Ice Tigers in Not: Fortschritte und eine fatale Befürchtung

23.10.2018, 10:37 Uhr
Das Motto zur Nürnberger Eishockeysaison: "Alles wird gut" steht auf der Maske von Niklas Treutle, noch muss man den Satz mit einem Fragezeichen versehen.

© Foto: Thomas Hahn/Zink Das Motto zur Nürnberger Eishockeysaison: "Alles wird gut" steht auf der Maske von Niklas Treutle, noch muss man den Satz mit einem Fragezeichen versehen.

Der Kapitän klang ernsthaft optimistisch, in schweren Zeiten kann sogar eine 0:1-Niederlage Mut machen. Bevor Patrick Reimer am Sonntagabend in die Kabine stapfte, ärgerte er sich natürlich darüber, dass seine Kollegen und er in dieser Spielzeit bereits zum neunten Mal als Verlierer vom Eis gegangen waren, trotzdem leuchteten seine Augen, so wie man es bei ihm schon länger nicht mehr gesehen hat.

"Ein gewaltiger Schritt nach vorne" 

"Ich glaube, jeder im Stadion hat heute gesehen, dass wir einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht haben", sagte Reimer. Er mochte die knappe Niederlage gegen die Augsburger Panther nicht als nächstes Kapitel der Ice-Tigers-Krise begreifen, sondern als ersten Schritt in eine schönere Zukunft. "Wenn wir so weitermachen, mache ich mir gar keine Gedanken um die Mannschaft", das sagte Reimer auch noch, es klang tatsächlich nicht wie eine Durchhalteparole.

Alles wird gut? So steht es zumindest hinten auf der Maske von Niklas Treutle, dem Torhüter - ohne Fragezeichen selbstverständlich. In der Partie gegen Augsburg musste er nur einmal hinter sich greifen, auch das ein "kleiner Schritt" in die richtige Richtung, wie Martin Jiranek, der Cheftrainer und Sportdirektor, hinterher befand; im Schnitt hat seine Mannschaft in dieser Saison bislang 3,3 Treffer pro Spiel kassiert.

Auch im Angriff zeigten sich die Ice Tigers gegen den Seriensieger aus Schwaben enorm verbessert, immer wieder überbrückten sie schnell die neutrale Zone und tauchten vor allem im ersten Abschnitt einige Male gefährlich vor Augsburgs Torhüter Olivier Roy auf. Der Haken an der Sache: Im Gegensatz zu Treutle musste der Kanadier kein einziges Mal hinter sich greifen. "Die Rebounds sind noch nicht vor unsere Füße gefallen", hatte Reimer beobachtet, sein Chef erklärte sich die mangelnde Effizienz bei 36 Schüssen aufs Augsburger Tor mit "fehlender Konzentration" nach sehr anstrengenden Wochen.

Seitdem sich der Playoff-Halbfinalist der Vorsaison von Kevin Gaudet getrennt und Martin Jiranek übernommen hat, konnten sie kaum durchatmen, sie waren ständig unterwegs, hatten wenig Zeit zu trainieren. Nun sind es noch fünf Spiele bis zum Deutschland Cup, die Pause kommt keine Woche zu früh. Und danach? Wird alles gut?

Das einfache Spiel

Eine Garantie gibt es dafür nicht. Die Stimmung am Kurt-Leucht-Weg liegt nach dem 3:6 in Iserlohn und dem 0:1 gegen Augsburg irgendwo zwischen zarter Hoffnung und leichter Panik.

Dass sie zurück sind "zum einfachen Spiel, das uns in der vergangenen Saison ausgezeichnet hat", wie es Reimer formuliert, hat ihnen sichtlich gutgetan, auch, dass immer mehr prominente Ausfälle wieder zurück auf dem Eis sind. Gleichzeitig läuft den Ice Tigers die Zeit davon; sich auf die heilenden Kräfte der Länderspielpause zu verlassen, wird nicht ausreichen.

Jiranek drückt den Alarm-Knopf 

Als "kritisch" bezeichnete Jiranek die Situation mit Blick auf die Tabelle. Aktuell ist Nürnberg auf dem 12. Rang notiert, fünf Punkte Rückstand sind es alleine auf die Pre-Playoff-Plätze. Wollen sie ihr Saisonziel nicht schon im März krachend verfehlen, müssen sie nun konstant punkten. Am besten schon im Heimspiel am Freitag. Zu Gast ist dann Mannheim, der Tabellenführer.

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