Serie gerissen: HCE verliert erstmals in der Arena

19.11.2014, 22:09 Uhr
Kaum ein Durchkommen: Der HC Erlangen belohnte sich gegen Melsungen ausnahmsweise einmal nicht.

© Harald Sippel Kaum ein Durchkommen: Der HC Erlangen belohnte sich gegen Melsungen ausnahmsweise einmal nicht.

Im Juli, als der HC Erlangen noch an der Vollendung seines Handballmärchens arbeitete, da war die Melsunger Turngemeinde schon einmal zu Gast gewesen. Erlangen, damals noch Zweitligist, nahm das Achtelfinale im DHB-Pokal gegen den Bundesliga-Verein als Generalprobe für all das, was auf sie zukommt, wenn es denn klappen würde mit dem Aufstieg.

Sie verloren dann recht unspektakulär mit 24:33 (12:17). Das empfand Erlangen als so enttäuschend, dass Michael Roth, der Gästetrainer, sich irgendwann sogar dazu genötigt sah, seinen Kollegen Frank Bergemann in den Arm zu nehmen. "Lieber Frank", tröstete er, "jetzt sind deine Jungs wenigstens wieder auf dem Boden." Es klappte dann bekanntlich trotzdem mit dem Aufstieg, diese Pokal-Demütigung aber, die hatten sie in Erlangen trotzdem nicht vergessen.

Am Mittwochabend war Melsungen wieder da, allerdings in der Arena Nürnberg, wo der HC Erlangen seine Bundesliga-Heimspiele austrägt und noch ungeschlagen war in dieser Saison. Viel Euphorie, große Heimstärke, Melsungen der Favorit – es war eine ähnliche Situation wie im Juli. Doch leider war auch dieser Klassenunterschied plötzlich wieder da in der ersten halben Stunde.

Das lag zum einen an der löchrigen Deckung des HCE, der auf den verletzten Abwehrchef Sebastian Preiß verzichten musste. Immer wieder kam Melsungen zu einfachen Toren, auch Nikolas Katsigiannis, der zuletzt bärenstarke Torhüter, hatte seine Genialität zunächst verloren. Und vorne, da trafen sie das Tor nicht. Allen voran Ole Rahmel, einer der Top-Torjäger der Liga, der obendrein seinen 25. Geburtstag feierte. So zog Melsungen mühelos davon, 3:6 (8. Minute), 5:9, 7:12 (18.), 8:15 (24.). Als Rahmel sein erstes Tor warf, warf er das zum 11:18. Mit 13:19 ging es in die Halbzeit. Vor einer Woche hatte Erlangen beim THW Kiel in 60 Minuten 23 Gegentore kassiert.

Aus der Pause kam der HCE dann mit dem Wissen, mindestens Bäume ausreißen zu müssen. Und das taten sie dann auch: Erst einmal stabilisierte sich die Abwehr um einen starken Jan Stochl im Tor, Bergemann hatte Preiß aufs Feld geschickt. Weil der Angriff aber weiter beste Möglichkeiten kläglich vergab, musste Melsungen erst wieder zittern, als auch Rahmel wieder ins Tor traf. Hess zum 20:24 (46.) weckte das Publikum wieder auf, Katsigiannis, der einen Siebenmeter hielt, brachte die Arena zum Kochen.

Die Partie wurde jetzt hitzig, Erlangen kämpfte bis zum Umfallen - und kam durch Rahmel und Weltgen erstmals seit der zehnten Minute wieder auf zwei Tore heran (22:24, 50.). Mittlerweile war Spielmacher Martin Stranovsky mit einer Fingerverletzung ausgeschieden. Auf dem Feld standen außer Katsigiannis und Sveinsson in der Schlussphase nur noch Spieler, die auch dieses Pokalspiel miterlebt hatten.

Doch Melsungens Schlussmann Mikael Appelgren bewahrte seine Mannschaft jetzt vor einem weiteren Erlanger Handball-Märchen. Die Gäste zogen wieder davon, drei Minuten vor dem Ende stand es wieder 29:24 für Melsungen. Zwar konnte der HCE nochmal auf 28:30 verkürzen, doch an der ersten Niederlage in der Arena änderte das nichts mehr.

"Ich hoffe", fand Michael Roth, der Trainer, "dass der HC jetzt nicht verzweifelt, sondern seinen Weg konzentriert weitergeht." Das hatte er im Juli gesagt. Es galt auch am Mittwoch wieder.

Keine Kommentare