Kung-Fu-Aussetzer: Sararer fühlt sich "richtig schlecht"

25.10.2016, 11:43 Uhr
Rumms! Mit dieser Aktion hat Sercan Sararer seiner Spielvereinigung in Braunschweig einen Bärendienst erwiesen.

© Sportfoto Zink / WoZi Rumms! Mit dieser Aktion hat Sercan Sararer seiner Spielvereinigung in Braunschweig einen Bärendienst erwiesen.

"Eine Dummheit" nannte Präsident Helmut Hack die mit Gelb-Rot geahndete Aktion und nahm seinen Königstransfer mit dieser Einschätzung zumindest indirekt in Schutz.

"Er kriegt noch was zu hören"

Andere waren da wesentlich deutlicher. Rechtsverteidiger Sebastian Heidinger etwa war vor der Kamera des Bezahlfernsehsenders Sky kaum zu bremsen und sprach das aus, was wohl alle Mitspieler Sararers dachten. "Er kriegt noch was zu hören", sagte Trainer Stefan Ruthenbeck und blickte dabei so finster drein, dass es keiner weiteren Ausführungen bedurfte. Als sich Sararer nach knapp einer halben Stunde wegen eines unvollendet gebliebenen Solos dermaßen aufregte, dass er sich mit einem Tritt gegen die Eckfahne selbst ins Aus beförderte, hatte die Spielvereinigung beim Zweitliga-Primus nicht schlecht ausgesehen.

Es war Fußball der Marke Ruthenbeck, den das zuletzt zaudernde Team lange nicht mehr geboten hatte. Schnell wurde das Mittelfeld überbrückt, immer wieder der Weg in den Strafraum gesucht und gefunden. Der Spitzenreiter wirkte überrascht und beeindruckt. Fürth dominierte, "und ich mag gar nicht zu Ende denken, was mit Sercan in diesem Spiel möglich gewesen wäre", meinte Hack.

Eine etwas rosarote Spekulation, in der Realität hatte Sararers Ausbruch dazu geführt, dass Fürth die Spielkontrolle entglitt und am Ende 0:1 verlor. Dabei war der Deutsch-Türke bereits mit Gelb bedacht worden – für ein Allerweltsfoul an der Mittellinie vom schwachen Schiedsrichter Patrick Ittrich, dessen Regelauslegung nicht nur in diesem Fall hanebüchen wirkte. Sararer hätte also gewarnt sein müssen und reagierte in dieser Szene doch höchst unprofessionell.

Emotionaler Irrweg

"Das war eine dumme Aktion von mir, ich hab’ mich da von meinen Emotionen leiten lassen", erklärte Sararer später, den Blick schuldbewusst auf den Boden gerichtet. Ganz so, als sei da gerade ein Pennäler beim Spicken erwischt worden und müsste beim Direktor vorsprechen. "Ich fühl’ mich richtig schlecht", meinte der bald 27-Jährige reumütig: "Ich entschuldige mich bei der Mannschaft. Ich war nicht da, um ihr zu helfen."

Wer selbst einmal gegen den Ball getreten hat, wird Sararers Kung-Fu-Aktion womöglich sachlich einzuordnen wissen. Emotionen gehören zum Sport, bisweilen werden daraus Gefühlsausbrüche, unkontrolliert, wild und weit weg von dem Saubermann-Image, in dem ein allmächtiger Verband im Fußball nur noch Schwiegermutters Lieblinge sehen will. Medial wurde die Szene in allen Facetten beleuchtet, ein beherzter Tritt und die anschließend meterweit fliegende Eckfahne lässt sich gut verkaufen - sogar noch besser, als andere Entscheidungen handelnder Personen etwas kritischer zu beleuchten.

Als Entschuldigung wollte freilich keiner der Beteiligten derartige Gedanken gelten lassen. Zumal Sararer als Wiederholungstäter in Sachen selten dämlicher Aktionen gilt. Unter Mike Büskens wurde er einst eine Woche auf die Geschäftsstelle strafversetzt, weil er in Sandalen zum Training erschienen war. Wohlgemerkt mitten im Winter, bei 15 Zentimeter Neuschnee. Und in Stuttgart lichtete er sich am Steuer seines Boliden ab, bei 280 km/h. Schlau ist das nicht. Auf dem schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn liegt Sararer eben gerne einen Schritt daneben.

7 Kommentare