Kerk vor Comeback: Nur der erste von vielen kleinen Schritten

5.7.2018, 05:57 Uhr
Willkommen zurück: Sebastian Kerk musste in dieser Woche schon viele Hände schütteln – die Rückkehr auf den Trainingsplatz tut ihm sichtlich gut.

© Sportfoto Zink / DaMa Willkommen zurück: Sebastian Kerk musste in dieser Woche schon viele Hände schütteln – die Rückkehr auf den Trainingsplatz tut ihm sichtlich gut.

"Ich bin positiv gestimmt, dass ich wieder der Alte werde", sagt der große Pechvogel. Die Achillessehne tat schon früher öfter mal weh, auch vor der Aufstiegsrelegation gegen Eintracht Frankfurt im Mai 2016 konnte Sebastian Kerk nur eingeschränkt trainieren. Trotzdem wollte er unbedingt dabei sein und wäre auch beinahe der Held geworden. Im Hinspiel bereitete sein präziser Freistoß die Führung vor, im Rückspiel bot sich ihm die letztlich einzige gute Möglichkeit, den Club zurück in die Bundesliga zu schießen.

Die Beschwerden nahm er im Sommer mit nach Kaiserslautern, seiner nächsten Karrierestation. Wieder nur auf Leihbasis, wie schon zwischen Januar 2015 und Juni 2016 in Nürnberg. Auf dem Betzenberg riss ihm die Syndesmose, es lief nicht gerade berauschend für den früheren Junioren-Nationalspieler.

Das plötzliche Ende der Topform

Im vergangenen Sommer hielt sein Körper dann mal wieder eine komplette Vorbereitung durch. Der 1. FC Nürnberg hatte sich zuvor seiner Qualitäten erinnert und ihn für die nächsten drei Jahre gebunden. Das zunächst eher langfristig angelegte Projekt der Formsteigerung schien sich erstaunlich früh zu rentieren; in den ersten vier Pflichtspielen der Zweitliga-Saison 2017/18 bereitete er sechs Tore vor, mit Eckstößen, mit Flanken, mit Pässen. Auch seine Vorgesetzten schwärmten vom neuen Sebastian Kerk, der ja eigentlich nur wieder der alte werden wollte.

Die Form seines Lebens hielt allerdings nicht lange an. Im Heimspiel gegen Union Berlin riss ihm bei einem Sprint die linke Achillessehne – und zwar genau da, wo sie besser nicht reißen sollte. "Ein bisschen getrübt", sagte Michael Köllner auf der Pressekonferenz, sei die Freude über den späten Ausgleich, nach der Diagnose ließ auch der ewig optimistische Trainer vorübergehend etwas den Kopf hängen.

Tag für Tag harte Arbeit

Rund zehn Monate danach ist Sebastian Kerk wieder da; dass er ständig auf die jüngere Vergangenheit angesprochen wird, nervt ihn hin und wieder schon ein bisschen, "aber ich wiederhole sie gerne, das bringt so eine schwere Verletzung einfach mit sich." In den ersten drei Monaten musste der malade Fuß komplett ruhiggestellt werden, im Physiotherapiezentrum in Donaustauf päppelten sie Kerk langsam wieder auf.

Dass er viel lieber über die Gegenwart und Zukunft spricht nach seiner vor allem mental anstrengenden Zeit, ist logisch. "Jetzt bin ich froh, wieder bei der Mannschaft zu sein", sagt Kerk nach der Einheit am Mittwoch, in der rechten Hand trägt er einen Wasserkasten. Sein Comeback auf dem Trainingsplatz ist nur der erste Schritt, viele weitere müssen folgen bis zum Bundesliga-Auftakt am letzten August-Wochenende. "Ich habe noch jede Menge Defizite", sagt Kerk, "aber die heißt es jetzt, in der Vorbereitung aufzuarbeiten." Wie? "Tag für Tag trainieren, harte Arbeit, dann hoffe ich, dass es für den ersten Spieltag reicht."

Kein Comeback gegen Düsseldorf

Je weiter unten so eine Achillessehne reißt, desto komplizierter wird die Reha. Kerks Achillessehne ist ganz unten gerissen, am Knochen, ein sogenannter Anker, der nicht mehr entfernt werden darf, fixiert das Band an der Ferse. Wie und warum, "weiß ich selbst nicht", sagt Kerk, "ich will auch gar nicht wissen, was da genau gemacht wurde". Mit den Folgen kämpft er schließlich heute noch, nachdem ihm der operierende Arzt in der Schweiz bereits Ende August wenig Hoffnung auf weitere Einsätze in der Rückrunde gemacht hatte.

So ist es denn auch gekommen; mittlerweile ist seine vorerst letzte Vorlage über zehn Monate alt. Gegen Düsseldorf wollte ihn sein Trainer eigentlich noch für ein paar Minuten bringen, aber daraus wurde nichts. "Eine kleine Nagelbettgeschichte", entschuldigt sich Kerk.

"Der Trainer baut voll auf mich"

Die Ferien verbrachte er größtenteils damit, sich vorzubereiten auf die Vorbereitung. Sein Leistungsvermögen zu Beginn der vergangenen Spielzeit möchte er unbedingt wieder erreichen, "daran will ich schon anknüpfen", sagt Kerk, wenngleich ihm noch einiges fehlt zu den berühmten 100 Prozent. "Ich weiß, dass der Trainer voll auf mich baut, das lässt er mich Tag für Tag spüren", sagt Kerk. "Ich bin positiv gestimmt, dass ich wieder der Alte werde."

Dann wäre er gerne wieder der Spielmacher, so wie früher, als Zehner hinter den Spitzen. Sebastian Kerk würde sich aber auch ins Tor stellen oder 90 Minuten einen gegnerischen Angreifer hinterherrennen. Für ihn zählt nur, wieder Fußball spielen zu können. Ohne Schmerzen.

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