Füllkrugs Fußspitze, Blums Schlenzer: Club ringt SVS nieder

1.3.2016, 20:36 Uhr
Der 1. FC Nürnberg bleibt durch den 2:0-Erfolg in Sandhausen ein ganz heißer Aufstiegskandidat.

© Zink Der 1. FC Nürnberg bleibt durch den 2:0-Erfolg in Sandhausen ein ganz heißer Aufstiegskandidat.

Das kleine Stadion am Hardtwald ist eines der wenigen, in denen der große 1. FC Nürnberg bis Freitag nicht gewinnen konnte. Entsprechend angefressen präsentierten sich seinerzeit die dafür Verantwortlichen im engen Presseraum; Michael Wiesinger musste am 4. August 2013 den Pokal-K.o. des damaligen Bundesligisten beim Außenseiter erklären, Valerien Ismael konnte man am 7. November 2014 sogar letztmals als Club-Trainer bestaunen. Nach dem 1:2 beim SV Sandhausen.

Sein Nachfolger hätte sich gestern Abend entspannt zurücklehnen können im Medienraum, saß aber stattdessen lange auf dem Tisch lehnend und mit verschränkten Armen vor den Journalisten. Man sah ihm nicht an, wie er sich fühlte. "Ich bin sehr froh, wir sind alle sehr froh, es war ein schweres Spiel", sagte Rene Weiler nach dem 2:0 (1:0)-Erfolg im Rhein-Neckar-Kreis; Niclas Füllkrug (40.) und Danny Blum sechs Minuten vor Schluss sicherten mit ihren Toren drei weitere Punkte, die sich letztlich anfühlten wie die Belohnung für ein hartes Stück Arbeit. "Man hat sich aufgerieben", fand Weiler; die Heimelf sogar so sehr, dass sie nach der Gelb-Roten Karte für Philipp Klingmann (79.) fortan als Heimzehn bestehen musste.

Der "Top-Aufstiegsfavorit" tut sich lange Zeit schwer

Viel krasser hätten die Gegensätze nicht sein können für die umschwärmten Derbysieger; über 40.000 Zuschauer weniger als am Freitag, aber ein ähnlich unbequemer Gegner wie das Kleeblatt sorgten für einen gefährlichen Rahmen. Atmosphärisch, sollte Niclas Füllkrug nach Feierabend berichten, sei es nicht einfach gewesen, "die Emotionen waren einfach nicht so groß". Also mussten sie sich diesmal selbst pushen, heiß machen; trotzdem tat sich der "Top-Aufstiegsfavorit", wie Sandhausens Präsident Jürgen Machmeier den Tabellen-Dritten vorab im Stadionheft bezeichnete, lange ausgesprochen schwer.

Hinterher schimpfte der starke Mann des SVS, minutenlang, vor allem auf die Schiedsrichter. "Absicht" und sogar "Willkür" unterstellte er den Unparteiischen in ihrer Regelauslegung, nachdem die Entstehung beider Treffer für Diskussionen sorgte, ansonsten aber nicht mehr viel. Eine halbe Stunde brauchte sogar das ganze Fußballspiel, um noch eines zu werden. Nach zwei Niederlagen in Folge merkte man den Gastgebern an, dass ihr Selbstvertrauen etwas gelitten hatte gegen Freiburg (0:2) und in Bochum (2:3). Deshalb versuchten es Alois Schwarz' Schützlinge zunächst mit einer radikalen Defensivtaktik und hatten damit auch Erfolg. Der Club ließ sich in unzählige Zweikämpfe verwickeln und fand darob nur selten zu einem geordneten Aufbau; unansehnlich wäre noch geschmeichelt, wenn man die erste halbe Stunde näher einordnen müsste.

Sandhausen hat gerade eine echte Möglichkeit

Der Ball flog hin und her, aber nur selten an die gewünschte Stelle. Wie bei einem Freistoß von Sebastian Kerk, der, vorbei an vielen staunenden Statisten im Strafraum, beinahe ins Netz gehoppelt wäre. Fünf Minuten vor der Pause krönten die Nürnberger einen der ganz wenigen Überraschungsmomente mit dem 1:0 (33.); Guido Burgstaller legte die Kugel, von rechts kommend und leicht im Abseits, auf den herumstürmenden Kollegen Kevin Möhwald zurück, dessen Name wohl fortan auf der Anzeigetafel gestanden hätte, wenn Niclas Füllkrug nicht noch mit seiner großen Zehe, wie er später sagte, "dran gewesen" wäre.

Sandhausen hatte zwischen 17.30 und 19.20 Uhr tatsächlich bloß eine richtige Möglichkeit, als Ranisav Jovanovic freistehend vor Raphael Schäfer (63.) nicht ausreichend Druck in seine Direktabnahme legen konnte. Was wiederum für die gemeinsame Verteidigungsleistung der Nürnberger spricht. "Wir haben vor dem Spiel gesagt: kein Risiko, der Platz war eine Katastrophe", meinte der wie auch sein Nebenmann Georg Margreitter ungemein behauptungsfreudige Innenverteidiger Dave Bulthuis, "wir haben gemacht, was wir machen mussten: die Null gehalten, gewonnen."

Brecko und Leibold gegen Lautern gesperrt

Niclas Füllkrug bezeichnete die Auseinandersetzung gar als „ganz eklig“, die Danny Blum in der 84. Minute entscheiden konnte. Dass sich Guido Burgstaller bei seiner Vorarbeit energisch, aber wohl nicht unfair eingesetzt hatte, interessierte hinterher höchstens noch den Präsidenten des SV Sandhausen. Rene Weiler dachte schon lieber an den Freitagabend, wenn er im Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern die gesperrten Miso Brecko und Tim Leibold ersetzen muss.

Dabei hatte er am Freitagabend doch sogar Geschichte geschrieben. Mit dem ersten Club-Sieg im Hardtwaldstadion überhaupt.

+++ Das Spiel zum Nachlesen im Ticker. +++


SV Sandhausen: Knaller - Paqarada, Hübner, Kister, Klingmann - Linsmayer, Kulovits - Stolz (Wooten, 62.), Pledl (Bieler, 62.), Jovanovic (Thiede, 90.) - Bouhaddouz.

1. FC Nürnberg: Schäfer - Brecko (Hovland, 88.), Margreitter, Bulthuis, Sepsi - Behrens, Erras - Kerk (Blum, 67.), Möhwald (Leibold, 55.) - Füllkrug, Burgstaller.

Tore: 0:1 Füllkrug (40.), 0:2 Blum (84.)  | Gelbe Karten: Klingmann (57.), Jovanvic (68.), Thiede (90.) / Erras (61.), Brecko (73.), Leibold (75.)  | Gelb-Rote Karte: Klingmann (77.) | Schiedsrichter: Osmers (Hannover) | Zuschauer: 5379.

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