Kleeblatt ringt Union nieder und ist wieder Erster

20.9.2013, 20:28 Uhr
Fürther Dosenöffner: Das 1:1 durch Goran Sukalo leitete den Sieg für das Kleeblatt ein.

© Sportfoto Zink / WoZi Fürther Dosenöffner: Das 1:1 durch Goran Sukalo leitete den Sieg für das Kleeblatt ein.

Seit 2009 spielt der Kultklub aus Köpenick wieder in der 2. Liga. Seitdem setzte es gegen Fürth fünf Niederlagen bei einem Remis für die Eisernen. Die Brust des Kleeblatts durfte zumindest beim Blick auf die Vergangenheit gegen Union aus allen Nähten geplatzt sein. Drei sieglose Partien, darunter das 0:2 am vergangenen Sonntag gegen Bochum, sorgten hingegen für erstes Stirnrunzeln rund um den Fürther Laubenweg.

Doch Frank Kramer reagierte: Auf Abwehrspieler Niko Gießelmann (Innenbanddehnung) musste er zwangsweise verzichten. Bei Dominick Drexler und Kevin Kraus tat der Fürther Coach dies freiwillig. Für Drexler rückte Tom Weilandt in die Partie, Mergim Mavraj ersetzte Kraus. Ebenfalls neu in der Startelf war Sturmtank Ilir Azemi, Gießelmans Linksverteidigerposition nahm Baba Rahman ein.

Azemi führte sich in der 3. Minute mit einem riskanten Scherenschlag im Berliner Strafraum ein, der statt den Ball nur den Gegner traf. Auf der anderen Seite brannte es eine Minute später. Goran Sukalo ließ sich kurz vor dem eigenen Sechzehner den Ball von Torsten Mattuschka abjagen, den anschließenden Schlenzer setzte der Unioner knapp neben das Gehäuse von Wolfgang Hesl.

Köhler trifft im zweiten Versuch

In der 15. Minute bewies Mattuschka wieder sein feines Füßchen, als er einen Eckstoß von links gefühlvoll auf den Kopf von Sören Brandy flankte, der jedoch etwas zu hoch zielte. Einem soliden Kopfball ließ er zwei Zeigerumdrehungen später einen traumhaften Pass folgen. Nach Ballverlust Zoltan Stieber setzte Brandy mit einem weiten Ball Benjamin Köhler in Szene, der im Strafraum an Mavraj hängen blieb, im zweiten Versuch aber den Abpraller zum Führungstor verwandelte.

Anschließend suchte Fürth vermehrt sein Heil in der Offensive. Nach einem frechen Tunnel von Daniel Brosinski gegen Mattuschka setzte der Kleeblatt-Rechtsverteidiger seinen Kollegen Stieber mit einem Steilpass in Szene, der das Leder an die Latte des von Daniel Haas gehüteten Union-Tores spitzelte.

Die Heimelf überließ der Spielvereinigung mehr und mehr die Räume im Mittelfeld. Mit schnellen Tempogegenstößen sorgte Berlin jedoch einige Male für Gefahr und Unordnung in der Kleeblatt-Defensive.

Mit 1:0 für den Spitzenreiter ging es in die Kabine. Fürths Offensivaktionen blieben meist in Ansätzen stecken. Für eine Mannschaft mit etwaigen Aufstiegsambitionen fehlte es in den ersten 45 Minuten an Kreativität und der letzten Genauigkeit, was auch ein Verdienst der gut organisierten Berliner Defensive war.

Hiobsbotschaft für Union

Mit einer Hiobsbotschaft für Union ging es in den zweiten Durchgang. Der quicklebendige Sören Brandy musste mit Oberschenkelproblemen in der Kabine bleiben, für ihn rückte der defensivstärkere Christopher Quiring in die Berliner Mannschaft.

Die 52. Minute hatte es dann in sich: Zuerst tauchte Mattuschka nach einem Schnittstellenpass von Michael Parensen frei vor Hesl auf. Der Fürther Keeper nahm dem Ball mit einem Fußreflex das Tempo und verhinderte so das zweite Berliner Tor.

Wenige Sekunden später machten es die Fürther besser: Stiebers Hereingabe drückte Azemi in Richtung Berliner Gehäuse, Haas rettete sehenswert, Azemi kam nochmal an den Ball, legte die Kugel zurück zur Strafraumgrenze, wo Goran Sukalo überlegt zum 1:1 in die linke Ecke schob. Freude bei Fürth, Frust bei den Fans in der Alten Försterei. In der Jubeltraube wurde Azemi von einem Bierbecher getroffen, der Kosovare dachte jedoch nicht daran, daraus Kapital zu schlagen.

Die vorher so stabile Union-Abwehr fing nun dezent das Schwimmen an, die Kramer-Schützlinge bekamen Oberwasser und kombinierten sich druckvoll in Richtung gegnerischen Kasten. Eine dieser Kombinationen vollendete Tom Weilandt in der 60. Minute zur Gästeführung. Stieber hatte vorher den eingewechselten Florian Trinks freigespielt, der Weilandt in den Lauf spielte und dieser ließ mit seinem trockenen Schuss in die kurze Ecke Union-Torwart Haas keinerlei Abwehrchance.

Bei Berlin machte sich sichtlich Nervosität breit. In der 66. Minute ließen sich die Berliner rund 20 Meter vor ihrem Tor den Ball auf abenteuerliche Weise abjagen, Trinks bewies ein feines Auge, legte den Ball nach links in den Lauf von Stieber und schon führte das Kleeblatt mit 3:1.

Trinks sorgt für Belebung

War Niclas Füllkrug in 56 Minuten überwiegend blass geblieben, sorgte Trinks in deren zehn mit zwei Torvorlagen für spürbare Belebung. Am Ende konnte er sogar drei Assists verbuchen.

Drei Gegentreffer kurz nach der Pause hatten dem Noch-Tabellenführer sichtlich zugesetzt. Die Männer von Uwe Neuhaus waren mit sich selbst beschäftigt, haderten mit den Missgeschicken des Nebenmanns, während Fürth jetzt ein von Lockerheit und Selbstvertrauen geprägtes Kombinationsspiel aufzog.

Das Murmeltier namens "eklatante Defensivaussetzer" grüßte jetzt die Köpenicker mehr und mehr. In der 82. Minute lief Trinks frei auf das Union-Tor zu, lupfte das Leder aber an den Pfosten.

Unverhofft wurde es dann doch nochmal spannend. Nach einem weiten Ball von Köhler verschätzte sich Mavraj, Terodde legte das Leder über den herausstürzenden Hesl und bugsierte die Kugel zum Anschlusstreffer ins Fürther Netz. Die Berliner Lethargie war nun wie weggeblasen.

Stieber abgebrüht

Doch das Oberwasser währte nur kurz: Berlins Linksverteidiger Patrick Kohlmann fabrizierte in der Schlussminute einen uninspirierten Querschläger am eigenen Strafraum, in dessen Folge Trinks auf Stieber köpfte und der Ungar abgebrüht zum 4:2 einnetzte.

Ein in der zweiten Hälfte an Fahrt aufnehmendes Spitzenspiel entschied die Spielvereinigung nicht unverdient für sich. Den längeren Atem im Ost-Berliner Herbst hatte definitiv das Kleeblatt, das sich nur in den ersten 45 Minuten von Union einbremsen ließ, danach aber zu Spielfreude und vor allem Durchschlagskraft fand.

Mit dem Erfolg grüßt Fürth wieder von Platz eins in der 2. Liga. Der nächste Gegner Dynamo Dresden hat zwar einen klangvollen Namen, in dieser Saison jedoch meist enttäuscht. Die Chancen auf den nächsten Fürther Dreier stehen im nächsten Duell mit einem Ost-Klub nicht schlecht.

 

Union: Haas - Pfertzel, Stuff, Schönheim, Kohlmann - Kreilach, Parensen (64. Terodde) - Brandy (46. Quiring), Mattuschka (74. Özbek), Köhler - Nemec

Fürth: Hesl - Brosinski, Korcsmar, Mavraj, Baba - Sukalo, Sparv - Stieber, Füllkrug (56. Trinks), Weilandt (89. Kleine) - Azemi (81. Fürstner)

Schiedsrichter: Winkmann (Kerken) | Zuschauer: 20.000 | Tore: 1:0 Köhler (17.), 1:1 Sukalo (52.), 1:2 Weilandt (60.), 1:3 Stieber (66.), 2:3 Terodde (86.), 2:4 Stieber (90.) | Gelbe Karten: Kohlmann, Schönheim - Sparv, Weilandt, Fürstner

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