spiel nicht über einen Vertrag", sagt René Selke. "Martin zeigt mit den letzten Leistungen, dass er ein sehr, sehr guter Spieler ist. Aber das haben wir auch nie in Frage gestellt." Es seien vielmehr "andere Faktoren, auf die man sich einigen muss". Martin Stranovsky sagt: "Ich habe gesagt, was ich möchte." Irgendwo dazwischen wird man sich treffen müssen, wollen beide Seiten noch viele Würfe ins gegnerische Handballherz gemeinsam feiern.

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