HCE schrammt knapp an der Sensation vorbei

14.11.2014, 05:58 Uhr
Achtungserfolg, aber keine Punkte: Frank Bergemann sah ein Kiel eine gute Erlanger Mannschaft.

© Sportfoto Zink / WoZi Achtungserfolg, aber keine Punkte: Frank Bergemann sah ein Kiel eine gute Erlanger Mannschaft.

Für ein Ergebnis wie dieses hätte manch einer vor der Partie sicher viel gegeben. Selbst Trainer Frank Bergemann hatte gewarnt vor einer möglichen „Lehrstunde“, die man sich bei einer Mannschaft wie Kiel durchaus einhandeln könne.

Dass nun der Rekordmeister lernen musste, dass auch ein Liganeuling in der Handball-Kathedrale Ostseehalle nicht einfach nur die Punkte abliefert, ist die Erkenntnis eines denkwürdigen Handballabends. Leider durften die „Bergemänner“ außer dieser Erkenntnis nichts Zählbares mit nach Hause nehmen, weil das Handball-Urgestein mit einem Treffer Sekunden vor Schluss den Kopf aus der Schlinge zog.

Damit gilt es nun fertig zu werden, bevor am kommenden Mittwoch das Heimspiel gegen Melsungen auf dem Programm steht. Auf die Frage, ob die starke Leistung die lange Rückfahrt nicht trotz Niederlage erträglich macht, sagte Frank Bergemann: „Ein Tor ist blöder als zehn, weil jetzt diskutiert wird, wie man das hätte verhindern können.“ Dass es kaum zu verhindern war, weil der HCE nicht allein gegen Kiel und über 10.000 Fans, sondern zeitweise auch gegen die Schiedsrichter spielen musste, will Bergemann nicht gelten lassen. „Es ist zu einfach, alles auf die Schiedsrichter zu schieben. Wir haben uns in den entscheidenden Phasen selbst zu schwer getan.“

Tatsächlich haben sich THW und HCE in Fehlwürfen und Fehlpässen zeitweise gegenseitig übertrumpft. Sinnbildlich dafür ist eine Szene in der 27. Minute, als zunächst Erlangen den Ball verlor, dann Kiel diesen kaum über die Mittellinie brachte, ehe der HC die Kugel erst zurückeroberte und dann wieder unfreiwillig abgab. Den Abschluss dieser Fehlerorgie semmelte Nationalspieler Patrick Wiencek schließlich über das HC-Tor.

Immer wieder gelang es dem HCE aber auch, solche Fehler der Kieler mit Gegenstoßtoren zu bestrafen. Vor allem vor der Pause war man damit erfolgreich. So hatten die Erlanger schon mit dem Pausenstand von 11:11 mehr „gewonnen“ als vielleicht zu erwarten war. Allein die Tatsache, dass THW-Coach Alfred Gislason zeitweise seine Abwehr auf ein 6-0-System umstellen musste, spricht für das Erlanger Auftreten. Doch auch nach dem Seitenwechsel stimmte es im Erlanger Offensiv- und Defensivverhalten, und Kiel lief in eigener Halle weiterhin beständig einem Rückstand hinterher. Da kamen die doch recht unterschiedlichen Regelauslegungen seitens der Unparteiischen gerade zur rechten Zeit, um nicht vollends den Faden zu verlieren. Kiel drehte in der Schlussphase die Partie und lag nun seinerseits ein bis zwei Tore vorne. Mit dem Ausgleich durch Ole Rahmel in der 58. Minute zum 22:22 schien die Sensation für Erlangen jedoch wieder zum Greifen nahe.

Joan Canellas bekam jedoch reichlich Zeit, um durch das Abwehrbollwerk des HCE hindurch den Siegtreffer — seinen vierzehnten im Spiel — zu erzielen. Für den Versuch mit sieben Feldspielern den erneuten Ausgleich zu schaffen, reichten den Erlangern dann die verbleibenden 22 Sekunden nicht mehr — auch, weil ausgerechnet der Ex-Erlanger Steffen Weinhold den letzten Erlanger Wurfversuch blockte. So schwankte bei den Erlangern nach dem Schlusspfiff die Stimmung zwischen der Freude über die eigene Leistung und der Trauer um die so knapp vertane Chance.

Nervenstärke haben die „Bergemänner“ jedenfalls bewiesen, denn die THW-Fans verziehen keine Entscheidung der Schiris gegen ihr Team und ließen das mit gellenden Pfeifkonzerten an den Erlangern aus. Geadelt wurde das couragierte Auftreten des Aufsteigers auch von Kiels Trainer Gislason, der nach der Partie einräumte, dass sein Team nur mit Glück gewonnen habe und so mit einem blauen Auge davongekommen sei. Als kleiner Trost bleibt die Torjägerliste, die Ole Rahmel nach seinen sechs Treffern nun vorläufig anführt, und die Erkenntnis, dass die Mannschaft trotz des Ausfalls von Sebastian Preiß zu dieser Leistung im Stande war.

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