Ginczek und das Pech des Tüchtigen

26.8.2013, 14:42 Uhr
Ginczek und das Pech des Tüchtigen

© Sportfoto Zink

Samstag, 15.45 Uhr, in München-Fröttmaning: Daniel Ginczek zieht mit dem Ball am Fuß von der linken Außenbahn ins Zentrum, die Herren Dante, Boateng und Schweinsteiger schauen nur zu. Ginczek zieht ab, Sekundenbruchteile später lässt das Leder die Querlatte des Bayern-Gestänges vibrieren, Deutschlands Nummer eins, Manuel Neuer, wirkte irgendwie überfordert mit dem Geschoss. Der Ball springt von der Unterkante der Latte zurück ins Feld, es bleibt beim 0:0 zwischen dem Club und dem Triple-Gewinner. Die Münchner Millionentruppe atmet erleichtert durch, im Stadion herrscht für einen Moment gespenstige Stille. Es sind Millimeter, die zwischen Alu-Frust und Torjubel entscheiden.

Daniel Ginczek, der seit Sommer dem Club-Angriff eine neue, ungeahnte Durschlagskraft verleiht, muss mit dem Alu-Frust leben. "Für mich war es jetzt schon der dritte Aluminiumtreffer, das kotzt mich langsam an." Schon gegen Hoffenheim und beim Heimspiel gegen Berlin hatte Ginczek die Torumrahmung getroffen. In Sinsheim war es der linke, gegen die Hertha der rechte Pfosten und nun also die Querlatte. Das Pech des Tüchtigen.

Auch wenn Ginczek derzeit das Glück im Abschluss etwas abgeht, so ist der 22-Jährige enorm wichtig für den FCN. Als Fixpunkt im Spiel nach vorne, als Vorbereiter, als derjenige, der die Angriffe abschließt. Vier von fünf Torschüssen des Club in München kamen von Ginczek, der seinen wuchtigen Körper immer wieder gekonnt in Szene setzt. Satte 62 Prozent seiner Zweikämpfe hat Ginczek in der Allianz Arena für sich entschieden, ein starker Wert für einen Stürmer. Sein direkter Gegenspieler, der brasilianische Nationalspieler Dante, kommt lediglich auf 38 Prozent.

Mit Ginczek ist Martin Bader im Sommer ein echter Volltreffer gelungen. In der abgelaufenen Saison hatten erst Dieter Hecking und später Michael Wiesinger in vorderster Front die Wahl zwischen Tomas Pekhart und Sebastian Polter; beides ähnliche Typen, die sich regelmäßig torlos an gegenerischen Abwehrreihen aufrieben. In Ginczek hat Wiesinger derzeit eine unumstrittene Spitze, die flink auf den Füßen, zweikampf- und kopfballstark und noch dazu torgefährlich ist.

Nicht nur wegen Ginczeks Auftritt macht das Spiel in München dem FCN Mut. Lange hielt der Club gegen das Starenesemble von der Isar gut dagegen, ehe Ribery und Robben spät für den Favoritensieg sorgten."Wir haben eine Stunde lang ein Riesenspiel gemacht, sind gut gestanden und haben kaum klare Chancen der Bayern zugelassen", befand auch Ginczek hernach. "Wir wollten mit unseren Mitteln alles versuchen, leider hat es nicht ganz gereicht. Aber ich denke, man kann viele positive Dinge aus diesem Spiel ziehen."

Trotz allem steht der FCN vor dem nächsten Süd-Derby gegen den FC Augsburg schon unter Druck. Zwei Punkte aus drei Spielen stehen nicht für einen guten Saisonstart. Ginczek kündigte im kicker an: "Gegen den FCA wird zu Hause der Boden brennen." Am Samstag soll es den ersten Dreier geben. Am liebsten mit Ginczek-Treffer: "Irgendwann geht schon wieder einer rein."

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