Ronaldo? Messi? Schäfer! - Nürnbergs Mann in Togo

25.1.2017, 05:58 Uhr
Traore Abdel Manaf kennt sich aus mit den Traditionen beim FCN  - auch wenn er selbst nie im Frankenstadion war.

© Traore Abdel Manaf Traore Abdel Manaf kennt sich aus mit den Traditionen beim FCN - auch wenn er selbst nie im Frankenstadion war.

Keine zwanzig Minuten dauerte es, bis die E-Mail-Antwort aus Togo, diesem kleinen westafrikanischen Land zwischen Ghana und Benin am Atlantischen Ozean, im Redaktionspostfach aufschlug. "Ich habe leider nur ein FCN-T-Shirt und einen Schal", entschuldigt sich Traore Abdel Manaf, der Absender der E-Mail, für das spontan entstandene Foto, das ursprünglich nur Teil einer Fanklub-Galerie werden sollte.

Traore Abdel Manaf ist ein ungewöhnlicher Togolese. Nicht weil er mit der eher deutschen Tugend Pünktlichkeit besticht. Vielmehr hat er einen für togolesische Verhältnisse ungewöhnlichen Lieblingsverein: Er ist glühender Fan des 1. FC Nürnberg. Und das, obwohl er in seinem Leben noch nie in Nürnberg, geschweige denn in Deutschland gewesen ist.

"Ich will den FCN in Togo bekannter machen"

Seit November 2011 ist der 23-jährige Präsident des 1. FCN Togo, OFCN-Nr. 684. Seine Mission: "Ich will den 1.FC Nürnberg in Afrika und speziell in Togo bekannter machen, weil sich die Leute hier nur für die großen Klubs wie Real Madrid, den FC Barcelona oder Bayern München interessieren." Früher war sein Lieblingsklub zwar der FC Bayern - wahrscheinlich eine Jugendsünde. Über einen Freund lernte er aber Armin Peipp kennen, seines Zeichens Präsident des FCN Fanclubs "Florida Westcoast" in den USA.

Und Peipp scheint überzeugend auf den jungen Togolesen eingewirkt zu haben. Jedenfalls ist Abdel Manaf seither Feuer und Flamme für den fränkischen Traditionsverein: "Armin Peipp hat mich überzeugt, Nürnberg-Fan zu werden." Peipp war es auch, der ihn ermunterte in Togo einen Fanklub zu gründen. Im November 2011 war es dann soweit. Gemeinsam mit seinem mittlerweile in Bremen lebenden ehemaligen Schulkameraden und Freund Kodjo Sewovi gründete er den "1. FCN Togo", ein Fanklub mit mittlerweile 50 Mitgliedern. Ein FCN-Trikot konnte sich Abdel Manaf auf dem Markt besorgen, ansonten hapert es derzeit allerdings noch an Ausrüstung und Fan-Utensilien für seine Mitglieder.

Ronaldo? Messi? Schäfer! - Nürnbergs Mann in Togo

© Traore Abdel Manaf

"Einmal FC Nuremberg, immer FC Nuremberg"

"Für mich ist der FCN mein Leben. Es ist wie meine Familie. Es gibt so viele Dinge, die mich zum FCN-Fan gemacht haben. Ich kann das gar nicht beschreiben", schwärmt Abdel Manaf, der mit drei Brüdern und zwei Schwestern in Togo lebt. Sein mittlerweile verstorbener Vater war einfacher Bauer. Er selbst geht noch zur Schule und kickt bei Unisport Sokode in der togolesischen Premiere Division, der höchsten togolesischen Liga. "Fußball ist in Togo wie eine Religion", sagt er.

Viele schwärem für Emmanuel Adebayor, den togolesischen Volksheld und Starspieler, der einst für Arsenal London, Manchester City und Real Madrid auf Torejagd ging. Dagegen wirkt das Vorbild von Abdel Manaf doch ein wenig unglamouröser: "Mein Lieblingsspieler ist Raphael Schäfer." Messi und Ronaldo kann schließlich jeder. Abdel Manaf scheint es ernst zu meinen, mit seiner Liebe zum Club, in seinem Whatsapp-Status heißt es: "Einmal FC Nuremberg, immer FC Nuremberg" Ein bisschen deutsch kann er, das hat er in der Schule gelernt. Gespickt ist die WhatsApp-Meldung mit vier Deutschlandfahnen, dem Land, in dem er selbst noch nie gewesen ist.

"Ich kenne die Geschichte von Max Morlock"

Fasziniert ist er vom fränkischen Traditionsverein trotzdem: "Wenn ich die FCN-Fans 'Die Legende lebt' singen höre, macht mich das froh. Ich weiß nicht, wie ich diese Liebe beschreiben soll“, sagt er. Nürnberg und Togo trennen zwar knapp 5.000 Kilometer, über das Tagesgeschehen ist der Fanklub-Vorsitzende aber trotzdem bestens informiert. "Als Fan fühle ich mich sehr gut, wenn das Stadion in "Max-Morlock-Stadion" umbenannt wird, obwohl ich ihn nie habe spielen sehen. Ich kenne nur seine Geschichte. Aber das wäre super, wenn ich jedes Mal seinen Namen höre, wenn der 1. FC Nürnberg ein Heimspiel hat."

Am Sonntag geht für seinen Lieblingsverein die Rückrunde los. Und eine Sache ist gewiss: Das Ergebnis gegen Dynamo Dresden wird auf jedenfall bis nach Sokode, der Heimatstadt von Traore Abdel Manaf, durchdringen.

 

 

 

 

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