Keine Bundesliga-Lizenz: Warum die Falcons leiden müssen

12.7.2019, 05:47 Uhr
Sportlich aufgestiegen und dennoch in der nächsten Saison nur zweitklassig: Die Nürnberg Falcons.

© Sportfoto Zink/OGo Sportlich aufgestiegen und dennoch in der nächsten Saison nur zweitklassig: Die Nürnberg Falcons.

Die obligatorische Party fällt schon mal aus. In der Saison 2019/20 wird es in der Basketball-Bundesliga (BBL) keinen Allstarday geben – "einmalig", wie die Liga betont. Beim Allstarday feiert sich der deutsche Basketball normalerweise ein bisschen selbst. Die besten Spieler treten in einem Showmatch gegeneinander an, es gibt spektakuläre Dunks zu sehen, der Spaß steht ausnahmsweise mal im Vordergrund. In den vergangenen Jahren schickten aber immer weniger Vereine ihre Spitzenkräfte vorbei, der Grund: zu hohe Belastung.

In der kommenden Spielzeit wird diese sogar noch zunehmen, weil der Terminkalender gestrafft werden musste. Nächstes Jahr im Sommer stehen die Olympischen Spiele an, und weil es unwahrscheinlich ist, dass die Nationalmannschaft gleich im Herbst bei der WM ein Ticket für Tokio löst, will man sich die Option offenhalten, im Frühling die letzte Chance bei einem Qualifikationsturnier zu wahren.

Nur der erste Schritt?

"Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht", wird BBL-Geschäftsführer Stefan Holz zitiert, der den führenden Vereinen mit der Absage des Allstardays einen ersten Schritt entgegenkommt: "Hiermit verschaffen wir vor allem unseren europäisch spielenden Klubs eine kleine Verschnaufpause." Es könnte nicht der letzte Schritt gewesen sein.

69 Partien müssen die Spieler von Bayern München und Alba Berlin nächste Saison absolvieren – sofern sie in der ersten Pokalrunde ausscheiden und sowohl in der Bundesliga als auch in der Euroleague die Playoffs verpassen. Weil das weder der Plan des deutschen Meisters und des Vize-Meisters noch realistisch ist, werden es aber wohl eher 72, vielleicht sogar 80. Dazu kommen noch die Länderspiele.


Falcons-Kapitän Schröder: "Bin davon ausgegangen, dass es klappt."


Seit Jahren fordern die deutschen Topklubs deshalb eine Verkleinerung der Bundesliga, erst im April unterstrich Marko Pesic, Geschäftsführer der Münchner Basketball-Abteilung, noch einmal diesen Wunsch: "Die Bundesliga hat in den vergangenen Jahren eine extrem positive Entwicklung genommen", sagte er der Berliner Morgenpost: "Dennoch finde ich, dass die Liga verkleinert werden muss, wegen der Belastung der Spitzenclubs, aber auch um die Basis zu stärken."

Ein eleganterer Umweg

An der Basis finden sie diese Idee allerdings gar nicht so gut. 2015 sprach sich eine klare Mehrheit der Bundesligavereine gegen eine Verkleinerung auf 16 statt 18 Teams aus, immerhin nötigten die drei großen Bs, Bayern, Berlin und Bamberg, den kleineren Klubs aber die Zusage ab, sich mit dem Thema Entlastung in kleinen Arbeitsgruppen zu beschäftigen. Die Idee dahinter: Wenn es in der großen Runde für den radikalen Vorstoß keine Mehrheit gibt, muss man einen eleganteren Umweg gehen.

Der Plan ging auf. In den Arbeitsgruppen einigte man sich unter der Überschrift "Professionalisierung" darauf, die Standards für eine Bundesliga-Teilnahme zu erhöhen. Seit diesem Sommer müssen die Vereine drei statt zwei Millionen Euro Etat vorweisen, sie müssen 250.000 Euro Eigenkapital nachweisen, um die Gefahr einer plötzlichen Insolvenz besser abwenden zu können.

Die Schere wird größer

Das klingt vernünftig, führte aber auch zu einem Streit mit der in einer eigenen Gesellschaft organisierten zweiten Bundesliga. Denn natürlich vergrößern die neuen Standards den Abstand zwischen alteingesessenen Erstligisten und potenziellen Aufsteigern. Oder wie es Martin Geissler, Geschäftsführer des Bundesligisten Weißenfels, gegenüber dem Deutschlandfunk formulierte: "Daran lässt sich erkennen, dass der eigentliche Grund dieser Standardsteigerung wirklich darin besteht, am Ende die Liga zu verkleinern."

 

So sieht man das auch in Nürnberg. Zwar war es hier vor allem die fehlende Halle, mit der die BBL ihre Ablehnung der Falcons begründete, allerdings hatte man beim Verein in den vergangenen Monaten auch nie das Gefühl, besonders erwünscht zu sein. Ganz überraschend kam das nicht, in einem Interview mit dem Basketballmagazin BIG hatte Liga-Geschäftsführer Holz Anfang des Jahres klargemacht, wen man im Klub der Großen will – und vor allem wen nicht.

Wochenlanger Streit

"Mit einem Zufallsaufsteiger, tut sich aber weder die Liga noch der Klub einen Gefallen", sagte er da, und weiter: "Ein Klub, der sich in den Playoffs der ProA überraschend durchsetzt, muss wissen, was in der BBL auf ihn zukommt." Der wochenlange juristische Streit um die Lizenz machte in Nürnberg letztlich eine Übergangslösung zunichte und dürfte nun auch der Grund dafür sein, dass sich bislang kein Verein um den frei gewordenen Startplatz in der Bundesliga beworben hat. Zufall?

Stand jetzt treten in der Saison 2019/20 nur 17 Mannschaften an, weshalb der Gedanke naheliegt, die Liga im nächsten Schritt um einen weiteren Teilnehmer zu verkleinern. "Das ist eine neue Situation. Welche Auswirkungen das hat, müssen wir uns genau anschauen", sagt BBL-Chef Holz dazu nur. Will man die Statuten ändern, müsste man sich mit der zweiten Liga und dem Deutschen Basketball-Bund darauf einigen. Ob es eine Tendenz gibt? "Nein", lautet Holz’ kurze Antwort.

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