Margreitter fordert mehr Souveränität und Cleverness

16.8.2017, 14:05 Uhr
"Der Herr der Lüfte": Georg Margreitter wuchtet den Ball zum 2:0 in die Duisburger Maschen.

© Sportfoto Zink / DaMa "Der Herr der Lüfte": Georg Margreitter wuchtet den Ball zum 2:0 in die Duisburger Maschen.

Margreitter war sauer und schnappte sich kurz vor dem Verlassen des Rasens noch Mitspieler Patrick Kammerbauer. Dessen eigentlicher Auftrag, vor der Viererkette den Ball zu erobern und ihn möglichst schnell den Mitspielern zu übergeben, die damit das Richtige anzufangen wissen, war nicht immer ordnungsgemäß ausgeführt worden. Vermutlich im Überschwang der Gefühle hatte sich Kammerbauer immer häufiger zugetraut, was er noch nicht kann: das Spiel aufbauen und den Pass in die Tiefe spielen.

Vermutlich hat ihn Margreitter genau darauf angesprochen. Als der Österreicher Sekunden später in der Mixed Zone über den Einzug in die zweite Runde philosophieren durfte, war die Laune noch ein wenig im Keller: "Ich freue mich über den Einzug in die nächste Runde. Aber trotzdem..." Margreitter ärgerte sich darüber, dass er und seine Kollegen trotz einer starken ersten Halbzeit früh nach Wiederanpfiff stetig unter Druck geraten waren und froh sein konnten, dass den von 15576 Besuchern frenetisch nach vorne gepeitschten Gastgebern nur der Anschlusstreffer in der Nachspielzeit gelang.

"Es wird uns vielleicht noch öfter passieren, dass wir in der Meisterschaft vorne liegen und einen Vorsprung verwalten müssen, und das haben wir heute nicht gut gemacht", kritisierte Margreitter. Dabei hatte es anfangs danach ausgesehen, als wären die beiden Treffer von Hanno Behrens und Margreitter jeweils nach einem einstudierten Standard von Sebastian Kerk nur der Anfang gewesen. Nürnberg erspielte sich immer wieder gute Gelegenheiten und hätte sogar noch höher führen können, als Schiedsrichter Christian Dingert zur Halbzeit pfiff.

"Keine Entlastung mehr"

Doch statt eines dritten Treffers lag plötzlich der Anschlusstreffer der Meidericher in der Luft. "Es hat mich aufgeregt, dass wir uns das Spiel vom Gegner haben aufzwingen lassen", monierte Margreitter. Der Ball wurde nicht mehr lange und clever genug in den eigenen Reihen gehalten. Viele Anspiele in die Offensive waren zu ungenau. Der Gegner wurde nicht mehr an dessen Strafraum angelaufen, das Spiel verlagerte sich in die Nähe des Nürnberger Tores, es wurde immer öfter brenzlig.

"Wir haben vorne die Bälle verschlampt und nicht mehr gut gehalten. Und dann gibt es keine Entlastung mehr", sagte Margreitter, der es lieber gesehen hätte, weiter die eigenen Stärke einzusetzen und "unsere Überlegenheit mit dem Ball mehr auszunutzen. So hat es 45 Minuten hinten bei uns gebrannt".

Der 28-Jährige hatte mit einem Torpedokopfball zum 2:0 auch mal wieder etwas für die eigene Offensivstatistik getan: "Ich würde mir schon wünschen, öfter zu treffen." Zuletzt war ihm das im Vorjahr ebenfalls in der ersten DFB-Pokalrunde gegen Viktoria Köln (6:5 n.E.) gelungen.

Weil er in der Defensive kaum ein Kopfballduell verliert, haben die Mitspieler hohe Erwartungen an ihn, wenn es darum geht, auch bei Eckbällen im gegnerischen Strafraum zur Stelle zu sein. "Da läuft der ein oder andere Schmäh in der Mannschaft", gestand Margreitter mit einem Grinsen. Diesmal aber hatte er die im Training "genauso einstudierte" Variante erfolgreich zum Abschluss gebracht.

Bis zur Nachspielzeit hatte diese 2:0-Führung trotz der Duisburger Dauerbelagerung Bestand. Dann brachte der eingewechselte Debütant Alexander Fuchs mit einem leichten Körperkontakt MSV-Spieler Boris Tashchy überraschend leicht zu Fall; und Kevin Wolze erzielte das 1:2 per Foulelfmeter. Und in den Schlussminuten wurde die anfangs souveräne Angelegenheit noch einmal zu einer richtigen Abwehrschlacht. "Wir wurden extrem gefordert bis zur allerletzten Sekunde", sagte Trainer Michael Köllner, der bei seiner "jungen Mannschaft" die "Souveränität" vermisste, ihr aber „einen Sieg des Willens und der Leidenschaft“ attestierte. Nürnberg nahm in der Tat den Kampf mit offenem Visier an und brachte den Erfolg letztlich verdient über die Zeit. "Solche Spiele tun uns auch gut, solange du sie gewinnst. Beim nächsten Mal sind wir dann schon ein bisschen cooler", stellte Köllner zufrieden fest.

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