Kleeblatt: Erfolgs-Trend gegen Aue auf dem Prüfstand

19.3.2018, 14:16 Uhr
Stellt sich im Zweifelsfall immer vor sein Team: Fürths Trainer Damir Buric, der sich zuletzt über fünf Spiele ohne Niederlage freuen durfte.

© Sportfoto Zink / MeZi Stellt sich im Zweifelsfall immer vor sein Team: Fürths Trainer Damir Buric, der sich zuletzt über fünf Spiele ohne Niederlage freuen durfte.

An Wechselbäder der Gefühle müsste Damir Buric sich in Fürth inzwischen gewöhnt haben. Als er sein Amt beim Kleeblatt antrat, hatte der Verein mit der Entlassung von Janos Radoki gerade eine heftige Erschütterung erlebt. Die Mannschaft, die Buric übernahm, wirkte nicht wie eine Einheit und hatte von fünf Partien vier verloren.

Buric gelang mit einem 3:1 gegen Tabellenführer Düsseldorf ein Traumstart, ehe er und sein Team in ein tiefes Loch fielen. In der folgenden englischen Woche verlor Fürth alle drei Partien, darunter das Derby und das Abstiegsduell in Kaiserslautern.

Knapp ein halbes Jahr später ist man gerade wieder auf jene drei Teams – zu denen noch Eintracht Braunschweig zählt – getroffen, dieses Mal hat das Kleeblatt alle drei Partien gewonnen. Keine Frage, die Spielvereinigung hat gemessen an den Ergebnissen unter dem anfangs manchmal noch ratlos wirkenden Buric zuletzt eine deutliche Entwicklung durchgemacht. In der Rückrundentabelle ist das Kleeblatt Dritter.

Buric lässt sich nicht in die Karten sehen

Der Frage nachzugehen, wo der Schlüssel zu den Erfolgen liegt, ist nicht so einfach. Denn Buric spricht nicht gerne über sich selbst. Der 53 Jahre alte Kroate ist ein ruhiger Mann von großer Höflichkeit, die im rauen Profifußballgeschäft keine Selbstverständlichkeit ist. Aber er lässt sich nicht gerne in die Karten schauen, auch wenn er offener geworden ist. 

Seit er in Fürth die Amtsgeschäfte übernommen hat, sind öffentliche Trainingseinheiten deutlich rarer gesät, seine Gegneranalysen auf Pressekonferenzen wirken oft austauschbar. Buric ist häufig noch eine Spur unverbindlicher als viele seiner Kollegen. 

Wenn es um die Kommunikation mit seinen Spielern geht, gibt es dagegen offenbar einen ganz anderen Damir Buric, als den, den die Öffentlichkeit kennt: Einen, der offen mit den Profis spricht und der dabei nicht mit harten Worten spart. "Das Feedback ist sehr wichtig als junger Spieler. Er schont einen nicht, auch nach guten Spielen nicht. Er hat ein gutes Gespür, wann man mal härter angepackt werden muss", sagt Fabian Reese. "Er sucht oft Einzelgespräche und gibt Tipps. Man weiß ganz klar, was er erwartet", sagt Lukas Gugganig, einer, der sich unter Buric gut entwickelt hat.

"Die Mannschaft ist zusammengewachsen."

Miteinander reden – für den Trainer ist das einer der Schlüssel für jene Serie, auf die das Umfeld schon die gesamte Saison gehofft hatte. "Jetzt greifen die Mechanismen, die Spieler kommunizieren besser auf dem Platz", sagt der Trainer: "Die Mannschaft ist zusammengewachsen."

Ist der jüngste Erfolg also vor allem dem Teamgeist geschuldet? Über seine Taktik spricht Buric weniger gern. Dabei hat die in den vergangenen fünf Partien durchaus zu den Siegen beigetragen. Den 1. FC Nürnberg überraschte er tief stehend mit einer Quasi-Fünferkette, in die sich Linksaußen Sebastian Ernst immer wieder einbrachte. 

Überhaupt ist das Kleeblatt unter Buric immer für Überraschungen gut, ein Funken Unberechenbarkeit ist stets dabei – etwa wenn in der Hinrunde Innenverteidiger Marco Caligiuri bei Kontern nach vorne stürmte. Auch wenn das Kleeblatt von Partie zu Partie verschieden auftritt, lässt sich die Formel, die Buric im Abstiegskampf gefunden hat, vielleicht doch so festhalten: Defensiv an den Gegner angepasst stehen, ihm durch geschickte Aufteilung wenig Raum lassen und bei Ballgewinnen schnell kontern. In der Offensive gibt es dabei nicht den einen Torjäger, der im Kader – abgesehen von Serdar Dursun – auch gar nicht vorhanden ist. Wer vor dem Tor auftaucht, entscheidet sich oft situationsbedingt, mal ist es Julian Green, mal Khaled Narey – mal auch Rechtsverteidiger Roberto Hilbert. Ein wenig erinnert das an die Spielweise, die Robin Dutt einst dem SC Freiburg mit auf den Weg gab und dessen Assistent Buric jahrelang war.

Rückstände sind ein Problem

So ist Fürth nicht abhängig von einem Stürmer, muss aber damit leben, dass Chancen von den im Treffen weniger geübten Spielern auch öfter vergeben werden. 

Vor allem gegen spielstarke Gegner ging dieses Konzept zuletzt auf. Wenn das Team selbst Ideen im Offensivspiel entwickeln und Druck ausüben muss, fehlt es aber an Kreativität. Manchmal hilft sich die Mannschaft wie zuletzt gegen den FCK mit ihrer Stärke bei Standards. Doch Spiele zu drehen, gelang bislang nicht: Geriet Fürth in Rückstand, verlor es unter Buric immer.

Beim Sechzehnten Erzgebirge Aue steht die Spielweise deshalb am Montagabend (Live-Ticker auf nordbayern.de ab 20.30 Uhr) mal wieder besonders auf dem Prüfstand. Im Fall eines Sieges würde das Kleeblatt auf Platz elf vorrücken. Ein lange nicht für möglich gehaltener, versöhnlicher Saisonabschluss wäre greifbar. Mit einer Niederlage wäre wieder tiefster Abstiegskampf angesagt. Aber an Wechselbäder ist Buric inzwischen ja gewöhnt.

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