"Krisenmanager" Stark bekommt Lob von allen Seiten

18.5.2012, 13:13 Uhr

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Verbale Prügel hat Wolfgang Stark schon öfter bekommen als der erfahrenste deutsche Spitzenschiedsrichter. Beim Skandalspiel in Düsseldorf wurde der 42-Jährige aus Ergolding offensichtlich auch körperlich angegangen, erhielt aber nach dem verspäteten Abpfiff viel Lob für sein umsichtiges Handeln.

Der WM-Referee äußerte sich selbst nicht zu den unrühmlichen Vorfällen – schließlich ist er nun wichtigster Zeuge im Sportgerichtsprozess des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). „Ich muss ehrlich sagen: Ich war letztendlich dann froh, dass Herr Stark immer die Übersicht behalten hat“, sagte Fortuna-Trainer Norbert Meier nach dem 2:2 im Relegationsrückspiel gegen Hertha BSC.

„Dass er nicht irgendwo Hektik ausgestrahlt hat oder Aktionismus, sondern ganz ruhig sich das alles angeguckt hat, beruhigend eingewirkt hat auf beide Mannschaften und auch auf das, was draußen passiert ist. Deswegen: Kompliment an Herrn Stark für seine Leistung!“

Viel erlebt

Der Unparteiische, der die Partie zusammen mit seinen bewährten Assistenten Mike Pickel (Mendig) und Jan-Hendrik Salver (Stuttgart) leitete, musste anscheinend aber auch einstecken. Der DFB-Kontrollausschuss ermittelt gegen vier Hertha-Profis: Thomas Kraft, Christian Lell und Andre Mijatovic sollen Stark beleidigt, Lewan Kobiaschwili den Schiedsrichter sogar nach Spielschluss in den Nacken geschlagen haben.

Später sei Stark von einem Düsseldorfer Mannschaftsarzt medizinisch versorgt worden, wie die Fortuna der „Rheinischen Post“ bestätigte. Als WM- und Olympia-Referee, Spielleiter von 260 Bundesliga-Partien und zuletzt des Europa-League-Finals hat Stark viel erlebt – nicht aber so eine Begegnung wie am Dienstagabend, als Tausende Fortuna-Anhänger in der Nachspielzeit den Rasen stürmten.

Dass er nach 21-minütiger Unterbrechung die restliche Nachspielzeit noch spielen ließ, als der Platz wieder geräumt war, und nicht einfach den Spuk beendete, damit lag der Bankkaufmann richtig: „Der Schiedsrichter kann die Nachspielzeit bei Bedarf verlängern, nicht aber kürzen“, heißt es im Regelwerk. DFB-Schiedsrichter-Abteilungsleiter Lutz Michael Fröhlich erklärte: „Insgesamt sieben Minuten waren aufgrund der Vorkommnisse in diesem Spiel angemessen und wurden auch offen vom Vierten Offiziellen angezeigt.“

Lob vom Torschützen

Nach fünf Minuten und 50 Sekunden seien die Zuschauer auf das Spielfeld gerannt. „Nach der Spielfortsetzung lief das Spiel noch eine Minute und 30 Sekunden. Das war völlig korrekt so“, so Fröhlich. „Aus unserer Sicht hat er das sauber bis zum Ende abgewickelt“, bestätigte auch Herbert Fandel, der Vorsitzende der DFB-Schiedsrichter-Kommission. Fandel betonte: „Wir sind sehr froh, dass wir unseren erfahrensten Mann für dieses Spiel angesetzt haben.“

Stark ist auch für die Europameisterschaft in der Ukraine und Polen nominiert. „Er ist ein Stück weit krisenerprobt“, sagte Fandel. „Er hat das sehr ruhig und fachlich sehr gut gelöst. Ein Schiedsrichter ist eben immer auch ein Stück weit Krisenmanager.“ Für so eine schwierige Situation könne es auch keine Vorgaben geben: „Das muss immer der Schiedsrichter vor Ort entscheiden.“ Voll des Lobes war auch Fortuna-Torschütze Ranisav Jovanovic, der in dem Moment natürlich glücklich war, dass die Partie noch beendet werden konnte: „Stark hat gezeigt, dass er einer der besten Schiedsrichter in Deutschland und der Welt ist.“

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