Der Club nach der Pokalschlacht: Köllner hatte nie Zweifel

1.11.2018, 11:22 Uhr
Zieht mit seinem 1. FC Nürnberg nach großem Fight in die nächste Pokalrunde ein: Club-Coach Michael Köllner.

© Sportfoto Zink / WoZi Zieht mit seinem 1. FC Nürnberg nach großem Fight in die nächste Pokalrunde ein: Club-Coach Michael Köllner.

Mathenia hatte schon während der 120 Minuten die ein oder andere Großchance des Gegners vereitelt - und machte nun einfach weiter. Den Strafstoß von Jonas parierte er, Kai Bülow irritierte er immerhin so weit, dass der nicht einmal das Tor traf. Weil auf der anderen Seite alle Nürnberger Schützen ihre Elfmeter sehr souverän verwandelten, stand der Club nach über zwei Stunden Kampf im Achtelfinale. "Eine ganz verrückte Partie", hatte dabei nicht nur Mathenia gesehen. "Ich freue mich, dass ich der Mannschaft helfen konnte, aber ich hätte es gerne einfacher gehabt."

Auch da sprach er natürlich für alle, schwer hatten es sich die Nürnberger aber schon selbst gemacht, sehr schwer. "Wenn du gegen einen Drittligisten ins Elfmeterschießen gehst, warst du nicht der König der Dinge", sagte Michael Köllner über eine Partie, an deren Ende der Club dennoch auf mehr Torschüsse (27:19), mehr Ballbesitz (63 Prozent) und mehr gewonnene Zweikämpfe (56 Prozent) verweisen konnte. Der Trainer musste diesmal sogar seine Halbzeitansprache etwas lautstärker gestalten, weil Nürnberg da tatsächlich in Rückstand lag.

Club zu behäbig und verspielt

Es war eines dieser Pokalspiele, in denen an einem Abend passiert, was man sonst in einer ganzen Saison nicht erlebt. Ein Favorit, der erst kontrolliert wirkte, dann erstaunlich wankte. Ein Außenseiter, der erst beeindruckt schien, dann überlegen, dann niedergeschlagen. Und eben eine Heldenrolle, für die sich immer wieder ein Neuer empfahl in diesen 120 Minuten.


Köllner lobt sein Team: "Waren sehr cool im Strafraum"


Bis zum Rostocker Führungstreffer hatte sich der Club an der Spielkontrolle versucht, wirkte aber zu häufig behäbig und verspielt. Bestraft wurde das, als sich Robert Bauer und Simon Rhein in defensiver Lustigkeit zu überbieten versuchten. Bauer misslang ein Rückpass furchtbar, Rhein hätte die Situation dennoch mit Leichtigkeit klären können, scheiterte aber an diesem Unterfangen und es stand 0:1. "Wir haben uns durch ein saudummes Gegentor das Spiel kaputt gemacht", sagte später Georg Margreitter und hatte natürlich recht.

Weil der Club in der zweiten Hälfte aber etwas zielstrebiger wurde (bedingt auch durch die Einwechslungen von Federico Palacios und Adam Zrelak) und die Gastgeber irgendwann müde wurden, war es zwar glücklich, aber nicht unverdient, dass Zrelak in letzter Minute noch der Ausgleich gelang. Es gab Verlängerung, wieder geriet Nürnberg in Rückstand, wieder gelang der Ausgleich. "Es bleibt das Weiterkommen und die Moral", sagte Margreitter.

"Wenn der Gegner konsequenter ist..."

Es bleibt auch die nicht ganz neue Erkenntnis, dass weder die Nürnberger Mannschaft noch das Nürnberger Spiel ausgereift sind. "Wenn der Gegner konsequenter ist, knipst er uns vor der Pause die Lichter aus", sagte Leibold über den ersten Durchgang. Drei Tage nach dem sehr schön anzusehenden 1:1 gegen Eintracht Frankfurt wirkte vor allem Simon Rhein in der Mittelfeldzentrale sehr beeindruckt vom Spiel der Rostocker und einer Kulisse, die Köllner als "nicht gerade freundlich" beschrieb.

Immerhin: Im zweiten Durchgang stabilisierte sich auch Rhein in seiner Leistung. Köllner hatte dem Impuls widerstanden, seine Neu-Entdeckung durch eine Auswechslung von seinen Qualen zu erlösen. "Man muss ihn auch einmal in ein Stahlbad schmeißen", sagte Köllner.

Er wurde dafür belohnt. Nie, sagte Köllner, hatte er während der Partie an einem Nürnberger Weitergekommen gezweifelt. Das war wahrscheinlich ein bisschen geflunkert, aber weiter gekommen waren sie ja am Ende und hatten sich dabei so schwer getan wie viele Erstligisten in dieser Runde. Auch der FC Augsburg, zum Beispiel, brauchte ja am Dienstagabend die Verlängerung, um sich durchzusetzen.

Am Samstag trifft man sich in Augsburg zum Erstligaspiel zweier wahrscheinlich müder Mannschaften. Wie man sich da erholt? Eine ungefähre Ahnung hatte Georg Margreitter: "Ich muss schauen, dass ich das, was ich normalerweise in einer Woche mache in zwei Tagen mache."

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