Freshfields-Report: Dubiose Zahlungen an Beckenbauer

4.3.2016, 15:00 Uhr
Franz Beckenbauer steht weiter im Fokus. Dennoch: Freshfields sieht keine Beweise für einen Stimmenkauf.

© dpa Franz Beckenbauer steht weiter im Fokus. Dennoch: Freshfields sieht keine Beweise für einen Stimmenkauf.

Keine Beweise für Bestechung, neue Fragen um Franz Beckenbauer: Der mit Spannung erwartete Bericht der Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer zu möglicher Korruption im Vorfeld des deutschen Sommermärchen hat die wesentlichen Fragen nicht klären können. Wie der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Freitag bekanntgab, hätten die Wirtschaftsexperten keinen Beleg für einen Stimmenkauf für den Zuschlag für die WM 2006 nachweisen können. Bestechung sei aber auch nicht grundsätzlich auszuschließen, hieß es in dem am Freitag vorgestellten Freshfields-Bericht.

Neue Fragen werfen die Untersuchungen zur Rolle des damaligen Bewerbungs- und Organisationschefs Franz Beckenbauer auf. So sollen Anfang des Jahrtausendes, also nach dem WM-Zuschlag für Deutschland, Millionenzahlungen über ein Konto Beckenbauers an das Schweizer Advokatbüro Gabriel & Müller geflossen sein. Bei den Juristen im Kanton Oberwalden gingen auch die 10 Millionen Schweizer Franken ein, die der Franzose Robert Louis-Dreyfus dem DFB geliehen hatte.

Wurden die Zahlungen weitergereicht?

Von Gabriel & Müller soll der gleiche Betrag an das Konto einer Gesellschaft in Katar geflossen sein, deren einziger Gesellschafter der mittlerweile lebenslang gesperrte Ex-Fifa-Funktionär Mohamed bin Hammam war. Dieser bestreitet laut Freshfields aber, das Geld bekommen zu haben.

Bin Hammam steht unter Verdacht, die finanziellen Zuwendungen an asiatische WM-Wahlmänner des Fußball-Weltverbandes Fifa weitergereicht zu haben. Andere ebenso nicht bewiesene Vermutungen besagen, dass das Geld für den Präsidentschaftswahlkampf von Fifa-Boss Joseph Blatter im betreffenden Jahr 2002 verwendet worden sein könnte. Dies wird von den Beschuldigten bestritten.

Bericht entlastet Niersbach

Partiell entlastet wird Ex-DFB Präsident Wolfgang Niersbach, dem laut Freshfields keine Kenntnis der Vorgänge vor 2015 nachzuweisen sind. Insgesamt befragte die Kanzlei 31 Beteiligte. "Wir konnten nicht alle Personen sprechen, die wir sprechen wollten", sagte Christian Duve von Freshfields. So habe sich etwa der frühere Fifa-Chef Joseph Blatter nicht geäußert. Auch seien nicht alle Akten verfügbar gewesen.

Die Wirtschaftskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer stellte die Ergebnisse ihrer monatelangen Ermittlungen am Freitag zunächst dem 45-köpfigen Vorstand des Deutschen Fußball-Bundes vor. Der DFB hatte durch den Skandal großen Schaden genommen, Niersbach trat im November zurück. Im Kern geht es um eine dubiose Zahlung von umgerechnet 6,7 Millionen Euro, die das WM-Organisationskomitee nach eigenen Angaben über den früheren Adidas-Chef Louis-Dreyfus an den Weltverband Fifa leistete.

Designierter DFB-Chef Grindel für Ethikkommission

Der designierte DFB-Präsident Reinhard Grindel hat als Konsequenz aus dem Sommermärchen-Skandal eine umfassende Reform der Kontrollmechanismen beim Deutschen Fußball-Bund gefordert. Wie der derzeitige Schatzmeister am Freitag in Frankfurt betonte, werde er sich für die Einführung einer unabhängigen Ethikkommission beim Deutschen Fußball-Bund einsetzen. Zudem müsse der DFB eine Abteilung für gute Unternehmensführung (Compliance) einrichten. Im Falle einer deutschen Bewerbung für die EM 2024 müsse das Organisationskomitee von diesen Gremien kontrolliert werden.

DFB-Interimschef Reinhard Rauball bezeichnete es als Pflicht des DFB, Vertrauen und Glaubwürdigkeit wieder herzustellen. "Keine Institution in Deutschland hat eine solche Strahlkraft, wenn sie denn funktioniert", sagte Rauball. Nach seinen Erkenntnissen werde sich auch die Fifa-Ethikkommission mit den Ergebnissen des Freshfields-Berichts zur WM-Vergabe 2006 an Deutschland befassen.

Fifa sieht sich weiter als "geschädigte Partei"

Der Fußball-Weltverband Fifa sieht sich auch nach den Ermittlungsergebnissen zur WM-Affäre beim DFB weiter als "geschädigte Partei". Die Erkenntnisse der internen Aufarbeitung des Sommermärchen-Skandals beim Deutschen Fußball-Bund sollen in die laufenden Untersuchungen der Korruptionsaffären bei der Fifa einfließen, wie der Dachverband am Freitag mitteilte.

Die Fifa begrüßte den Report der Kanzlei Freshfields. Der DFB hätte dafür Informationen vom Weltverband erhalten und im Gegenzug hilfreiche Erkenntnisse an die Fifa weitergeleitet. "Dennoch sind noch viele Fragen offen", stellte die Fifa fest.

Die Ermittlungen der Fifa seien behindert worden, weil wichtige Zeugen nicht bereit waren, Fragen zu beantworten oder Dokumente vorzulegen. Die Fifa versicherte, weiter mit den Behörden in der Schweiz und in Deutschland zusammenarbeiten zu wollen.

Hier finden Sie den kompletten Freshfields-Bericht zum Nachlesen.

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