Der 1.FC Nürnberg stößt an seine Grenzen

21.9.2012, 23:04 Uhr
Der 1.FC Nürnberg stößt an seine Grenzen

© Sportfoto Zink

Als am frühen Freitagabend das Flutlicht anging im Frankenstadion, rätselten viele Experten noch ein wenig über den 1. FC Nürnberg und Eintracht Frankfurt. Dass der direkte Vergleich zum Auftakt der vierten Runde tatsächlich als Topspiel angekündigt werden durfte, war nicht nur dem noch sehr frühen Saisonzeitpunkt geschuldet.

Beide Vereine, normalerweise als ewige Außenseiter geführt, hatten sich die bundesweite Aufmerksamkeit mit zum Teil spektakulären Leistungen und Ergebnissen seit Ende August allerdings redlich verdient. So sehr, dass es diesmal sogar um etwas mehr ging als drei wichtige Punkte.



„Deutscher Meister wird nur der FCN“ sangen sie im Überschwang der ungewohnten Gefühle bereits vor dem Anstoß lautstark in der Nordkurve, was mittelfristig nicht passieren wird. Dafür hätte es die verdiente 1:2 (0:1)-Niederlage gegen den neuen Tabellenführer nicht gebraucht.

Die Fans des hessischen Traditionsvereins sollten sich hingegen die aktuelle Rangliste ausschneiden, vergrößern und am besten gleich einrahmen; schon heute Abend könnte Platz eins schon wieder Vergangenheit sein.

Auch der Club hatte vorab eine reelle Chance auf den höchstens Statistikern wichtigen Platz ganz oben, stieß aber vor über 45.000 Zuschauern phasenweise an seine Grenzen. Die Eintracht stellte die insgesamt bessere Mannschaft und hätte auch höher gewinnen können.



Hoffer erzielte in der 25. Minute das 1:0, nach einer Stunde legte Inui nach feinem Solo das 0:2 nach; Polters Anschlusstreffer kam zu spät. Es war tatsächlich Frankfurts vierter Sieg in der vierten Partie. Nicht schlecht für einen Aufsteiger, der sich in der 2. Liga und mithilfe von ein paar Millionen-Investitionen prächtig entwickelt hat.

Beiden Trainern kam zunächst entgegen, dass sie wieder ihre zuletzt sehr erfolgreiche Formationen aufbieten konnten. Nürnbergs Hecking ließ sogar zum dritten Mal in Folge dieselbe Elf beginnen, deren neue Attraktion aus Japan kommt. Für Kiyotake gab’s obendrein ein Wiedersehen mit einem langjährigen Kumpel; Inui ist sozusagen sein Pendant bei der Eintracht. Ein Tor und drei Torvorlagen hatten die sehr guten Freunde jeweils zustande gebracht bis zum gestrigen Anpfiff und damit für allerhand dicke Schlagzeilen gesorgt. Und zusätzliches Medieninteresse, selbst in Fernost. Vier Freistoßflanken von Kiyotake in den ersten zehn Minuten sorgten zwar gleich für etwas Verwirrung, aber kaum Gefahr. Frankfurt, ein auch physisch ungemein starkes Team, hatte vor der Pause nur bei zwei Kopfbällen von Pekhart (2., 31.) und einem Pfosten-Kracher von Nürnbergs Japaner (38.) ein paar brenzlige Momente zu überstehen.

Ansonsten hatten die Gäste aber nicht nur optische Vorteile, obwohl ihr Trainer Armin Veh bis zur 21. Minute schon zwei Mal wechseln musste. Lanig für Schwegler, Hoffer ersetzte Occean. Der Österreicher Hoffer rechtfertigte seinen Einsatz bereits wenig später, als er eine vorübergehende Konfusion in Nürnbergs Defensive mit einem trockenen Flachschuss bestrafte.

Selbst verschuldet geriet der Club zum ersten Mal in der noch jungen Saison in Rückstand und wusste keine Antwort darauf. Zumal es möglicherweise erst gar nicht so weit gekommen wäre, wenn Schiedsrichter Zwayer in der 19. Minute konsequent entschieden und den bereits verwarnten Frankfurter Zambrano nach einem klaren Foul an Pekhart vom Platz gestellt hätte. Im Elf gegen Elf tat sich Nürnberg auch nach dem Seitenwechsel schwer, weil die Eintracht wenig Raum für Kombinationen ließ und mit ihren blitzgescheiten Kontern zudem gefährlich blieb. Meist vorgetragen über Pinolas linke Abwehrseite.

Anschluss durch Polter

Zumindest optisch hatten die Gastgeber fortan mehr vom Abend, ungewöhnlich viele Ungenauigkeiten verbauten ihnen aber meist den Weg zum Tor. Also versuchten sie es eben mit Standards; Kloses Kopfball nach einem Kiyotake-Eckstoß konnte Rode vor der Linie klären, ansonsten fiel Nürnbergs Künstler nicht weiter auf. Sein Frankfurter Landsmann machte es nach einer Stunde besser; Inui zog mit dem Ball am Fuß von der linken Seite und parallel zur Strafraumgrenze nach innen, ließ noch zwei Verteidiger aussteigen und jagte die Kugel flach ins Eck.

Ein Traumtor des an diesem Abend auffälligeren Japaners besiegelte Nürnbergs erste Niederlage, es wird nicht die letzte gewesen sein bis Mai 2013. Polters sehenswerter Kopfball zum 1:2 nach Kiyotake-Freistoß (76.) und eine mutige Schlussoffensive sollten nicht mehr viel ändern – Polter verpasste das 2:2 um Zentimeter (87.). Die Frankfurter hingegen träumen. „Deutscher Meister wird nur die SGE“, sangen ihre Fans. Auch eher unwahrscheinlich.

Nürnberg: Schäfer; Chandler (70. Polter), Nilsson, Klose, Pinola – Balitsch, Simons – Mak (60. Gebhart), Kiyotake, Esswein (60. Frantz) – Pekhart.

Frankfurt: Trapp; Jung, Zambrano, Anderson, Oczipka - Rode, Schwegler (15. Lanig) – Aigner, Meier, Inui – Occean (21. Hoffer, 86. Matmour).

Schiedsrichter: Zwayer (Berlin).

Zuschauer: 45.033.

Tore: 0:1 Hoffer (25.), 0:2 Inui (60.), 1:2 Polter (76.).

Gelbe Karten: Polter / Jung, Meier, Zambrano.

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