FCN: Gutes Geschäftsergebnis, kein sehr gutes

30.9.2014, 18:31 Uhr
FCN: Gutes Geschäftsergebnis, kein sehr gutes

Die finanzielle Gegenwart stellt sich relativ unspektakulär dar, interessanter sind die eigene Vergangenheit und Zukunft Im vergangenen Geschäftsjahr, also vom 1. Juli 2013 bis 30. Juni 2014, erwirtschaftete der 1. FC Nürnberg nach Steuern einen Gewinn von etwas mehr als 400.000 Euro, das sind knapp 350.000 Euro weniger als beim Abschluss zum 30. Juni 2013. "Das ist ein gutes Ergebnis", sagte Finanzvorstand Ralf Woy, "kein sehr gutes." Und wäre nicht mal ein gutes geworden, wenn einige Transfers nicht vor dem Stichtag abgewickelt worden wären.

Etwa vier Millionen Euro Ablöse nahm Woy im Frühsommer durch Spielerverkäufe ein, die insgesamt knapp 13 Millionen für Josip Drmic, Hiroshi Kiyotake, Daniel Ginczek und Robert Mak sollen dabei helfen, die aktuelle Zweitliga-Saison mit einem blauen Auge abzuschließen.

Dass eine schwarze Null nur schwer zu realisieren sein wird, lehrt auch die eigene Vergangenheit; 2008/2009 hatte der Club im Unterhaus einen Fehlbetrag von über fünf Millionen angehäuft; einige Leistungsträger kickten zwar nur noch zweitklassig, kassierten aber weiterhin erstklassig. Das wird sich diesmal wahrscheinlich nicht wiederholen; die meisten Topverdiener sind ja nicht mehr da.

Etwa 20 Millionen Euro nimmt der 1. FC Nürnberg nach dem erneuten Absturz weniger ein, und wer noch etwas Nachhilfe brauchte für die Einordnung des sportlichen Niedergangs, dem konnte Woy am Dienstagmittag während der Bilanzpressekonferenz helfen. Wahlweise "schrecklich", beziehungsweise "grausam" sei der Abstieg gewesen, besonders für den Herr der Zahlen ist die Situation ein Albtraum. Wäre der Club in der obersten Klasse geblieben, hätte es satte 26 bis 28 Millionen Euro aus dem prall gefüllten Fernsehtopf gegeben und damit drei bis fünf Millionen mehr als in der vergangenen Runde. In der Zweiten Liga ist der Betrag auf etwa zehn Millionen zusammengeschrumpft; auch das Sponsoring ist nicht mehr so lukrativ für den Verein, die Erlöse aus dem Eintrittskartenverkauf sind ebenso rückläufig. Die ersten vier Heimspiele zeigten bereits, dass die Zuschauer nicht mehr so zahlreich ins Stadion kommen.

Kaufmann alter Schule

Deshalb haben sie die Ausgaben auch den deutlich niedrigeren Einnahmen angepasst, alles andere wäre fahrlässig. Woy ist ein Kaufmann alter Schule; finanzielle Risiken geht er nur äußerst ungern ein, Vernunft dominiert sein Handeln. Was passieren kann, wenn die Bilanz als lästig und störend empfunden wird, führen seit ein paar Jahren ehemalige Mitkonkurrenten eindrucksvoll vor. Der Bundesliga-Dino Hamburger SV wäre von seinem fast 100 Millionen Euro hohen Schuldenberg neulich fast erdrückt worden; in größter Not musste ein Investor einspringen, der aber keinesfalls uneigennützig handelt. Irgendwann könnte sich die Schlinge zuziehen - aber so weit will es Woy auf keinen Fall kommen lassen in Nürnberg.

Zum 30. Juni stand der Club noch mit 1,18 Millionen in der Kreide, dem Fehlbetrag stehen aber, wie der Verein betont, "ausreichend stille Reserven" gegenüber. Demnach ist der 1. FC Nürnberg zumindest wirtschaftlich gesund, und auch die Bedienung der Club-Anleihe zum 1. April 2016 ist trotz des Abstiegs gesichert. Dass Woy die über sechs Millionen zuzüglich einer jährlichen Verzinsung von sechs Prozent nicht aus der Portokasse zurückzahlen kann, ist schon länger klar. Vieles deutet auf eine Anschlussfinanzierung hin, etwa mittels einer Hypothek auf das Vereinszentrum.

Deutlich höheren Einnahmen standen 2013/2014 auch deutlich höhere Ausgaben gegenüber, insgesamt 64 Millionen, das sind über zehn Millionen mehr als in der Vorsaison. Trainerwechsel sind teuer und auch viele Spieler; Makoto Hasebe etwa kostete den Club fast 1600 Euro - pro gespielter Minute, sein Gehalt nicht mit eingerechnet. Damals, in der Bundesliga.

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