Rotation in Heidenheim: Club setzt auf das Kollektiv

30.10.2017, 18:09 Uhr
Rotation in Heidenheim: Club setzt auf das Kollektiv

© Sportfoto Zink / DaMa

Es gibt Formationen, die harmonieren sofort, manche müssen sich erst mühsam finden, um die bestmögliche Leistung abrufen zu können. Zwei komplette Mannschaften, also 22 Spieler, hat Michael Köllner als Trainer des 1. FC Nürnberg in dieser Saison bereits eingesetzt. Dass womöglich zu viele personelle Umstellungen ihren Anteil an der 0:1-Niederlage am Sonntag in Heidenheim hatten, wischt man beim Club aber mit einem leidenschaftlichen Plädoyer für den Teamgedanken weg.

Mit Müdigkeit hatte die ärgerliche, weil vermeidbare Niederlage jedenfalls nichts zu tun, meinte Keeper Thorsten Kirschbaum: "Darauf wollen wir es nicht schieben." Und die vierfache Rotation in der Startformation? "Wir haben immer betont, dass wir einen breiten Kader haben und dass sich jeder im Training aufdrängt. Jeder, der heute auf dem Platz stand, hat das zu hundert Prozent verdient. Von daher glaube ich nicht, dass zu viel rotiert wurde", erwiderte er und sprach seinem Trainer damit aus der Seele.

Unter die vier Neuen, die Köllner im Vergleich zum 3:2-Sieg im DFB-Pokal am Mittwoch beim VfL Osnabrück diesmal in die Startelf rotieren ließ, war Miso Brecko. Der 33-jährige Slowene stand das erste Mal in dieser Saison in der Startelf. Im Sommer war er noch Kapitän. Als klar war, dass Neuzugang Enrico Valentini ihm den Rang als Rechtsverteidiger ablaufen würde, reichte Brecko die Armbinde freiwillig an Hanno Behrens weiter, der gerade erst seinen Vertrag langfristig verlängert hatte.

Brecko: "Ich habe gut trainiert"

Der bisherige Saisonverlauf rechtfertigt die Entscheidung, Valentini das Vertrauen zu schenken. Der Deutsch-Italiener interpretiert den Part rechts in der Viererkette dynamischer als Brecko. In Osnabrück rettete er dem Club sogar das Weiterkommen und erzielte den 3:2-Siegtreffer. Köllner revanchierte sich bei ihm mit einer Verschnaufpause. Denn bis zur Partie in Heidenheim hatte Valentini keine einzige der insgesamt 1170 Spielminuten in dieser Saison verpasst. Bei Brecko standen zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 14 Spielminuten auf der Uhr. Fünf Mal hatte ihn Köllner in der mal mehr mal minder heiklen Schlussphase eingewechselt.

Für einen Routinier wie Brecko, der 161 Bundesligaeinsätze und 77 Länderspiele vorweisen kann, gewiss keine einfache Zeit. Der Prozess vom arrvierten Führungs- zum stillen Ergänzungsspieler war bereits vollendet, ehe Köllner in die Breite dachte. "Ich habe gut trainiert, und letztendlich entscheidet der Trainer, wer spielt", sagte Brecko nach seiner plötzlichen Rückkehr wie immer kurz angebunden.

Die ärgerliche Niederlage überlagerte jedoch seine Freude über die Nominierung: "Natürlich macht es Spaß zu spielen. Aber es wäre natürlich besser gewesen, wenn wir gewonnen hätten." Wie sich die für ihn völlig ungewohnte Rolle als Teilzeitprofi anfühlt, darüber schwieg er sich professionell aus. Ein Fehler war seine Nominierung aber sicherlich nicht. "Die auf dem Platz waren, haben es sich verdient", meinte Offensivspieler Kevin Möhwald und lieferte damit ein Indiz für einen besonderen Teamspirit.

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