Hesl: "Mit den Alten ist wieder mehr Zug drin"

20.12.2014, 05:58 Uhr
Hesl:

© Foto: Zink

Herr Hesl, außer dem Schweinfurter Stephan Schröck ist niemand im Fürther Kader aus Franken, ein Großteil Ihrer Kollegen ist erst seit dieser oder der vorherigen Saison in Fürth - können diese jungen Fußballer die Rivalität mit der Nachbarstadt überhaupt nachvollziehen?

Wolfgang Hesl: Jeder Spieler, egal wo er bisher war, hat schon mal ein Derby erlebt - und wenn es nur das gegen das Nachbardorf war. Jeder weiß, wie wichtig das ist, weil sich viel im privaten Umfeld und auf der Arbeit abspielt. Die Leute sagen deshalb zu den Spielern: Schaut, dass ihr da gewinnt, damit das Jahr ruhig wird.

Wie ist das bei Ihnen? Schließlich sind Sie Oberpfälzer und kein Franke.

Hesl: Ich weiß, was Derby-Rivalität bedeutet, nicht erst, seit ich Profi bin. Ich war als Kind am Sportplatz, als mein Heimatort Altfalter gegen den Nachbarort Altendorf gespielt hat, den Erzfeind. Da waren 1000 Zuschauer da, in der A-Klasse, und nicht immer haben mit dem Schlusspfiff 22 Spieler den Platz verlassen.

Sie wohnen im oberpfälzischen Schwarzenfeld. Gibt es unter den Nachbarn Cluberer, die mal einen Spruch über den Gartenzaun schicken?

Hesl: Mein Wohnort liegt zwar in einer Club-Region. Seit ich in Fürth spiele, waren mir gegenüber aber alle ruhig. Vor allem seit dem 5:1.

Angenommen, Fürth gewinnt wieder - kann das die verkorkste Hinrunde reparieren?

Hesl: Reparieren würde ich nicht sagen, ein Sieg holt uns die verlorenen Punkte nicht zurück. Und auch nach einem weiteren 5:1 wüssten wir, dass jetzt nicht alles gut wäre. Aber wichtig wäre er schon, denn es ist das letzte Spiel vor der Pause.

War der hohe Derbysieg im August im Nachhinein betrachtet schlecht für den weiteren Saisonverlauf?

Hesl: Das kann man so nicht sagen. Die folgenden Heimauftritte waren ja okay, nach dem 2:0 gegen Aue.

In den folgenden fünf Heimspielen gab es keinen Heimsieg mehr. Was war passiert mit der Mannschaft?

Hesl: Wir hatten einfach relativ viele Verletzte, inklusive mir. Über einen längeren Zeitraum hat sich die Mannschaft von selbst aufgestellt, weswegen der Zug, der Konkurrenzkampf im Training weggefallen ist. Dann fehlen dir ein paar Prozent.

Gerade hatte sich das Lazarett geleert, da fällt Goran Sukalo erneut aus. Wird vielleicht falsch trainiert oder falsch behandelt?

Das Video wird präsentiert von Franken Fernsehen

Hesl: In diesen Verletzungen steckt man nicht drin, es sind ja keine muskulären Geschichten, sondern es sind immer Sehnen und Bänder betroffen, das ist einfach durchgehend Pech.

Besonders krass traf es die Torhüter - im Sommer riss sich Mark Flekken das Kreuzband. Als Sie ab Ende September für zwei Monate mit Mittelhandbruch ausfielen, holte man zur Absicherung Miro Varvodic. Als Sie wieder fit waren, meldete sich Tom Mickel mit Schambeinentzündung ab. Haben Sie so eine Misere schon einmal erlebt?

Hesl: Das ist außergewöhnlich, wenn von drei Torhütern immer zwei verletzt sind. Gott sei Dank heilte meine Hand sehr schnell, es war aber meine Entscheidung, schon gegen Düsseldorf wieder im Tor zu stehen. Jede Stunde in der Länderspielpause bis zum Montagabend war wichtig.

Ist die Hand denn zu hundert Prozent wiederhergestellt?

Hesl: Die zehn Zentimeter lange Narbe wird bleiben, auch ein gewisses Restrisiko. Auf den Röntgenbildern wird man noch bis ins nächste Jahr etwas sehen.

Apropos nächstes Jahr - was muss in der Winterpause passieren, damit das Kleeblatt endlich die Serie startet, von der alle Spieler in den vergangenen Wochen reden?

Hesl: Es muss sich nicht viel ändern. Wir machen kleine Fortschritte, die für den Außenstehenden nicht immer nachvollziehbar sind. Es ist Zug im Training, selbst im Kraftraum, das Erfolgserlebnis wird kommen. Ich kann keinem vorwerfen, nicht konzentriert zu arbeiten, seit ich wieder dabei bin.

Sie haben vor einem Monat in dieser Zeitung davon gesprochen, dass die Mannschaft einen Arschtritt brauche. Sind Sie nach Ihrer Rückkehr darin bestätigt worden?

Hesl: Fakt ist, seit die älteren Führungsspieler wieder alle mittrainieren, ist Zug drin. Jeder achtet auf etwas anderes, ohne uns gab es zu viele Baustellen, auch zwischenmenschlich.

Haben die Führungsspieler ihre Konsequenzen aus der aktuellen Ergebniskrise gezogen?

Hesl: Was wir Älteren geändert haben, ist, dass wir Dinge direkt ansprechen, wenn uns was nicht passt. Wir treffen uns sehr oft zu Mannschaftsabenden, immer in einem anderen Restaurant. Und irgendwann am Abend kommt auch das Thema Fußball auf. Da nehmen wir Älteren die Gelegenheit wahr, mit den Jüngeren in einer lockeren Umgebung zu sprechen. Man sagt sich die Meinung, und danach ist die Sache aber auch abgehakt.

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