Club schlittert nach 0:3 beim KSC in Richtung Abgrund

21.9.2014, 15:20 Uhr
Krisenmanagement beim Stande von 0:3: Ein sichtlich angeschlagener Sportvorstand Martin Bader und Fanbeauftragter Jürgen Bergmann suchten in der Halbzeitpause das Gespräch mit den frustrierten und enttäuschten Fans.

© Sportfoto Zink / DaMa Krisenmanagement beim Stande von 0:3: Ein sichtlich angeschlagener Sportvorstand Martin Bader und Fanbeauftragter Jürgen Bergmann suchten in der Halbzeitpause das Gespräch mit den frustrierten und enttäuschten Fans.

19.994 Zuschauer im Wildparkstadion, wir schreiben die 18. Spielminute. Die Gesänge der rund 3000 mitgereisten Clubfans übertönen die des Karlsruher Anhangs deutlich. Man kennt das ja eigentlich von Spielen, in denen die Auswärtsmannschaft früh führt und die Heimfans erstmal konsterniert schweigen. Doch diesmal ist es genau andersherum: Der 1. FC Nürnberg liegt mit 0:1 zurück und die rot-schwarzen Schlachtenbummler brüllen sich den Frust von der Seele, singen "wir haben die Schnauze voll".

Auf dem Rasen: eine total verunsicherte Club-Elf, die immer einen Schritt zu spät kommt und beinahe hilflos wirkt. Die auch in Karlsruhe offensiv so gut wie nicht stattfindet und die in der Defensive eklatante Lücken aufweist. Hinzu kommen haarsträubende individuelle Fehler. So wie der von Javier Pinola, der in der 20. Minute das Leder in der Vorwärtsbewegung am Mittelkreis direkt in die Beine von Gaetan Krebs spielt. Der schaltet blitzschnell um und nimmt Reinhold Yabo mit. Yabo macht kurzen Prozess mit Ondrej Petrak, umkurvt diesen und schießt flach ins rechte Eck ein - 2:0.

Bereits in Minute 9 hatte der Japaner Hiroki Yamada die Badener auf Zuspiel von Ilijan Micanski in Führung gebracht. Auch hier waren in der Mitte Pinola und Ondrej Celustka zu spät zur Stelle. Club-Coach Valerien Ismael stand ratlos am Seitenrand, schüttelte mit dem Kopf. Nach dem 0:2 gegen Düsseldorf hatte er vor der Partie zwei Veränderungen in der Startaufstellung vorgenommen: Statt Dave Bulthuis und Robert Koch schenkte er Cristian Ramirez und Alessandro Schöpf das Vertrauen.

Gebhart ignoriert Ismael

Vertrauen, das Ismael Timo Gebhart in der 30. Spielminute schon wieder entzog, indem er ihn vom Platz nahm und dafür Niclas Füllkrug brachte. Gebhart, der auch nicht schlechter als seine Teamkameraden agiert hatte, marschierte grußlos an seinem Trainer vorbei und verschwand in der Kabine. Gute Stimmung sieht anders aus.

Am Spielverlauf änderte diese Maßnahme wenig. Im Gegenteil. Der FCN hatte Glück, weil der KSC zunächst mehrere gute Gelegenheiten ausließ. Fünf Minuten vor der Halbzeit war es schließlich eine Coproduktion der beiden Torschützen, die zum 3:0 führte. Yamada traf erst nur den rechten Pfosten. Von dort sprang das Spielgerät an Freund und Feind vorbei vor das Tor, wo Yabo lauerte und nur noch einschieben musste. Einige Cluberer reklamierten Abseits, doch Schiedsrichter Daniel Siebert gab den Treffer zu Recht, weil Pinola dieses aufhob.

Zur Pause war der Frust beim Club-Anhang offensichtlich schon der Resignation gewichen. Jetzt waren nur noch die KSC-Fans zu hören. "Ihr könnt nach Hause fahren", dröhnte es durch das Wildparkstadion. Höchststrafe für das junge Team um Kapitän Jan Polak, das bedröppelt in die Katakomben schlich.

Sportvorstand Martin Bader gab indes den Krisenmanager und stellte sich den Fans. Die gesamte Halbzeitpause über und mehrere Minuten danach versuchte er am Zaun des Gästeblocks die Wogen zumindest etwas zu glätten. Wenn man nach der Mimik und der Gestik der Anhänger geht, war es eine Diskussion auf Augenhöhe - irgendwo zwischen Wut und Verzweiflung.

Schäfer hält Elfmeter

Im zweiten Durchgang verflachte die Begegnung zusehends. Der KSC wollte nicht mehr, der Club konnte nicht. Ismael probierte nochmal einen Impuls zu setzen, brachte Peniel Mlapa für Jakub Sylvestr (61.). Doch die Badener blieben selbst im Schongang feldüberlegen. Hochkarätige Chancen bekam das Publikum nach dem Seitenwechsel nicht mehr zu sehen. Dem Karlsruher Anhang war's egal, gefeiert wurde so oder so. Viele Clubfans nutzten dagegen die Klarheit des Ergebnisses und verließen die Ränge mehr als zehn Minuten vor dem Abpfiff.

Sie verpassten so doch noch ein kleines Highlight: In der 89. Spielminute hielt Raphael Schäfer einen Handelfmeter von Koen van der Biezen, den zuvor Ramirez durch eine ungeschickte Bewegung verursacht hatte. Das war dann auch der Schlusspunkt. Es blieb beim blamablen 0:3 aus Nürnberger Sicht. Sechs Punkte aus sechs Spielen, Tabellenplatz 13, nur noch zwei Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz: Der Horrorstart in die Zweitligasaison ist perfekt. Interessante Randnotiz: Nach dem Spiel sprach auf dem Feld nicht Ismael zur Mannschaft, sondern der Sportliche Leiter Wolfgang Wolf. Die Spieler mussten zudem bei den aufgebrachten Fans ihre Trikots abgeben.

Die nächsten zehn Tage werden nicht minder heiß. Es sind englische Wochen. Das heißt: Es bleibt kaum Zeit zum Durchatmen. Schon am Mittwoch muss der FCN zu Aufsteiger Heidenheim, der mit acht Zählern immerhin zwei mehr auf dem Konto hat als der Club. Am Montag in einer Woche kommt dann der 1. FC Kaiserslautern ins Grundig-Stadion. Nur einen Tag später, am Dienstag steht die mit Spannung erwartete Jahreshauptversammlung an, der Showdown um die Macht am Valznerweiher.

1. FC Nürnberg: Schäfer - Celustka, Petrak, Pinola, Ramirez - Mössmer - Candeias, Polak, Schöpf, Gebhart (30. Füllkrug) - Sylvestr (61. Mlapa)

Karlsruher SC: Orlishausen - Klingmann, Gulde, Gordon, Kempe - Peitz - Torres (71. Alibaz), Yabo (86. Nazarov), Krebs, Yamada - Micanski (57. van der Biezen)

Tor: 1:0 Yamada (9.), 2:0 Yabo (20.), 3:0 Yabo (40.)  | Gelbe Karte: Gulde, Peitz - Sylvestr, Ramirez, Candeias | Schiedsrichter: Siebert (Berlin) | Zuschauer: 19.994 | Besondere Vorkomnisse: Schäfer hält Handelfmeter von van der Biezen (89.).

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