Fürther Pokalträume platzen am Betzenberg

28.10.2014, 22:21 Uhr
Fürther Pokalträume platzen am Betzenberg

© Sportfoto Zink

Allein der Anstieg lässt einen ein wenig demütig werden. Auf dem höchsten Hügel der Stadt Kaiserslautern thront das WM-Stadion, ein Bauwerk, das die Aura einer uneinnehmbaren mittelalterlichen Festung hat. Hier fanden Fußballfeste statt mit Mannschaften, die gar nicht einmal besser waren als ihre Gäste.

Doch das Publikum aus dem Pfälzer Umland hat ein ganz gutes Gespür dafür, wann es als zwölfter Mann gebraucht wird, und setzt mit seinen Anfeuerungen bei den Spielern Bärenkräfte frei. Geradezu prädestiniert dafür sind Pokalabende unter Flutlicht, eine Atmosphäre, die sogar der Gästetrainer Frank Kramer im Vorfeld als "geil" bezeichnete, wohlwissend, dass die Jubelrufe nicht seiner Mannschaft gelten werden.

Um es vorweg zu nehmen: Die SpVgg Greuther Fürth hätte hier nur eine Chance gehabt, wenn sie mit frühen Toren dem Pfälzer Kessel das Feuer ausgeblasen hätte. Doch stattdessen wackelte das Netz hinter Tom Mickel schon in der zwölften Spielminute. Lautern spielte mit Philipp Hofmann als einziger Sturmspitze, denn Kapitän Srdjan Lakic, den alle erwartet hatten, pausierte wegen Rückenproblemen.

Und Hofmann hatte seine Nominierung schon nach 22 Minuten gerechtfertigt. In der zwölften Minute vollendete er eine Hereingabe von Amin Younes zum 1:0. Wieder war die linke Fürther Seite undicht, auf der Guilherme hinten und Niko Gießelmann davor ebenso wenig harmonierten wie am vergangenen Freitag. Doch Trainer Frank Kramer schenkte genau jener Elf das Vertrauen, die sich gegen den FSV Frankfurt das 2:5 eingehandelt hatte. Es sollte sich nicht auszahlen. Denn weil es so einfach ging über links, spulten die Lauterer genau zehn Minuten später denselben Spielzug noch einmal ab – diesmal lief Michael Schulze runter auf die Grundlinie und passte auf Torschütze Hofmann.

Die Fürther konnten einem leid tun, denn Kampfgeist konnte man ihnen nicht absprechen, vor allem Gießelmann war an fast allen Offensivaktionen beteiligt und vorne überall zu finden. Doch Kaiserslautern machte die Außenbahnen dicht und zwang die Gäste so, ihre Angriffe übers Zentrum vorzutragen, wo sie sich selbst auf den Füßen standen. Der FCK konnte sich bei diesem Spielstand aufs schnelle Kontern verlegen. "Wir wollen euch kämpfen sehen", riefen die wenigen mitgereisten Fürther Fans ihrer Mannschaft zum Pausenpfiff in die Kabine hinterher, doch das war erneut nicht die Crux.

Mit Robert Zulj für Kacper Przybylko kamen die Weiß-Grünen aus der Pause, zehn Minuten später wechselte Kramer mit Johannes Wurtz einen weiteren Stürmer für den Zehner Marco Stiepermann. Und das tat dem Fürther Spiel tatsächlich gut. Wurtz warf sich in jedes noch so aussichtslose Kopfballduell, Zulj leitete einige Bälle mit seiner feinen Technik weiter.

Die Weiß-Grünen waren nah dran am Anschlusstreffer, denn die Pfälzer waren beeindruckt. Für die letzten 25 Minuten warf Kramer noch den 18-jährigen Orkan Cinar in die umkämpfte Partie. "Wir holen den DFB-Pokal und wir werden deutscher Meister", sangen die Pfälzer Fans weinselig. Die Spielvereinigung indes muss sich mit dem Schlusspfiff auf ihr Gastspiel am Freitag in Berlin einstellen. Die Elf der zweiten Hälfte wäre dort durchaus eine Option.

1. FC Kaiserslautern: Marius Müller - Schulze, Orban, Heubach, Zimmer (81.) - Karl, Jenssen - Matmour, Stöger, Younes (67. Fomitschow) - Hofmann

SpVgg Greuther Fürth: Mickel - Schröck, Caligiuri, Röcker, Guilherme - Fürstner, Sukalo - Weilandt, Stiepermann (53. Wurtz), Gießelmann (65. Cinar) - Przybylko (46. Zulj)

Tore: 1:0 Hofmann (12.); 2:0 Hofmann (22.) | Gelbe Karten: Zimmer, Fomitschow - Fürstner, Röcker | Schiedsrichter: Bastian Dankert (Rostock) | Zuschauer: 23.111.

25 Kommentare