Nach Bundalo-Schock: Neuer, alter Kreisläufer gesucht

13.8.2016, 15:30 Uhr
Wollte mit dem HCE angreifen: Uros Bundalo hat in der Vorbereitung hart trainiert, ein Kreuzbandriss zwingt ihn nun zu einer langen Pause.

© Sportfoto Zink / MaWi Wollte mit dem HCE angreifen: Uros Bundalo hat in der Vorbereitung hart trainiert, ein Kreuzbandriss zwingt ihn nun zu einer langen Pause.

Die Nachricht erreichte Rene Selke mitten in Bulgarien. Zur Hochzeit einer guten Freundin aus Schulzeiten war der 32-Jährige gereist, seit einem Jahr schon war der Kurzurlaub geplant – als eine kleine Ruhephase in Monaten der harten Arbeit rund um den HC Erlangen. "Ich hätte das nicht gemacht, wenn ich nicht gewusst hätte, dass alle größeren Baustellen zwei Wochen vor Saisonbeginn abgearbeitet gewesen wären", sagt der Geschäftsführer. Man darf ihm das glauben, das Umfeld ist geradezu überwältigt von der Arbeitsmoral des Nachfolgers von Stefan Adam, der den Verein in Richtung Düsseldorfer EG im Eishockey verlassen hat.

Doch dann, nach den Hochzeitsfeierlichkeiten, klingelte das Handy: Trainer, Mannschaftsarzt, Physiotherapeut. Alle riefen sie an, um Rene Selke eine schlimme Nachricht zu überbringen: Kreisläufer Uros Bundalo hat sich das Kreuzband gerissen.

"Es war eine handballtypische Situation, eine Körpertäuschung ohne große Gegnereinwirkung", sagt Robert Andersson. Der Trainer war einer der ersten, der mit Bundalo sprach, als dessen Knie böse weggeknickt war. "Uros sagte gleich, dass es sich nicht gut anfühlt." Erste Tests vor Ort ließen nichts Gutes vermuten, die genaueren Untersuchungen brachten traurige Gewissheit.

Die Knie-Operation gleich am Donnerstag verlief ohne Komplikationen. "Uros ist natürlich sehr niedergeschlagen, aber er gibt sich schon wieder kämpferisch und optimistisch", sagt Selke. Immerhin habe man, ähnlich wie bei Pavel Horak vergangene Saison, das Glück im Unglück, dass außer den Kreuzbändern nichts weiter beschädigt ist. Mit einem Ausfall von sechs bis acht Monaten muss man dennoch rechnen - je nach Heilungsverlauf.

"Das ist vor allem für Uros natürlich unfassbar bitter. Es wirft ihn gnadenlos zurück, er war gerade dabei, sich zu integrieren, Sprachkurse zu besuchen. Auch sportlich ist es ein herber Verlust, er hat in unseren Planungen im Angriff, vor allem aber in der zentralen Deckung mit seinem Leistungsniveau eine zentrale Rolle gespielt", sagt Selke. Bundalo ist slowenischer Nationalspieler, der 27-Jährige kam vor der Saison vom HBC Nantes nach Erlangen.

Preiß? Sabljic? Nienhaus?

"Nun hängt es erst einmal wieder allein an Jonas Thümmler", sagt Robert Andersson. Für den jungen Berliner ist das keine neue Situation, in der vergangenen Saison musste er häufig den verletzungsanfälligen Sebastian Preiß ersetzen, wuchs mit dieser Aufgabe und hat sich dank der großen Spielanteile enorm weiterentwickelt. "Wir können aber unmöglich mit nur einem Kreisläufer in eine Bundesliga-Saison gehen." Mögliche Alternativen haben den Verein verlassen: Preiß ist zu den Handballfreunden Springe in die dritte Liga gewechselt, Christoph Nienhaus ist weiter ohne Verein. Die vereinsinternen Talente auf dieser Position sind, so Andersson, noch nicht so weit.

Aus diesem Grund hängt Rene Selke nun beinahe Tag und Nacht am Telefon, wie er verrät: "Ich habe eine Liste mit potenziellen Spielern, die ich jetzt abarbeite. Aber das ist nicht leicht. Welcher Verein lässt schon zu diesem Zeitpunkt einen seiner besten Spieler ziehen? Noch dazu haben wir nicht unbegrenzte finanzielle Möglichkeiten." Trotzdem ist der Manager zuversichtlich, schon bis nach dem Wochenende eine "adäquate, vernünftige Alternative" präsentieren zu können. "Wir wollen aber dabei keine kurzfristige Notlösung, sondern eine, die den langen Ausfall bis Saisonende kompensieren kann."

Das Anforderungsprofil an den Neuen ist dabei klar: Er muss sich schnell ins Team integrieren können und ins Konzept von Trainer Robert Andersson passen. "Idealerweise kennt derjenige die Mannschaft und den Trainer schon", sagt Selke, was natürlich den Fokus auf die ehemaligen Kreisläufer des HCE lenkt. Steht also eine Rückkehr von Weltmeister Preiß bevor? Von Stanko Sabljic? Christoph Nienhaus? "Ich möchte Namen grundsätzlich nicht kommentieren", sagt Selke, "wir nehmen aber wirklich jede Option wahr."

Der Fokus dürfte bei der Suche vor allem auf der Abwehr liegen, dort war Bundalo im Deckungszentrum eine große Verstärkung. Bis ihm am Sonntag das Kreuzband riss. Das Testspiel an diesem Samstag (18 Uhr, Hiersemann-Halle) gegen Handball Bregenz und am Sonntag (17 Uhr) in Gunzenhausen gegen Rimpar sollen jedenfalls auch dazu dienen, den ersten Schock zu verarbeiten.

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