Polter: Pendler zwischen Fußball-Welten

25.3.2013, 06:59 Uhr
Polter: Pendler zwischen Fußball-Welten

© Sportfoto Zink

Die Sonne strahlte auch am Sonntag von einem wolkenlosen Himmel. Angenehme 23 Grad hatte es in Tel Aviv, wo sich die deutsche U21-Nationalmannschaft seit Dienstag auf die EM-Endrunde (5. bis 18. Juni) vorbereitete. Täglich zwei Einheiten, Sonntagabend der letzte Formtest gegen EM-Gastgeber Israel (2:1).

Sebastian Polter durfte 20 Minuten mitspielen, die Konkurrenz ist wieder größer geworden in der Landesauswahl. Auch beim 1. FC Nürnberg sitzt er zunächst meist auf der Bank; in der Rückrunde zählte er nur beim 1:1 in Stuttgart zur Anfangsformation, ansonsten wurde er frühestens nach einer Stunde eingewechselt. Gegen Schalke gar erst kurz vor Schluss, womit er immerhin noch die Siegprämie abstauben konnte. Sauer war er trotzdem.

„Ich habe heute nur drei Minuten gespielt, das war schon eine Botschaft vom Verein“, klagte Polter in einem Fernsehinterview. Nur was für eine, darüber gehen die Meinungen auseinander. Sein Sportdirektor rät ihm, auch drei Minuten ernst zu nehmen. Und stolz darauf zu sein, überhaupt antreten zu dürfen für den traditionsreichen Club.

Die Frage lautet nun: Wie lange noch? Polter ist ja bloß geliehen vom nicht ganz so traditionsreichen VfL Wolfsburg, bis 2014 ist er noch gebunden an die reiche VW-Tochter.

Anfang des Jahres schien es noch so, als würde der Club bis an seine finanzielle Schmerzgrenze gehen wollen, um Polter im Sommer fest zu verpflichten. Die Entschlossenheit ist Zweifeln gewichen; die sportliche Leitung scheint nicht mehr restlos überzeugt zu sein von Polters Qualitäten, der zwar bisher ein Tor mehr erzielt als Rivale Pekhart (3), aber dennoch oft bloß zweite Wahl ist.

Deshalb ist auch Bader gespannt, wie sich der kräftige Angreifer in den nächsten Wochen präsentieren wird. „Es liegt nur an ihm“, sagt Bader, der für die nächste Saison zwei Stürmer verpflichten möchte. Einer davon könnte Polter sein, muss aber nicht. „Alles ist möglich“, sagt Bader: Polters eher geräuschlose Rückkehr nach Wolfsburg am 30. Juni oder mindestens ein Gespräch mit VfL-Kollege Allofs über einen dauerhaften Wechsel zum Club ab dem 1. Juli.

Derzeit sieht es eher nach Polters Abschied aus. Der bald 22-Jährige, einer von aktuell 19 (!) verliehenen VfL-Profis, ist neben Cigerci (Mönchengladbach), Sio (Sochaux) und Koo (Augsburg) angeblich einer von vier Gastarbeitern, die bei den Niedersachsen eine Zukunft haben. Dafür spricht zudem, dass ihn der Trainer Hecking einst von Wolfsburg nach Nürnberg holte, ehe der Trainer Hecking über Nacht von Nürnberg nach Wolfsburg türmte.

Allerdings müsste Polter beim VfL besser sein als viele, viele andere; in Heckings Lieblingssystem ist lediglich Platz für einen Stoßstürmer, der normalerweise Bas Dost heißt (sieben Millionen Euro teuer) und demnächst auch Patrick Helmes heißen könnte, der nach seinem Kreuzbandriss wieder angreift. Srdjan Lakic gehört ebenfalls noch den Wolfsburgern, es würde kurz- und mittelfristig also nicht leichter werden für Polter, der bereits in der B-Jugend für Wolfsburg auflief.

Bis zur Entscheidung über seine berufliche Zukunft dürfte Polter gedanklich also weiter zwischen zwei Fußball-Welten pendeln. Reservist in Nürnberg, normalerweise sehr gefragt in der U21. „Es ist schon ein Unterschied, ob er gegen Gleichaltrige spielt oder auch gegen Ältere“, schränkt Bader ein. Was ungefähr soviel heißen könnte wie: Sie warten noch auf Polters endgültigen Durchbruch. Aber wohl nicht mehr lange.

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