Kleeblatt-Boss Hack schimpft und leidet

1.5.2015, 05:58 Uhr
Kein stiller Beobachter: Kleeblatt-Chef Helmut Hack.

© Sportfoto Zink / WoZi Kein stiller Beobachter: Kleeblatt-Chef Helmut Hack.

Man musste schon ein gutes Auge haben, um Helmut Hack am Mittwochabend zu entdecken. Der ganz leicht grau-melierte Haarschopf und die dunkelgrüne Steppjacke von Bogner waren wie ein Tarnkleid auf dem von Wald umgebenen Sportplatz des TSV Cadolzburg.

Beim Testspiel der Kleeblatt-Profis gegen den Kreisligisten stand er mitten unter den Zuschauern, regungslos. Er setzte sich nur kurz in der Halbzeit in Bewegung, um erneut auf der Höhe des Sechzehnmeterraums der Gastgeber zu stehen. Dort, wo die Tore fallen sollten – am Ende waren es 13; 13:0 siegte die Büskens-Elf gegen die tapferen Feierabendfußballer. So, wie er da stand, erlebt man ihn auch bei den Spielen der A-Jugend oder der zweiten Mannschaft. Er steht nie alleine da. Entweder sind seine Manager Michael Mutzel und Martin Meichelbeck an seiner Seite oder ein Fan, der mit ihm ein wenig fachsimpeln oder Fußball-Small-Talk halten will. Der Vereinsboss kann da ziemlich kurz angebunden sein. Er ist ja nicht zum Spaß hier.

Seine Augen wirkten müde, wie so oft, doch das ist eine Täuschung: Je schmaler der Sehschlitz, desto stärker fokussiert er die Bewegung eines Spielers auf dem Feld. Und dann die Explosion: „Haben Sie das gesehen? Was macht er denn jetzt wieder?“ Dann werden die Augen groß, sie suchen den Blick des Nebenmanns und erbeten Bestätigung. Werden sie nicht fündig, muss die Rhetorik nachlegen, dabei greift der Arm nach dem Arm des Zuhörers. Bis jener nickt. Es klappt immer wieder. Klar, er ist ja auch Präsident eines Vereins, den er selbst gegründet hat, 1996, als er den TSV Vestenbergsgreuth mit der SpVgg Fürth fusionierte. Hack steht für das Ende einer düsteren Ära des Kleeblatts, in der es sportlich bis hinunter in die Landesliga ging. Und dafür sind sie ihm ewig dankbar in Fürth.

Und trotzdem prasselt es momentan ungewohnt kritisch von allen Seiten auf ihn ein. Und am Sportplatz des TSV Cadolzburg lässt Hack durchblicken: Er leidet darunter. „Ich übernehme die Verantwortung für diese Situation“, sagt er immer wieder. Dem Kleeblatt geht es schlecht. Nur drei Punkte steht dieser Verein, der seit der Saison 2000/01 fast durchgehend um den Aufstieg in die Bundesliga spielt, vor dem Abstiegsplatz.

Längst rechnet der Kaufmann schon mit seinen Mitarbeitern das finanzielle Horrorszenario Dritte Liga durch. Verhandlungen mit Neuzugängen und Spielführer Wolfgang Hesl für die kommende Saison gestalten sich als schwierig, weil die Ligazugehörigkeit nicht feststeht. Und alle fragen sich: Wie konnte es diesmal so weit kommen? Und sie fragen Hack. In seiner langen Erklärung fallen Sätze wie „das sind keine Roboter“. Hat er den Kader im vergangenen Sommer unnötig geschwächt? Er sagt: „Was würden die Leute sagen, wenn wir jedes Jahr um die Lizenz bangen müssten?“

Hack redet sich in Rage, er unterbricht oft nur kurz, um über eine verpasste Torchance zu schimpfen. In der Hektik verwechselt er gerne B mit P, als er auf den Spieler Abdul Rahman Baba zu sprechen kommt. Für viele war damals unbegreiflich, dass er ihn verkaufte, obwohl die Saison bereits angebrochen war. Doch er habe eine Verantwortung gegenüber dessen Familie gespürt. Der Trainerrauswurf? „Glauben Sie mir, ich habe tagelang nicht gut geschlafen. Mehr ging in Sachen Vertrauen nicht zwischen mir und Frank.“ Er halte ihn nach wie vor für einen exzellenten Trainer. Aber als die Ergebnisse ausblieben, entstand eine Stimmung im Verein, der er nachgeben musste.

Als der Schlusspfiff ertönt, senken sich Augenlider und Stimme wieder. Hack klettert über die Werbebande zu seinen Spielern aufs Feld, schnappt sich Martin Meichelbeck und Tom Weilandt und analysiert mit ihnen das Spiel. Ihm scheint nichts entgangen zu sein während des Gesprächs.

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