Nach Fürth: Nächster Zweitliga-Klub im Clinch mit Bild

17.9.2015, 08:48 Uhr
Nach Fürth: Nächster Zweitliga-Klub im Clinch mit Bild

© Screenshot: twitter.com @RBL_aktuell

Der FC St. Pauli wird sich am Wochenende nicht an der für alle 36 Erst- und Zweitliga-Klubs geplanten "Wir helfen"-Aktion für Flüchtlinge beteiligen, die von Bild und dem Versandunternehmen Hermes initiiert wurde. "Der FC St. Pauli wird nicht an der von der Deutschen Fußball Liga, Hermes Logistik und Bild-Zeitung initiierten Badges-Aktion unter dem Motto 'Wir helfen' am kommenden Spieltag teilnehmen", teilte der Kiez-Klub am Mittwoch auf seiner Homepage mit.

Statt des von Bild und Hermes vorgeschlagenen Logos "Wir helfen – #refugeeswelcome" will der Tabellendritte der Zweiten Liga am Sonntag im Spiel bei Eintracht Braunschweig das Logo des Bundesliga-Sponsors auf dem linken Trikot-Ärmel tragen. Auf Twitter fand die Entscheidung des FC St. Pauli großen Zuspruch. Der Hashtag #BILDnotwelcome führte am Mittwochnachmittag stundenlang die Deutschland-Trends an.

Die entstandene Diskussion, bei der es zunächst um Kommerzialisierung im Fußball und Stänkern gegen Bild ging, befeuerte dann ausgerechnet Bild-Chef Kai Diekmann selbst, der aus der Absage der Kiezkicker an die Aktion ableitete, die Hamburger hätten "kein Herz für Flüchtlinge".

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© Screenshot: fcstpauli.com

Der FC St. Pauli sieht das anders. Man sei seit vielen Wochen auf verschiedenen Ebenen zu dem Thema aktiv, um den Menschen, die nach Deutschland geflohen sind, zu helfen, erklärte der kaufmännische Geschäftsleiter Andreas Rettig. "Unser Testspiel gegen Borussia Dortmund, das private Engagement unserer Spieler sowie verschiedenste Aktionen unserer Fans und Abteilungen für die Flüchtlinge in Hamburg sind Beleg dafür. Daher sehen wir für uns nicht die Notwendigkeit, an der geplanten, für alle Klubs freiwilligen Aktion der DFL teilzunehmen“, erklärte Rettig.

Von dem Teilnahmeverzicht habe sein Verein alle Beteiligten vorab informiert. Mit Verwunderung hätten die Verantwortlichen des FC St. Pauli zur Kenntnis genommen, dass das vertrauliche Schreiben an die Bild-Zeitung von dieser genutzt wurde, die Absage des FC St. Pauli negativ in der Öffentlichkeit darzustellen. Bild hatte online mit der Schlagzeile berichtet: "St. Pauli boykottiert 'Wir helfen'"

Die Reaktionen der Twitter-Gemeinde auf den Tweet des Bild-Chefs ließen nicht lange auf sich warten:

Wie alle anderen 35 Erst- und Zweitliga-Klubs beteiligen sich an der Bild- und Hermes-Aktion, auch der 1. FC Nürnberg und die SpVgg Greuther Fürth, die zuletzt noch auf Konfrontationskurs mit dem Boulevard-Blatt gegangen war. Auf Twitter wurde auch das zum Thema:

Zahlreiche Anhänger des FCN - speziell die organisierten - sehen die Aktion derweil überaus kritisch. So fordert das Bündnis aktiver Clubmitglieder (BAC) den Verein auf, sich dieser "offensichtlichen Werbekampage nicht anzuschließen". Es sei "schwer zu glauben, dass sich die BILD-Zeitung ernsthaft für Flüchtlinge einsetzen möchte", erklärt das BAC. Als Ergänzung folgt die offensichtlich rhetorisch gemeinte Frage: “Wie oft schon hat gerade diese Zeitung Ressentiments geschürt?". Das Bündnis aktiver Clubmitglieder, dessen Aufruf via Facebook von der Rot-Schwarzen Hilfe unterstützt wird, positioniert sich klar. Auch der FCN habe dies bereits getan. Laut BAC habe er sich bereits für Flüchtlinge engagiert, diese beispielsweise ins Stadion eingeladen, als „gerade Medien wie die BILD-Zeitung sich für Flüchtlingshilfe nicht im Geringsten interessierten“.

Doch zurück auf den Hamburger Kiez: Zuletzt sorgte der FC St. Pauli im August vor dem Gastspiel bei RB Leipzig für Aufsehen, als er – aus Protest gegen Kommerz – auf seiner Homepage das dem Weltkonzern Red Bull ähnelnde RB-Logo entfernte.

Dieser Artikel wurde am 17. September, 8.48 Uhr, aktualisiert. 

 

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