Kommentatoren-Streit: Günther Koch verteidigt Poschmann

30.1.2011, 15:30 Uhr
Kommentatoren-Streit: Günther Koch verteidigt Poschmann

© dpa

„Man darf Herrn Poschmann jetzt nicht dafür zum Sündenbock machen, dass der Club aus dem Pokal geflogen ist“, sagte der langjährige Radiomoderator und bekennende Club-Fan am Freitag der NZ. „Herr Poschmann war einfach mitgerissen und begeistert von der Partie, und das hat mich durchaus gefreut.“

Als Poschmann bei einer Schalker Großchance kurz vor Schluss der Partie der Satz „Mach es“ herausrutschte, habe auch Koch vor dem heimischen Fernseher die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Aber er ist sich sicher: „In diesem Moment war Herr Poschmann kein Schalke-Anhänger, sondern einfach nur ein Fußballfan. Da war das Überraschungsmoment so groß, dass der Gaul mit ihm durchgegangen ist.“

Koch weiß, wie schmal der Grat zwischen Parteilichkeit und Neutralität bei Live-Reportagen ist. Auch er musste sich in vielen Jahren als Fußballkommentator immer wieder Kritik an seiner Arbeit gefallen lassen. „Man muss das selbst mal mitgemacht haben, deshalb bin ich da wohl etwas großzügiger“, sagt Koch, der inzwischen für das Fußballradio „90elf“ jede Woche ausgewählte Bundesligaspiele kommentiert. Er tut das auf einem eigenen Kult-Kanal, bei dem ausdrücklich Parteilichkeit erwünscht ist, wie er sagt. Allgemein gelte natürlich für Radio- und insbesondere für TV-Kommentatoren stets der Grundsatz der Neutralität.

Weniger Verständnis zeigt Koch hingegen für die fachlichen Fehler wie Spielerverwechslungen oder etwas bizarre Szenenschilderungen, die Wolf-Dieter Poschmann unterlaufen sind. Dass er sich nicht vorbereitet hat oder gar eine Notlösung des ZDF war, glaubt er nicht. „Man sollte einfach nicht auf zu vielen Hochzeiten tanzen“, lautet sein Kommentar dazu. „Außerdem halte ich es prinzipiell schon für sinnvoll, dass Fußballspiele auch nur von Fußballreportern, also von Spezialisten auf ihrem Gebiet, kommentiert werden dürfen.“ Koch selbst hört sich jeden Mitschnitt seiner Kommentare im Nachhinein noch einmal an. „Man ist nie perfekt, man findet immer etwas, was man noch verbessern kann“, meint er.

Wie das Wolf-Dieter Poschmann mit Vor- und Nachbereitung hält, war bislang nicht in Erfahrung zu bringen. Der ZDF-Reporter lehnt jegliche Stellungnahme ab. Er stehe derzeit nicht für Interviews zur Verfügung, hieß es auf Anfrage beim Sender.

Beim ZDF stößt der Wirbel um den Chefreporter ohnehin auf wenig Verständnis. „Es ist nichts Neues, dass nach Fußballübertragungen gemeckert und kritisiert wird“, sagte ein ZDF-Sprecher gegenüber unserer Zeitung. Zudem müsse man bedenken, dass es nur ein paar wenige Live-Reporter im deutschen Fernsehen gebe, die diese Kunst überhaupt beherrschten.

Kommentatoren-Streit: Günther Koch verteidigt Poschmann

© Rico Rossival/ZDF

Mehr will der Sender dazu nicht sagen, bis auf ein paar Standardsätze, die auch an alle erbosten Fans gingen, die sich zuletzt an das ZDF gewandt hatten. Die Kritik gehe in die hausinterne Auseinandersetzung zur Übertragung mit ein, heißt es etwa. Und: „Fußballkommentare werden von unterschiedlichen Zuschauern immer unterschiedlich bewertet.“

Was die Leistung Wolf-Dieter Poschmanns vom vergangenen Dienstag anbelangt, fällt die Bewertung jedoch ziemlich einheitlich aus. Denn auch auf den Internetforen der Schalke-Anhänger wimmelt es von Negativ-Kommentaren. Hier rangiert der ZDF-Mann bereits unter dem Titel Poschi „The Brain“.

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