Drei Gründe, warum der Club derzeit nur Mittelmaß ist

4.12.2016, 15:59 Uhr
"Wir kriegen letztlich einfach zu viele Gegentreffer", sagt Club-Trainer Alois Schwartz - und will an der Defensive um Dave Bulthuis (im Bild) arbeiten.

© Zink "Wir kriegen letztlich einfach zu viele Gegentreffer", sagt Club-Trainer Alois Schwartz - und will an der Defensive um Dave Bulthuis (im Bild) arbeiten.

Es war wohl nur als Floskel gedacht. Unmittelbar nach dem Abpfiff gegen Sandhausen gab Nürnbergs Trainer Alois Schwartz in der Mixed-Zone zu Protokoll: "Nach dem 0:2 wurden die Beine schwer." Damit wollte der FCN-Coach den psychischen – wohlgemerkt nicht den physischen – Knacks innerhalb seiner Mannschaft beschreiben. Gesagt hatte er aber eben: "Die Beine wurden schwer". Sie wurden schwer, nachdem der 1. FC Nürnberg über eine Stunde lang zu elft gegen zehn Sandhäuser anlief, gleich doppelt ausgekontert und mit 1:3 geschlagen wurde. So mancher Clubfan konnte darin die bittere Ironie dieses Spiels erkennen.

Nach der Pleite gegen Schwartz' Ex, zuvor aber bereits ähnlich deutlich gegen den VfB Stuttgart zeigt sich: Der 1. FC Nürnberg ist in seiner derzeitigen Verfassung nur Zweitliga-Mittelmaß. "Oben haben wir im Moment nichts zu suchen", sagte Kapitän Miso Brecko nach der Partie (Alle Stimmen gibt's hier). Die Tabelle lügt ohnehin selten, im Fall des 1. FC Nürnberg ist sie aber besonders schonungslos - und ehrlich. Auch die noch vor zwei Wochen kriselnden Fürther stehen mittlerweile wieder vor dem Club.

Problem eins: Dem Club fehlt die Cleverness

Das hat Gründe. Gründe, die sich nicht unbedingt in der Statistik niederschlagen. Gründe aber, die sich über einzelne Szenen des Spiels gegen Sandhausen erklären lassen. Aktionen, wie etwa Bulthuis' völlig übermotivierte und unnötige Grätsche vor dem 0:1, mit der er die linke Nürnberger Abwehrseite völlig aufgab und Sandhausens Kuhn damit alle Möglichkeiten ließ (28.).

In der laufenden Saison gewann der Niederländer nur 53 Prozent seiner Zweikämpfe, für einen Innenverteidiger ein ernüchternder Wert. Vor allem aber mangelt es dem Club in dieser Saison an der nötigen Cleverness, der Reife, der Abgezocktheit. "Der Gegner hatte Ruhe im Spiel", sagt Alois Schwartz. Etwas, das seiner Elf - trotz mehr Ballbesitz (55 Prozent) - fehlte.

Problem zwei: Der FCN ist defensiv instabil

Die Sandhausen-Pleite offenbart einmal mehr auch: Der 1. FC Nürnberg hat ein Defensiv-Problem. "Wir kriegen letztlich einfach zu viele Tore", sagt etwa Schwartz, "wir müssen auch mal zu Null spielen", sein Kapitän Miso Brecko. Mit 28 Gegentreffern ist der Club trauriger Spitzenreiter, überflügelt nur vom Tabellenvorletzten Aue. "So viele Tore kannst du nicht aufholen", sagt Schwartz.

Auch am Samstag wirkte beinahe die komplette Abwehrreihe mindestens unglücklich, Sepsi leitete mit seinem Fehlpass im Zusammenspiel mit Salli das 0:1 ein, Hovland und Bulthuis gaben beim 0:3 nur Begleitschutz. "Wir hatten zu große Abstände", sagt Kevin Möhwald. Und genau jene Lücken wusste der SVS eiskalt zu nutzen.

Grund drei: Dem Club fehlt ein handfestes Konzept

Natürlich ist die Niederlage in Sandhausen auch "bitter", wie Schwartz sagt. Bitter deshalb, weil der Club über eine halbe Stunde ansehnlich spielte. Eigentlich hätten Möhwald und Kempe den Club nach zwölf Minuten in Führung bringen müssen, eigentlich hätte der Club nach zwei Minuten einen Elfmeter bekommen können, eigentlich war die Schwartz-Elf doch optisch überlegen. Nur: Hätte reicht nicht, der Konjunktiv schießt keine Tore.

"Der am Ball ist bei uns die ärmste Sau", sagt Brecko. "Alle laufen weg." Eine Beobachtung des Club-Kapitäns, die sich zwar nicht unbedingt mit der ersten halben Stunde gegen den SVS deckt, wohl aber mit weiten Strecken der vergangenen beiden Partien. Gerade gegen den VfB offenbarte der Club seine Konzeptlosigkeit. Die Schwaben brannten zwar kein Feuerwerk ab, bestimmten den FCN aber mühelos. "Man hat schon einen Unterschied gesehen", sagte Nürnbergs Toptorschütze Guido Burgstaller nach dem Spiel.

Ein wirkliche Spielidee, die der Club seinem Gegner aufzwängen will, unveränderliche Konstanten, eine Vision - all das lässt sich beim 1. FC Nürnberg derzeit nicht erkennen. Nicht einmal gegen über eine Stunde dezimierte Sandhäuser.

Qualität scheint dennoch da zu sein. Der Club musste zwar 28 Mal den Ball aus dem eigenen Netz holen, schoss aber eben selbst auch 26 Tore - nur Stuttgart und Hannover trafen öfter. Das liegt zwar auch, aber eben nicht nur an Guido Burgstaller. Der zeigte mit seinem Treffer übrigens kurz vor Schluss wie es gehen kann für den 1. FC Nürnberg: Mit Trotz, Wut im Bauch - aber auch mit Auge und Verstand.

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