FCN nach der Derby-Pleite: Der Blick geht nach vorne

5.3.2018, 05:50 Uhr
Mehr Enttäuschung geht nicht: Eduard Löwen nach der Club-Pleite gegen das Kleeblatt sinnbildlich am Boden.

© Sportfoto Zink Mehr Enttäuschung geht nicht: Eduard Löwen nach der Club-Pleite gegen das Kleeblatt sinnbildlich am Boden.

Nein, sagte Michael Köllner am Sonntag nach der Derbyschmach schmunzelnd, Angst, heute rausgeschmissen zu werden, habe er eigentlich nicht gehabt. Seinem Vorgänger Alois Schwartz war genau das passiert, ein 0:1 in Fürth am 5. März 2017 hatte den damaligen Trainer des 1. FC Nürnberg den Job gekostet. Es übernahm: Michael Köllner, der fast exakt ein Jahr später nun ebenfalls eine schmerzhafte Niederlage gegen den Erzrivalen erklären musste.

Vergleichbar sind beide Situationen freilich nicht. Während Schwartz überfordert wirkte und seine leblose Mannschaft im Niemandsland der Tabelle herumdümpelte, hat Köllner den Club zu einem Spitzenteam der 2. Liga mit nach wie vor glänzenden Perspektiven geformt, auch die fußballerische Vormachtstellung in Franken ist durch den Fürther Auswärtscoup keineswegs gefährdet. Dass die Reaktionen nach dem 0:2 dennoch bisweilen harsch ausfielen, "das muss man eben aushalten", sagte Köllner trotzig, ließ dabei aber auch ein gewisses Unverständnis mitschwingen: "Viele haben sich wohl ins Stadion aufgemacht, weil sie dachten, das Spiel ist schon entschieden. Aber da haben sie die Rechnung ohne den Gegner gemacht."

Allerdings könnte auch der Trainer selbst diese Überheblichkeit ein bisschen befeuert haben. Jedenfalls schienen Köllners verbale Spitzen in Richtung Ronhof und das einen Tick zu großspurige Betonen der eigenen Stärke eher kontraproduktiv gewesen zu sein. Die Gäste wirkten spätestens nach Khaled Nareys 1:0 gieriger, fokussierter, leidenschaftlicher, der Club hingegen trat erst seltsam behäbig und dann zunehmend fahrig und unsortiert auf. "Wir wissen, dass wir verdient verloren haben, da lügen wir uns nicht in die eigene Tasche", räumte Köllner gestern ein.

Auch seine Idee, die vakante rechte Seite mit dem bis dato über 21 Minuten Zweitliga-Erfahrung verfügenden Alexander Fuchs zu besetzen, erwies sich als Fehlgriff. Weil Fuchs so spielte, wie ein 21-Jähriger beim Startelfdebüt vor fast 50.000 Menschen eben spielt: nervös, zaghaft und vor allem darauf bedacht, bloß keine Fehler zu machen. "Alex trainiert seit Wochen und Monaten in einer brutal starken Verfassung und war beim Regionalligaspiel gegen 1860 München bester Mann auf dem Platz", rechtfertigte Köllner die Entscheidung, "es wäre fatal, wenn man solche Eindrücke nicht belohnen würde." Enrico Valentinis Sperre habe nun eine Gelegenheit geboten, Fuchs sei der "logische Nachrücker" gewesen. Nun wäre es gewiss unseriös, das Talent in irgendeiner Weise für die Pleite verantwortlich zu machen. Ob aber just das emotional aufgeladene Derby der ideale Zeitpunkt für personelle Experimente sein sollte, bleibt zu hinterfragen.

Köllners Mahnung, sich nun nicht an einem einzelnen Spiel abzuarbeiten, sondern "die ganze Saison im Kontext zu sehen", ist hingegen prinzipiell richtig. Denn so frustrierend sich diese Niederlage momentan auch anfühlen mag – sollte Nürnberg am Ende aufsteigen, dürfte sie im Rückblick nur mehr als marginaler Makel einer grandiosen Saison in Erinnerung bleiben. Doch stimmt der aktuelle Trend im Verbund mit spielerischer Stagnation und einer lahmenden Offensive etwas nachdenklich. Die "Mega-Serie" (Köllner) von elf ungeschlagenen Partien war eine Seite der Medaille, man könnte nun allerdings auch auf lediglich einen Sieg in den letzten vier Partien verweisen. Und mit wenig berauschenden Nullnummern wie in Hamburg und Bochum ließe sich leben, wenn sie denn mit Heimsiegen veredelt werden. Beim 3:1 gegen Duisburg gelang das noch mit etwas Matchglück, nun ging es gründlich schief. Und zwar dummerweise im Derby.

In der Hinrunde hatte der historische 3:1-Sieg in Fürth dem Team laut Köllner einen Energieschub gegeben. Dass nun der gegenteilige Effekt drohen könnte, mögen sie am Valznerweiher aber nicht glauben. Köllner sieht "keinen Grund für Panikattacken", seine Elf lasse sich davon "nicht aus der Bahn werfen". Auch Kapitän Hanno Behrens beruhigt: "Eine Derbyniederlage hört sich grundsätzlich scheiße an, aber man muss sich um uns keine Sorgen machen. Wir sind eine sehr stabile Mannschaft mit super Teamgeist und werden stärker zurückkommen." Abwehrchef Georg Margreitter glaubt: "Spätestens jetzt weiß wieder jeder, dass es nicht von alleine geht. Ich bin mir sicher, dass wir schon am Freitag eine Reaktion zeigen werden." So wie vor Jahresfrist, als der Club nach dem verlorenen Derby 1:0 gewann. Der Gegner hieß damals wie heute: Arminia Bielefeld. Und Nürnbergs Trainer: Michael Köllner.

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