Sicherheitsdebatte im Fußball: Das sagen die Experten

15.1.2013, 11:08 Uhr
In der Debatte um Sicherheit in deutschen Fußballstadien waren die Fronten zwischen Fans, Verbänden und Vereinen zuletzt verhärtet. Inzwischen stehen die Zeichen auf einen vorsichtigen Neubeginn des Dialoges. Das zeigte sich auch bei einer Podiumsdiskussion der Deutschen Akademie für Fussballkultur zum Thema im Nürnberger Presseclub mit Club-Vorstand Martin Bader, DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig und verschiedenen Fanvertretern. In unserer Bildergalerie können Sie die besten Statements des Abends noch einmal nachlesen.
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In der Debatte um Sicherheit in deutschen Fußballstadien waren die Fronten zwischen Fans, Verbänden und Vereinen zuletzt verhärtet. Inzwischen stehen die Zeichen auf einen vorsichtigen Neubeginn des Dialoges. Das zeigte sich auch bei einer Podiumsdiskussion der Deutschen Akademie für Fussballkultur zum Thema im Nürnberger Presseclub mit Club-Vorstand Martin Bader, DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig und verschiedenen Fanvertretern. In unserer Bildergalerie können Sie die besten Statements des Abends noch einmal nachlesen. © Stefan Hippel

Martin Bader (Sportvorstand 1. FC Nürnberg): 
 
 ... über die Fanbetreuung beim 1. FC Nürnberg: "Die Fanbetreuung stand in der Vergangenheit auch bei uns nicht immer an oberster Stelle. Das Fanprojekt ist personell völlig unterbesetzt. Die Aktion 12:12 hat uns vor Augen geführt, dieses Thema anzugehen."
 
 ... über die Berichterstattung der Medien: "Die Jenö-Konrad-Choreographie der Club-Fans war ein klares Bekenntnis, dass sich die Nürnberger Fanszene gegen Rechtsextremismus wendet. Dass darüber kaum berichtet wurde, halte ich für sehr bedauerlich."
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Martin Bader (Sportvorstand 1. FC Nürnberg):

... über die Fanbetreuung beim 1. FC Nürnberg: "Die Fanbetreuung stand in der Vergangenheit auch bei uns nicht immer an oberster Stelle. Das Fanprojekt ist personell völlig unterbesetzt. Die Aktion 12:12 hat uns vor Augen geführt, dieses Thema anzugehen."

... über die Berichterstattung der Medien: "Die Jenö-Konrad-Choreographie der Club-Fans war ein klares Bekenntnis, dass sich die Nürnberger Fanszene gegen Rechtsextremismus wendet. Dass darüber kaum berichtet wurde, halte ich für sehr bedauerlich." © Stefan Hippel

Andreas Rettig (DFL-Geschäftsführer):
 ... über das Treffen mit Fanvertretern Anfang Januar: : "Ich kann das noch nicht abschließend bewerten, aber es war wichtig, ein klares Signal zu setzen. Mein Eindruck war, dass es ein konstruktives, aber kontroverses Gespräch war. Wir wollten keinen Medienhype darum und uns nicht öffentlich das Leben schwer machen."
 
 ... über die umstrittenen Kontrollen beim Spiel Bayern München gegen Eintracht Frankfurt: "Die Tatsache, dass dort 20 Messer gefunden wurden, darüber hat sich bei den Fanvertretern niemand echauffiert. Jeder handelt nur aus seiner eigenen Wahrnehmung. Es gibt bei allen Beteiligten Missstände und genau da müssen wir den Hebel ansetzen."
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Andreas Rettig (DFL-Geschäftsführer):

... über das Treffen mit Fanvertretern Anfang Januar: : "Ich kann das noch nicht abschließend bewerten, aber es war wichtig, ein klares Signal zu setzen. Mein Eindruck war, dass es ein konstruktives, aber kontroverses Gespräch war. Wir wollten keinen Medienhype darum und uns nicht öffentlich das Leben schwer machen."

... über die umstrittenen Kontrollen beim Spiel Bayern München gegen Eintracht Frankfurt: "Die Tatsache, dass dort 20 Messer gefunden wurden, darüber hat sich bei den Fanvertretern niemand echauffiert. Jeder handelt nur aus seiner eigenen Wahrnehmung. Es gibt bei allen Beteiligten Missstände und genau da müssen wir den Hebel ansetzen." © Stefan Hippel

Michael Gabriel (Leiter Koordinationsstelle Fan-Projekte):
 ... über das Treffen von Fanvertretern und DFL-Spitze Anfang Januar: "Die Fanvertreter sind mit großer Skepsis zu dem Treffen gekommen, die Erfahrungen der letzten Jahre waren desillusionierend. Dass von Seiten der DFL mit Seifert und Rettig die höchsten Verantwortlichen teilgenommen haben, war ein wichtiges Signal. Es war wohltuend, das alles ohne großes Medien-Trara organisiert war. Und es gab Raum, um seinen Unmut zu äußern. Es ist der Beginn eines mühevollen Weges, das verloren gegangene Vertrauen wiederzugewinnen. Jetzt gilt es, das mit Leben zu füllen."
 
 ... über Möglichkeiten die Problematik von Auswärtsspielen zu entschärfen: "Ordner in den Stadien sollten auch in Freundlichkeit und der richtigen Behandlung von Gästen geschult werden. Das würde viel Druck rausnehmen.
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Michael Gabriel (Leiter Koordinationsstelle Fan-Projekte):

... über das Treffen von Fanvertretern und DFL-Spitze Anfang Januar: "Die Fanvertreter sind mit großer Skepsis zu dem Treffen gekommen, die Erfahrungen der letzten Jahre waren desillusionierend. Dass von Seiten der DFL mit Seifert und Rettig die höchsten Verantwortlichen teilgenommen haben, war ein wichtiges Signal. Es war wohltuend, das alles ohne großes Medien-Trara organisiert war. Und es gab Raum, um seinen Unmut zu äußern. Es ist der Beginn eines mühevollen Weges, das verloren gegangene Vertrauen wiederzugewinnen. Jetzt gilt es, das mit Leben zu füllen."

... über Möglichkeiten die Problematik von Auswärtsspielen zu entschärfen: "Ordner in den Stadien sollten auch in Freundlichkeit und der richtigen Behandlung von Gästen geschult werden. Das würde viel Druck rausnehmen. © Stefan Hippel

Gunter Pilz (Fanforscher und Sportsoziologe):
 ... über Polizeieinsätze rund ums Fußballstadion: "Ein Ärgernis für mich ist, dass bei den Strategien der Polizei nicht hinterfragt wird, ob sie nicht mehr Probleme schaffen, als sie lösen. Mich ärgert an den Innenministern, dass sie nicht so selbstkritisch sind, wie sie selbst es von den Fans erwarten. Mehr Polizei bedeutet nicht mehr Sicherheit."
 
 ... über Rechtsextreme im Fußball: "Rassismus findet in den deutschen Stadien dank der Statuten der DFL nicht mehr so offen statt. Aber Rechtsextreme zeigen dort trotzdem noch Präsenz. Sie halten jedoch still, so dass man ihnen nicht mit Stadionverboten begegnen kann. Man muss sich hier klar positionieren und darf es sich nicht so einfach machen zu argumentieren, der Sport sei unpolitisch."
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Gunter Pilz (Fanforscher und Sportsoziologe):

... über Polizeieinsätze rund ums Fußballstadion: "Ein Ärgernis für mich ist, dass bei den Strategien der Polizei nicht hinterfragt wird, ob sie nicht mehr Probleme schaffen, als sie lösen. Mich ärgert an den Innenministern, dass sie nicht so selbstkritisch sind, wie sie selbst es von den Fans erwarten. Mehr Polizei bedeutet nicht mehr Sicherheit."

... über Rechtsextreme im Fußball: "Rassismus findet in den deutschen Stadien dank der Statuten der DFL nicht mehr so offen statt. Aber Rechtsextreme zeigen dort trotzdem noch Präsenz. Sie halten jedoch still, so dass man ihnen nicht mit Stadionverboten begegnen kann. Man muss sich hier klar positionieren und darf es sich nicht so einfach machen zu argumentieren, der Sport sei unpolitisch." © Stefan Hippel

Sig Zelt (Fanvertreter und Anhänger von Union Berlin) 
 ... über das besondere Verhältnis zwischen Fans und Verein bei Union: "Die Fans mussten den Verein vor dem Untergang bewahren. Wir haben uns unsere Position im Verein dadurch erarbeitet. Unsere Meinung wird tatsächlich gehört und respektiert. Auch die Leute, die in Vereinsgremien gewählt werden wollen, müssen sich an ihrem Verhalten den Fans gegenüber messen lassen." 
 
 ... über Gewalt im Fußball: "Das Gewaltproblem ist viel besser geworden, aber es gibt Momente, in denen ich denke, dass es noch einmal so kommen kann wie früher. Ich denke dabei aber nicht an die Szenen, die in den Medien die Berichterstattung dominieren, ich denke nicht an Pyrotechnik und Platzstürme. Sondern daran, dass das Verhalten der Ultras untereinander zunehmend von Gewalt geprägt ist. Es ist wunderbar, dass Rassismus und Homophobie zurücktgedrängt wurden, aber ich habe Bedenken, dass solche Positionen in bestimmten Fangruppen wieder im Kommen sind."
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Sig Zelt (Fanvertreter und Anhänger von Union Berlin)

... über das besondere Verhältnis zwischen Fans und Verein bei Union: "Die Fans mussten den Verein vor dem Untergang bewahren. Wir haben uns unsere Position im Verein dadurch erarbeitet. Unsere Meinung wird tatsächlich gehört und respektiert. Auch die Leute, die in Vereinsgremien gewählt werden wollen, müssen sich an ihrem Verhalten den Fans gegenüber messen lassen."

... über Gewalt im Fußball: "Das Gewaltproblem ist viel besser geworden, aber es gibt Momente, in denen ich denke, dass es noch einmal so kommen kann wie früher. Ich denke dabei aber nicht an die Szenen, die in den Medien die Berichterstattung dominieren, ich denke nicht an Pyrotechnik und Platzstürme. Sondern daran, dass das Verhalten der Ultras untereinander zunehmend von Gewalt geprägt ist. Es ist wunderbar, dass Rassismus und Homophobie zurücktgedrängt wurden, aber ich habe Bedenken, dass solche Positionen in bestimmten Fangruppen wieder im Kommen sind." © Stefan Hippel

Antje Hagel (Mitglied AG Fanbelange und Fanprojekt Offenbach):
 ... über die Sicherheitsdebatte: "Wieso reagieren mächtige Verbände so massiv auf Forderungen der Gewerkschaften der Polizei? Bei einer verdi-Forderung würde man nie so reagieren, auch nicht mit so massiven Drohungen."
 ... über die englische Fankultur: Bei der Hillsborough-Tragödie hat Premierminister Cameron 23 Jahre später zugeben müssen, dass die Polizei gelogen hat. Diese Lügen haben mit dazu beigetragen, dass es in England keine Stehplätze mehr gibt und sich die Fankultur massiv verändert hat."
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Antje Hagel (Mitglied AG Fanbelange und Fanprojekt Offenbach):

... über die Sicherheitsdebatte: "Wieso reagieren mächtige Verbände so massiv auf Forderungen der Gewerkschaften der Polizei? Bei einer verdi-Forderung würde man nie so reagieren, auch nicht mit so massiven Drohungen."

... über die englische Fankultur: Bei der Hillsborough-Tragödie hat Premierminister Cameron 23 Jahre später zugeben müssen, dass die Polizei gelogen hat. Diese Lügen haben mit dazu beigetragen, dass es in England keine Stehplätze mehr gibt und sich die Fankultur massiv verändert hat." © Stefan Hippel

Stefan Schwaneck (Mitinitiator der Online-Kampagne "ich-fühl-mich-sicher.de"): 
 ... über die Aktion "Ich fühl mich sicher!": "Ich bin seit 12 Jahren als Fan national und international dabei und hatte nie das Gefühl, nicht sicher zu sein. Der grundsätzliche Beweggrund hinter der Aktion, war eine Kampagne, mit der sich nicht nur die Ultras, sondern alle Fans identifizieren können. Das Problem in der Debatte ist, dass die vielen Hardliner diejenigen, die vermitteln wollen, aus der Diskussion drängen. Schade ist, dass kein Verein das Logo der Kampagne auf seiner Homepage veröffentlicht hat - dabei wäre der Slogan "Ich fühl mich sicher!" doch die beste Werbung, die man haben kann."
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Stefan Schwaneck (Mitinitiator der Online-Kampagne "ich-fühl-mich-sicher.de"):

... über die Aktion "Ich fühl mich sicher!": "Ich bin seit 12 Jahren als Fan national und international dabei und hatte nie das Gefühl, nicht sicher zu sein. Der grundsätzliche Beweggrund hinter der Aktion, war eine Kampagne, mit der sich nicht nur die Ultras, sondern alle Fans identifizieren können. Das Problem in der Debatte ist, dass die vielen Hardliner diejenigen, die vermitteln wollen, aus der Diskussion drängen. Schade ist, dass kein Verein das Logo der Kampagne auf seiner Homepage veröffentlicht hat - dabei wäre der Slogan "Ich fühl mich sicher!" doch die beste Werbung, die man haben kann." © Sportfoto Zink / DaMa

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