Club schoss sich den Frust von der Seele

26.1.2014, 21:10 Uhr
Club schoss sich den Frust von der Seele

© Sportfoto Zink

Josip Drmic (41., 70.), Timothy Chandler (23.) und Daniel Ginczek (49.) sorgten mit ihren Treffern vor 36.079 Zuschauern für ein kaum für möglich gehaltenes Schützenfest  und befeuerten damit die Euphorie, die von drei Testspielsiegen im Trainingslager in Spanien entfacht worden war.

Der Bann ist gebrochen, der erste Bundesliga-Dreier nach mehr als acht Monaten (3:2 gegen Werder Bremen am 18. Mai 2013) untermauert die Botschaft, dass der Club im Abstiegskampf das Feld mit aller Entschlossenheit von hinten aufrollen will.

Selbst die Siege der Konkurrenten Freiburg und Frankfurt konnten die Hochstimmung zum Rückrundenstart bei Spielern und Fans nicht trüben. Und schon gar nicht bei Verbeek, der im neunten Anlauf endlich den ersten Punktspielsieg als Club-Trainer feiern durfte. So lange musste keiner seiner Vorgänger warten. „Ich bin zufrieden mit der Art und Weise, wie wir gekämpft und nach vorne agiert haben – auch wenn wir nicht immer guten Fußball geboten haben“, bilanzierte der sichtlich erleichterte Holländer.

Dass der Knoten an diesem nasskalten Samstag endlich platzen würde, zeichnete sich nach Chandlers glücklichem Führungstreffer Mitte der ersten Halbzeit ab. Da packte der agile Rechtsverteidiger  die Brechstange aus, hielt aus gut 20 Metern einfach mal drauf – und hatte Glück, dass der Ball von Hoffenheims Abwehrspieler Jannik Vestergaard unhaltbar für Torwart Koen Casteels abgefälscht wurde. In der von Pleiten, Pech und Pannen geprägten Vorrunde wäre die Kugel wohl zum x-ten Mal am Torgebälk gelandet...

Die Führung verlieh dem bis dato zwar hochmotivierten, aber überhastet und ideenlos agierenden Club endlich die nötige Sicherheit. Bis dahin hatten die gut gestaffelten Gäste die leichtfertigen Nürnberger Ballverluste immer wieder geschickt zu gefährlichen Kontern genutzt, im Abschluss aber die nötige Präzision und Zielstrebigkeit vermissen lassen.

 Ein Doppelschlag kurz vor und nach der Pause brachte den 1.FCN endgültig auf Erfolgskurs. Auch beim zweiten Treffer spielte Fortuna den Gastgebern in die Karten, als Hoffenheims Innenverteidiger Niklas Süle nach einem Freistoß von Marvin Plattenhardt den Ball genau vor Drmics Füße köpfte.

Der Schweizer fackelte nicht lange und verwertete die unfreiwillige Vorlage aus sechs Metern eiskalt zum 2:0. Für Tor Nummer drei bedurfte es hingegen keinerlei Unterstützung des Gegners: Mike Frantz schickte Ginczek mit einem genau getimten Steilpass auf die Reise, der Ex-St.Paulianer verwandelte souverän. Es war sein drittes Saisontor.

 Drmic schraubte mit seinem Doppelpack die persönliche Quote in der 70. Minute gar auf acht hoch. Nach Vorarbeit des ansonsten unglücklich agierenden Hiroshi Kiyotake veredelte er einen der zahlreichen Konter zum 4:0, indem er den Ball perfekt mit der Brust annahm und per Drehschuss an den Innenpfosten wuchtete.

Das Spielgerät sprang ins Netz – wieder so eine Szene, die in der Vorrunde vermutlich die Vielzahl der wertlosen Torgebälkstreffer erweitert hatte. Das 4:0 ließ endgültig alle Skeptiker verstummen, die ein ähnliches Drama wie in Hannover befürchtet hatten: Mitte Dezember hatte der Club dort eine 3:0-Führung noch verspielt und nur einen Punkt mitgenommen.

 Der erste Dreier war hochverdient, Markus Feulner (55.), Drmic (61.) und Grinczek (73.) hätten das Ergebnis sogar noch opulenter gestalten können. Die Franken präsentierten sich robuster, spielfreudiger. Und sie wollten den ersten Sieg mit allen Mitteln erzwingen. Zudem wirkten sie auf den Punkt fit und spritzig, konnten das für Verbeeks Offensivstil erforderliche hohe Tempo problemlos vorlegen. Auch kritische Situationen meisterten sie konzentriert – beispielsweise, als der überragende Javier Pinola (5.) und der für den angeschlagenen Per Nilsson eingewechselte Debütant Ondrej Petrak (63.) auf der Linie retteten.

Ratlosigkeit herrschte indes beim Gegner, den der Club mit hinein in den Abstiegsstrudel gerissen hat. Hoffenheim, das bislang auswärts mehr Punkte geholt hat als im eigenen Stadion, hatte sich nach einer makellosen Vorbereitung mit vier Testspielsiegen einiges ausgerechnet. „Ich hatte eindringlich davor gewarnt, diese Ergebnisse überzubewerten.

Einige Signale sind da offenbar falsch interpretiert worden“, kritisierte der sichtlich angefressene Trainer Markus Gisdol, dessen Team mit nunmehr 42 Gegentreffern weiterhin als die Schießbude der Liga firmiert. Dem Club wünschte er ausdrücklich alles Gute auf dem Weg zum Klassenerhalt: „Wir haben heute ja Anschubfinanzierung geleistet...“

Nürnberg: Schäfer – Chandler, Nilsson (55. Petrak), Pinola, Plattenhardt – Frantz – Drmic, Feulner, Kiyotake (80. Gebhart), Hlousek – Ginczek (78. Pekhart) / Hoffenheim: Casteels – Beck, Süle, Vestergaard, Johnson (46. Toljan) – Rudy, Polanski (66. Modeste) – Hamad, Firmino, Elyounoussi (54. Volland) – Schipplock / SR: Kircher (Rottenburg) / Tore: 1:0 Chandler (23.), 2:0 Drmic (41.), 3:0 Ginczek (49.), 4:0 Drmic (70.) / Zuschauer: 36079 / Gelbe Karten: Chandler (4) – Firmino (3), Modeste (3), Rudy (4).

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