Möhwalds Mutation: Vom Club-Kasper zur Führungsfigur

9.1.2018, 11:35 Uhr
Möhwalds Mutation: Vom Club-Kasper zur Führungsfigur

© Sportfoto Zink / DaMa

+++ Rot-Schwarzes Spanien: Der Ticker aus dem Club-Camp +++

Auch in diesem Trainingslager hat Kevin Möhwald wieder die offizielle Lizenz zum Blödeln. Gemeinsam mit seinem kongenialen Kumpel Tim Leibold präsentiert der eloquente Thüringer in Valencia für Club-TV das obligatorische Videotagebuch, ein mitunter leicht anarchisches Format, das in Fankreisen längst Kultstatus genießt.

Schlauchboot und Spielgestaltung 

Bei aller Lust am Schabernack hat sich Möhwalds Rolle beim 1. FC Nürnberg aber doch erheblich gewandelt. Gab "Pommes" zu Beginn seiner Profikarriere noch gern den etwas tollpatschigen Klassenkasper, der etwa in der Türkei schon mal zur kollektiven Erheiterung im Hotelpool einen slapstickreifen Kampf mit dem Schlauchboot ausfocht, zählt der 24-Jährige heute zu den respektierten Leadern im Team.

"Es ist schon mein Anspruch an mich selbst, dass ich die Mannschaft auf dem Feld führen und ihr helfen kann", sagt Möhwald, räumt aber ein, dass es da "bei mir auch noch Luft nach oben gibt". Gerade in schwierigen Phasen will der Ex-Erfurter künftig noch präsenter sein, den Kollegen Halt geben und ihnen signalisieren, dass sie sich an ihm aufrichten können, "das habe ich mit dem Trainer auch so besprochen".

Das neue Standing im Verein hat sich der technisch versierte Mittelfeldmann vor allem durch konstante Leistungen erworben. In 19 von 21 Pflichtspielen stand Möhwald in dieser Saison auf dem Platz, nur zweimal fehlte er verletzt. "Ich finde, ich habe bislang einen ganz guten Job gemacht", sagt Möhwald, "aber natürlich ist es immer noch ausbaufähig."

Zum Beispiel die persönliche Scorer-Bilanz. Vier Tore seien zwar "sehr ordentlich", da drei davon aber aber schon in den ersten vier Partien erzielt wurden, "sind die Erwartungen dann natürlich höher". Dass dem Vorlagenkönig der Vorjahre in der Liga noch kein einziger Assist gelang, liegt für Möhwald auch an seiner neuen Position im taktischen Konzept von Trainer Michael Köllner: "Ich bin jetzt meistens der Aufbauspieler, der das Spiel nach vorne verlagert, und damit eher für den vorletzten als den letzten Pass zuständig."

Wie lange Möhwald beim Club überhaupt noch für irgendwelche Pässe zuständig sein wird, ist offen. Sein Dreijahresvertrag läuft im Sommer aus, die vom Verein erhoffte Verlängerung kam bislang nicht zu Stande. Zumindest einen vorzeitigen Wechsel hatte Möhwald schon vor Wochen ausgeschlossen. "Es stand auch überhaupt nicht zur Debatte, mich im Winter mit irgendwas zu beschäftigen", beteuert Möhwald, zu verlockend sei das große Ziel: "Wir haben in der Hinrunde gemeinsam viel erreicht und sind als Mannschaft gut gewachsen. Und jeder erkennt nach 18 Spielen die sich bietende Chance, diesen Weg zusammen gehen zu können."

"Die Charaktere hier passen einfach gut zusammen"

Wohin Möhwalds Weg nach der Saison führt, vermag auch er selbst noch nicht zu sagen. Ausgeschlossen sei ein Verbleib in Nürnberg keineswegs, "wenn es diese Chance nicht gäbe, wäre ich jetzt schon weg". Möhwald weiß durchaus zu schätzen, was er am Club hat. "Es ist schon so, dass man zweimal mehr überlegt, wenn man sich so gut versteht", schwärmt er vom speziellen Teamgeist; es sei auch kein Zufall, dass Spieler sogar miteinander in den Urlaub fliegen: "Die Charaktere hier passen einfach gut zusammen. Es macht Spaß, zum Training zu gehen und mit den Jungs auf dem Platz zu stehen."

Andererseits ist da aber auch der verständliche Wunsch, den nächsten Karriereschritt zu machen. Und ob sich der große Traum von der Bundesliga mit dem Club erfüllen lässt, ist derzeit noch nicht absehbar, auch wenn Möhwald vom Potenzial seiner Elf überzeugt ist: "Man hat in der Vorrunde gesehen, dass keine Mannschaft besser ist als wir, wenn wir unsere Leistung bringen." Und das Pokalduell mit dem VfL Wolfsburg habe trotz der 0:2-Niederlage gezeigt, "dass der anspruchsvolle Plan, den wir haben, auch gegen gute Mannschaften funktioniert. Wir dürfen nur nicht davon abweichen."

"Einfach mein Ding machen"

Eine Deadline für die "schwierige Entscheidung" hat sich Möhwald nicht gesetzt, er weiß aber, "dass man sich natürlich irgendwann bekennen muss. Für beide Seiten ist es keine einfache Situation". Momentan will Nürnbergs Kreativkraft möglichst "nicht darüber nachdenken und einfach mein Ding machen". Ob auf dem Fußballplatz – oder vor der Kamera.

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