Dursun und Steininger: Zwei besondere Derby-Helden

21.9.2016, 14:19 Uhr
Seit der B-Jugend ein Fürther, jetzt auch Derby-Held: Daniel Steininger (re.) mit Serdar Dursun. Foto: Zink

Seit der B-Jugend ein Fürther, jetzt auch Derby-Held: Daniel Steininger (re.) mit Serdar Dursun. Foto: Zink

Als seine Mitspieler schon wieder in Richtung Mittelkreis getrabt waren, drehte Serdar Dursun sich noch einmal in Richtung der Fürther Fans in der Südkurve um. Er zog das Wappen mit dem Kleeblatt auf seinem Trikot zu seinem Mund und küsste es, einmal, zweimal.

Keine ungewöhnliche Geste für einen Fußballprofi, der gerade ein Tor im wichtigsten Spiel des Jahres geschossen hat. Aber man kann davon ausgehen, dass es im Fall des 24 Jahre alten Stürmers, der 1991 als Sohn türkischer Gastarbeiter in Hamburg zur Welt kam und mit dem Fußballspielen in der Jugendabteilung des SC Concordia Hamburg begann, ein Kuss aus echter Dankbarkeit war.

Die gesamte Vorbereitung auf die Saison war ein einziges Probetraining für Serdar Dursun, eine Knieverletzung warf ihn kurzzeitig aus der Bahn, am Ende wurde er mit einem Vertrag bei der Spielvereinigung belohnt. Eine zweite Chance im deutschen Profi-Fußball für ihn, nachdem er die vergangenen Jahre durch die türkischen Ligen getingelt war, im vergangenen Jahr war es die dritte türkische Liga und Fatih Karagümrük SK.

Er hat sie genutzt und sich gleich zu Saisonbeginn einen Stammplatz erspielt. Bekommen hat er ihn unter anderem wegen seiner Technik, mit der er es auch schaffte, im Deby beim 1. FC Nürnberg die Kopfball-Flanke von Sebastian Freis artistisch volley zum 1:0 gegen den Club zu nehmen.

"Manchmal explodieren die jungen Spieler"

Dass er Dursun, der in Fürth einen Vertrag bis zum Ende dieser Saison erhielt, gegen Würzburg noch auf der Bank gelassen hatte, begründete Trainer Stefan Ruthenbeck damit, dass er noch nicht sicher gewesen sei, ob der Stürmer drei Spiele am Stück packe. Der bewies ihm im Franken-Derby das Gegenteil, das musste auch der Coach anerkennen: "Mit der Leistung im Derby hat er bewiesen, dass er da vorne reingehört."

Die Geschichte des zweiten Derby-Torschützen Daniel Steininger ist nicht weniger ungewöhnlich: "Manchmal explodieren die jungen Spieler ja von heute auf morgen", hatte Stefan Ruthenbeck nach den ersten sechs Zweitliga-Minuten Steiningers vor gerade einmal anderthalb Wochen gegen Fortuna Düsseldorf noch gesagt, es war damals mehr eine Hoffnung als eine Erwartung, die er formulierte.

Beim 0:3 gegen die Würzburger Kickers am vergangenen Freitag durfte der 21 Jahre alte Defensivspieler zum ersten Mal von Beginn an auflaufen – jetzt darf er sich schon Derby-Held nennen, auch wenn sein Tor zum 2:0 mit ein wenig Glück und freundlicher Mithilfe von Laszlo Sepsi zustande gekommen war, der Nürnberger Verteidiger hatte den Ball tückisch und unhaltbar für Torwart Kirschbaum abgefälscht.

"Drin ist drin"

"Wenn ich sage, den wollte ich so, dann ist das nicht so. Aber drin ist drin", räumte der Offensivspieler ehrlich und nüchtern ein, das Spiel selbst hatte ihn nicht so kalt gelassen: "Ich bin hier seit der U16, man träumt immer davon im Frankenderby bei den Großen aufzulaufen."

Stefan Ruthenbeck sah in der Leistung des Nachwuchsspielers mehr als nur die schöne Geschichte vom Aufstieg eines Talents: "Steininger steht sinnbildlich für uns, er war vor ein paar Wochen noch in der Regionalliga. Wie er heute gespielt hat, das war schon klasse."

So ist das kleine Märchen von Serdar Dursun und Daniel Steininger auch eines der Spielvereinigung und ihrer Philosophie, dem Anspruch ein Ausbildungsverein zu sein und Spielern eine Chance zu geben, die andere längst abgeschrieben haben. Treffendere Torschützen hätte sich beim Kleeblatt bei diesem Erfolg im 261. fränkischen Derby jedenfalls niemand wünschen können.

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