Die SpVgg muss auf jeden Fall einen Spieler verkaufen

13.7.2017, 12:15 Uhr
Die SpVgg muss auf jeden Fall einen Spieler verkaufen

© Fotos: Wolfgang Zink

Herr Schwiewagner, wann bekommt die Spielvereinigung einen neuen Hauptsponsor?

Holger Schwiewagner: Wir würden natürlich gerne einen zur neuen Saison präsentieren. Wir sind aktuell in Gesprächen, setzen uns aber wegen des Termins nicht unter Druck. Wichtig ist, dass es für beide Seiten stimmig ist, und der Vertrag inhaltlich passt.

Kann es sein, dass zum ersten Saisonspiel noch kein Sponsor auf der Brust des Trikots steht?

Schwiewagner: Das liegt im Bereich des Möglichen. Es geht nicht darum, möglichst schnell jemanden zu präsentieren. Das wäre nicht in unserem Sinne und nicht in dem unseres Partners. So ein Hauptsponsorenvertrag ist ein sehr umfangreiches Papier.

Dass Ergo Direkt als Sponsor aussteigen würde, war lange klar. Wieso dauert es trotzdem so lange?

Schwiewagner: Die Gespräche laufen seit über einem halben Jahr. Aber die Suche nach einem Hauptsponsor braucht Zeit, viele Gespräche und ein gemeinsames Konzept.

Muss es ein Unternehmen aus der Region sein?

Schwiewagner: Das wäre natürlich ein Wunsch. Die regionale Bindung bringt viele Vorteile mit sich. Aber in der heutigen Zeit kann man sich nicht nur darauf fokussieren.

 

Ergo Direkt bleibt bis 2018 Sponsor auf den Trikots der Jugendteams. Warum ist das so?

Schwiewagner: Man wollte nicht von heute auf morgen eine langjährige und erfolgreiche Partnerschaft beenden. So hat man die Unterstützung unserer Nachwuchsmannschaften für ein weiteres Jahr zugesagt. Viele Vereine haben bereits einen Hauptsponsor für die Lizenzmannschaft und einen für die Jugend. So wollen wir künftig auch agieren.


Hier geht's zum Trainingslager-Blog aus Waidring.


Welche Voraussetzungen muss ein Hauptsponsor erfüllen?

Schwiewagner: Wir haben natürlich wirtschaftliche Vorstellungen, aber das alleine ist nicht ausschlaggebend. Wir hatten einen sehr guten Vertrag mit Ergo Direkt, auch im Vergleich zu anderen Vereinen der zweiten Bundesliga. Die Dominanz der Ergo Direkt im Stadion war aber überdurchschnittlich und hatte seinen Wert. Ein neuer Hauptsponsor wird aber nicht mehr alle diese Werbeflächen belegen, diese werden anderweitig vermarktet. Wir versuchen so, das Gesamtvermarktungsvolumen zu erreichen, das wir benötigen. Über allem schwebt: Passen wir zusammen? Wenn wir mit einem Unternehmen werben würden, dessen Inhalte konträr zu unserer Ausrichtung sind, dann müssen wir das für uns bewerten.

Was wäre denn konträr zur Ausrichtung der Spielvereinigung?

Schwiewagner: Da gibt es verschiedene Beispiele. Deshalb hilft da nur eine Einzelfallbetrachtung.

Und der Idealfall wäre ein Fürther Unternehmen?

Schwiewagner: Ein fränkisches Unternehmen.

"Es ist kein Wünsch-Dir-Was"

Im Ronhof gab es einige Veränderungen. Dort finden sich nun nur noch weiß-grüne Banden, ein lange gehegter Wunsch vieler Fans. Muss ein Hauptsponsor auch farblich zur SpVgg passen?

Schwiewagner: Das Logo oder die Farbe des Hauptsponsors wird bei der Auswahl niemals eine Rolle spielen. Es geht um Inhalte. Dass sich die zweite Bandenreihe im Stadion verändert hat, hat sich erfreulicherweise ergeben. Wir konnten den Wunsch auch immer nachvollziehen. Es trägt zur Beruhigung des Bandenbildes bei. Aber uns darf auch kein wirtschaftlicher Nachteil entstehen. Es wird immer wieder vorkommen, dass jemand in anderer Form werben will. Es ist kein Wünsch-Dir-Was, sondern es geht darum, was für den Verein am Besten ist.

Es sind auch sonst kleine Veränderungen spürbar. Zum Beispiel ist auf den Social-Media-Accounts nur noch das Kleeblatt-Logo zu sehen. Besinnt sich der Verein gerade auf seine Identität?

Schwiewagner: Es geht auch darum, die Identität zu stärken, ja. Wir wollten für diese relevanten Medien das technisch ideale Logo wählen. Das Wappen ist und bleibt das offizielle Vereinslogo, es ist das eingetragene Markenlogo der Spielvereinigung Greuther Fürth. Aber das reine Kleeblatt ist signifikanter, auch weil wir über die Grenzen Fürths hinaus als "das Kleeblatt" wahrgenommen werden. So ist der Schritt konsequent, aber keine Abkehr vom Logo – und auch nicht vom Vereinsnamen.

Die SpVgg muss auf jeden Fall einen Spieler verkaufen

In der vergangenen Saison gab es eine enttäuschende Zuschauerresonanz. Kann eine Rückbesinnung auf die Wurzeln des Vereins daran etwas ändern?

Schwiewagner: Ich möchte die Zuschauerzahlen nicht in Verbindung mit unserem Vereinslogo setzen. Die letzten zwei Jahre haben für unsere Fans sportlich nicht die gewünschten Ergebnisse gebracht. Darauf reagiert auch der Zuschauer – zu Recht. Aber wir betreiben keine Bauernfängerei, indem wir jetzt das Logo ändern oder die Eintrittspreise senken.

Warum wurden die Preise für die Dauerkarten dann gesenkt?

Schwiewagner: Wir wollen ein bodenständiger, anfassbarer Verein sein. In der heutigen Zeit, wo sich alles verteuert, muss der Fußball für die Menschen erschwinglich bleiben. Deshalb wollen wir bewusst gegen den Trend gehen, möglicherweise auch auf unsere Kosten. Natürlich haben wir die Hoffnung, dass sich der eine oder andere sagt: Das leiste ich mir jetzt wieder. Aber schon auch in der Hoffnung, dass bei uns seit der Rückrunde etwas zusammenwächst.

Wie wichtig sind die Zuschauereinnahmen noch für die SpVgg?

Schwiewagner: Die Bedeutung nimmt ab. Die größte Säule für uns sind die TV-Gelder, gefolgt von den Einnahmen aus Werbung und Marketing. Auch die Transfereinnahmen sind höher als die Zuschauereinnahmen. Ich will an dieser Stelle gar nicht jammern, aber das ist natürlich ein Wettbewerbsnachteil, den wir durch andere Einnahmequellen kompensieren müssen.

Lässt sich schon ein Effekt der Preissenkung feststellen?

Schwiewagner: Wir werden wohl mehr verkaufen als vergangenes Jahr. Wie viel, das müssen wir abwarten. Fakt ist, dass der Verkauf nur bis zum ersten Heimspiel geht, danach gibt es keine Dauerkarten mehr. Wir werden hier einen klaren Schnitt machen.

Sie haben andere Einnahmequellen angesprochen. Der Verein bleibt also weiter auf Transfers angewiesen?

Schwiewagner: Ja, das wird auch auf Sicht so bleiben.

"Die Kosten im sportlichen Bereich steigen"

Dass der Verein fast zwei Millionen Euro mehr an TV-Geldern kassiert hat, spielt keine Rolle?

Schwiewagner: Das spielt eine Rolle, aber es ist leider nicht so, dass im Gegenzug die Ausgaben gleich bleiben. Die Kosten im sportlichen Bereich steigen, die Aufwendungen um die Spieltage herum im organisatorischen Bereich, gerade in Verbindung mit dem Stadionumbau. Deshalb ist es leider nicht so, dass wir jetzt einen siebenstelligen Betrag mehr haben, den wir ausgeben können. Die Mehreinnahmen dienen stattdessen zur Deckung der Kosten.

Die SpVgg muss also auch in dieser Saison noch einen Spieler verkaufen?

Schwiewagner: Ja, davon ist auszugehen.

Statt eines herkömmlichen Trainingslagers macht Bundesligist Eintracht Frankfurt gerade eine USA-Reise. Ist so etwas auch für Fürth denkbar?

Schwiewagner: Ich will es nicht ausschließen, kann aber auch nicht sagen, dass es derzeit Teil unserer Überlegungen ist. Wenn wir einen Partner hätten, für den der amerikanische oder ein anderer ausländischer Markt wichtig und es sportlich vertretbar wäre, ist es im Bereich des Möglichen. Aber Bestrebungen dieser Art gibt es aktuell nicht.

Kleeblatt-Meeting auf der Insel?

Das würde vielleicht auch dem Bild vom bodenständigen Verein widersprechen.

Schwiewagner: Nicht grundsätzlich, es muss Sinn machen. In Schottland gibt es zum Beispiel ja auch einen Verein, der das Kleeblatt auf der Brust trägt (Celtic Glasgow, Anm. d. Red.). Da ein Trainingslager zu machen, wäre eine schöne Sache und auch glaubwürdig.

Ist das momentan nicht eine Chance für Traditionsvereine – sich als Gegenpart zu Vereinen wie RB Leipzig zu positionieren?

Schwiewagner: Mir geht es nicht um eine Gegenposition. Tradition ist wichtig, aber Leipzig und Hoffenheim machen gute Arbeit. Sie ballern ihre unbestritten vorhandenen finanziellen Mittel nicht in die Luft, sondern sie setzen ihr Geld gut ein, davor habe ich grundsätzlich Respekt. Aber wir schauen nicht auf andere. Für uns ist es wichtig, Dinge zu tun, die für uns passend sind. Ich muss mich nicht über einen anderen profilieren.

 

 

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