Kirschbaum im Club-Tor: Die Nobel-Version in Liga zwei

16.12.2016, 06:00 Uhr
Kirschbaum im Club-Tor: Die Nobel-Version in Liga zwei

© Sportfoto Zink / DaMa

Am Donnerstag hat Per Nilsson offiziell seine Karriere als Fußball-Profi beendet. Der Antrieb und auch die Mentalität, es nach zahlreichen Verletzungen vielleicht ein letztes Mal zu packen, hätten ihm zuletzt gefehlt, gab der Schwede via Twitter bekannt. Ohne die richtige Einstellung ist es tatsächlich schwer, Tag für Tag ans Limit zu gehen, erst recht in komplizierten Phasen. Thorsten Kirschbaum weiß das. Er hat es selbst erlebt.

Vor ungefähr einem Jahr schien der Schlussmann am Tiefpunkt angekommen. Es war nicht sein erster, aber möglicherweise sein letzter. Beim 3:3 bei Union Berlin hatte er sich erneut zwei haarsträubende Patzer geleistet, so dass René Weiler keine andere Wahl mehr blieb, als ihn aus dem Tor zu nehmen. Mit Raphael Schäfer als Nummer eins wäre der Club im Mai fast noch aufgestiegen. Für Kirschbaum blieb fortan nur noch ein Platz auf der Haupttribüne. Mit seinem damaligen kicker-Notenschnitt von 3,92 zählte er zu den Schlechtesten seines Fachs in der Zweiten Liga. Mittlerweile ist er der Beste. 2,62 bedeutet: Platz eins. Vor den Kollegen Rensing (Düsseldorf), Wulnikowski (Würzburg) und Megyeri (Fürth).

Vor ein paar Jahren, 2007 war das, da zählte Kirschbaum sogar zu den Besten im ganzen Land. Mit einem gewissen Manuel Neuer teilte er sich den Job in Deutschlands U 21, auch bei der TSG Hoffenheim prophezeiten sie ihm eine schöne Zukunft. Im Sommer 2009 hielt sich Kirschbaum plötzlich bei der Spielvereinigung Ansbach fit – weil ihn niemand mehr haben wollte. Der Obernzenner scheint ein Mann der Extreme zu sein; auch beim Club ließ er auf den anfälligen, nur ganz selten souverän wirkenden Kirschbaum den in sich ruhenden, unglaublich selbstbewussten Kirschbaum folgen. Wie das möglich ist in der Kürze der Zeit, weiß Kirschbaum wahrscheinlich selbst nicht. Was er weiß: Dass es mit Vertrauen zu tun hat.

2017 ist noch uninteressant

Sein Vorgesetzter hat sich Mitte Oktober auf Kirschbaum als neue Nummer eins festgelegt – und würde ihm wahrscheinlich auch nach weniger berauschenden Auftritten wie am Freitagabend in Düsseldorf kräftig den Rücken stärken. Nach dem 2:0 schwärmte Trainer Alois Schwartz regelrecht von der Ausstrahlung seines Keepers, von der neuen Selbstverständlichkeit seines Torwart-Daseins. Nach einer Stunde wehrte Kirschbaum sogar einen Schuss des unbedrängt im Strafraum herumstehenden Düsseldorfers Bebou aus zehn Metern ab, statt 1:1 hieß es wenig später 2:0. Weil Kirschbaum neuerdings auch das Glück hat, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.

Obwohl sein Fußballjahr eigentlich erst mit der Beförderung Mitte Oktober richtig anfing, hat auch er 2016 einiges erlebt mit seinem Herzensverein, "Höhen und Tiefen", wie Kirschbaum sagt, auf jeden Fall "sehr aufregend", das alles. Am Montag, im Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern (20.15 Uhr), möchten die Nürnberger unbedingt einen schönen Abschluss hinbekommen. "Mit einem Sieg könnten wir einen Satz nach oben machen", glaubt Kirschbaum; würde es perfekt laufen, wäre sogar noch Platz sechs drin vor der Winterpause. Was 2017 noch drin sein könnte und was nicht, interessiert Thorsten Kirschbaum erst, wenn es soweit ist. Der frühere Kollege von Per Nilsson in Hoffenheim hat ja noch etwas Zeit, seine sportlichen Ziele zu erreichen.

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